Scheinbar sind Psychologie und Börse doch eng miteinander verwoben und so lässt es sich vielleicht auch erklären, dass der Kurs von P7 trotz Bestätigung der Gesamtjahresprognose für 2017 (wenn ich die Meldungen der letzten Wochen richtig verstanden habe) so stark nach unten rutschte. Der Grund für das dicke Minus waren scheinbar mehrere Faktoren, insbesondere wohl aber der TV-Werbemarkt im dritten Quartal. Dabei war das 3. Quartal wegen der Sommerflaute im Fernsehen immer schon das schwierigste Quartal, nach meiner Ansicht. Selbst das zweite Quartal ist oft davon abhängig, wie das Osterfest vom Datum her liegt. Wesentlich wichtiger sind für den TV-Markt aber meines Erachtens das 4. Quartal und das 1. Quartal.
Kritisch anmerken möchte ich aber, dass die Sendergruppe auf den eigenen Marktanteil achten sollte. Leider war es die letzten Monate nach meinem Eindruck schon so, dass ein Mitbewerber aufholte. Wie ich bereits erwähnte, sollten vielleicht mehr eigene Inhalte produziert und den Zuschauern angeboten werden. Das sollte insbesondere aber Qualitätsware sein, die vom Zuschauer dann auch angenommen wird und die Kasse klingeln lässt. Zumal sich diese Inhalte dann eventuell auch an andere Marktteilnehmer im Ausland verkaufen lassen (z.B. Serien, Filme).
Ein weiterer Punkt ist wohl auch die Frage, ob die Schwäche im TV-Werbemarkt struktureller Natur ist oder nur vorübergehend anhält. Da scheiden sich die Geister. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass nach meinem Kenntnisstand mittlerweile bereits ca. die Hälfte des Umsatzes des Konzerns außerhalb des TV-Geschäfts generiert wird.
Bezüglich der Verunsicherung möchte ich auch noch anmerken, dass nach meiner Meinung die Unternehmenskommunikation vielleicht nicht optimal läuft. Von der Kapitalerhöhung war ich nicht begeistert, aber auch die vorgeschlagenen Ideen, wie Teil-IPO, halte ich für problematisch. Ich halte nicht viel davon, wenn gerade die Filetstücke verscherbelt werden. Gerade der Bereich "Digitales" gleicht doch die Schwächen des TV-Geschäfts aus. Es stellt sich ja ohnehin die Frage, ob bei den Zahlen der letzten Jahre grundlegende Änderungen sinnvoll sind oder ob nicht doch punktuelle Änderungen besser sind (z.B. Zusammenlegung von einzelnen Sparten). Da stellt sich auch die Frage, ob durch eine Kapitalerhöhung, weiteren Investoren/Partnern, das Ergebnis für die jetzigen Anleger/Investoren nicht verwässert wird. Insbesondere die Abspaltung von einzelnen Teilen halte ich für problematisch. Da wird meines Erachtens einmal Geld reingespült, aber die jährlichen Erträge der gut laufenden Bereiche fallen dann ganz oder teilweise für den Konzern weg. Es wäre vielleicht sinnvoll, keine kurzfristigen Entscheidungen zu treffen, so als eine Art Beruhigungspille. Wichtig sind strategisch sinnvolle und langfristige Entscheidungen. Wenn die Schwäche im TV-Markt nicht strukturell, sondern nur vorübergehender Natur ist, dann kann ich nur sagen, es läuft doch scheinbar ganz gut, warum wieder alles ändern ? Zu überdenken wäre übrigens auch die Dividendenpolitik. Denn nach meiner Meinung ist eine geringere Dividende sinnvoller, als eine Kaptitalerhöhung (wegen der Verwässerung der zukünftigen Erträge bzw. Dividenden).
Interessant finde ich auch, dass es Menschen gibt, die ihre Entscheidungen von einzelnen Produkten oder Personen des Unternehmens abhängig machen. Da werden die Zahlen und Fakten entweder ganz oder teilweise außer Acht gelassen. So ist dann die Nase oder Meinung eines Moderators oder der Inhalt einer Sendung entscheidender, als das Image oder die Zahlen des Gesamtkonzerns. Auch wenn eine Person beispielsweise ein bestimmtes Produkt nicht benötigt oder ein Konkurrenzprodukt besser ist, kann der Gesamtkonzern trotzdem interessant sein. Negative Emotionen können manchmal aber auch hilfreich sein. Nach meiner Meinung profitierte die Sendung "Schlag den Raab" auch davon, dass einige Zuschauer gern sehen wollten, wie der Moderator trotz Ehrgeiz "leidet" und dann verliert.
Ansonsten begrüße ich aber Selbstkritik. Denn Selbstkritik ist ja bekanntermaßen der erste Schritt zur Besserung. Selbstkritik ist mutig und leider noch zu selten. |