Es gibt/gab 2 Beschränkungen des EU Zuckermarktes. Einmal nach Innen und einmal nach Außen.
Nach Innen: Sämtlicher eingeführter Zucker, mit Ausnahme aus den begünstigten Gebieten, wird mit sehr hohen Importzöllen belegt. Für z.B. 300 Dollar je Tonne eingeführter Weltmarktzucker kostet dann nachher in der EU 600 bis 700 Euro je Tonne. Faktisch erhalten Zuckerproduzenten damit relativ feste Preise für Ihren Zucker und müssen dafür den Rübenbauern auch feste Preise für Quotenrüben bezahlen.
Nach Außen: Es darf nur ganz wenig Zucker exportiert werden. Selbst wenn der Zucker auf dem Weltmarktpreis deutlich höher als in der EU wäre.
Was bei Südzucker weggefallen ist, ist die Beschränkung des Exportes (EU Zuckerproduzenten dürfen beliebig viel Exportieren) und die Fixierung des Mindestrübenpreises.
Was nach wie vor besteht ist der Schutz nach Innen vor Importen. Man braucht also keine Billigimporte zu fürchten und kann als EU Zuckerproduzent die Preise faktisch innerhalb der EU diktieren. Die Abnehmer haben keine Chance auf Weltmarktzucker auszuweichen, da dieser faktisch nicht unter 700 Euro je Tonne in die EU eingeführt werden kann.
Das Argument, dass EU Produzenten nun ja durch den Wegfall der Produktionsbeschränkung mehr Zucker produzieren können, was dann zu einem sinken der EU Zuckerpreise führen könnte, wird nahezu durch den Wegfall der fixen Preise für Zuckerrüben aufgehoben. Sinkt der EU Preis für Zucker, bekommen die Bauern weniger für die Rüben. Die Marge der Zuckerproduzenten bleibt gleich. Aldi und Lidl lassen hinsichtlich einer Analogie bei Molkereierzeugnissen grüßen.
Was bleibt unterm Strich:
Der Innenschutz vor Billigimporten aus Brasilien bleibt bestehen und damit die eigene Preissetzungsmacht in der der EU. Ein etwaig niedrigerer Zuckerpreis innerhalb der EU kann durch den Wegfall des Mindestrübenpreises an die einzelnen Rübenbauern weitergegeben werden. Überzucker kann bei Bedarf und entsprechendem Preis nun ohne Beschränkungen Exportiert werden.
Der Zuckerweltmarktpreis ist seit dem Wegfall der EU Exportbeschränkungen paradoxerweise übrigens von ca 285 Dolllar je Tonne binnen 2 Monaten auf ca 300 bis 310 Dollar je Tonne gestiegen. Ein höherer Ölpreis sorgt dafür, dass in Brasilien, dem weltgrößten Zuckerproduzenten, nun deutlich mehr Zucker für die Bioethanolproduktion verwendet wird und somit weniger für den Weltmarkt zur Verfügung steht.
Südzucker wird nach Innen also die selben Margen erzielen und dadurch, dass die Kosten mit dem Innenhandel bereits gedeckt sind als "Zuckerl" obendrauf die Ernteüberschüsse in den Weltmarkt drücken können. Selbst ein Kurssturz für Weltmarktzucker auf 50 Dollar je Tonne, was zu gigantischen Pleiten im Zuckermarkt weltweit führen würde, beträfe den EU Preis für Zucker nicht. Nach wie vor dürfen hier von 17 mio Tonnen Bedarf ledigllich 1 bis 2 mio Tonnen eingeführt werden.
Ach ja, ganz vergessen habe ich, das Südzucker nur noch etwa ein viertel des Gewinns mit "Zucker" macht. Nahezu drei viertel des Gewinns fährt man mit anderen Konzernteilen ein.
Und wenn nun Hedge Fonds den Südzucker Kurs auf Jahressicht durch den Leerverkauf von 5 Prozent aller Aktien von 25 auf 17 Euro pro Aktie drücken, dann zeigt mir das, dass sie die Wirkung der Reform entweder nicht verstanden haben oder aber diese Wirkung völlig egal ist. Denn wer mal kurz 11 mio Aktien zum Bestkurs auf den Markt wirft, der wird den Kurs immer in den Keller treiben können. Egal wie die Basics sind.
Glaubt Ihr nicht ? Schaut Euch die Zahlen an. |