Meine Rückmeldung auf Dein Post ist ja noch offen (sorry, war die letzten Tage extrem beschäftigt...).
KapschTraffic: der urspüngliche Plan war vermutlich eine gesamte Übernahme, da HN immer von 500 Mio. Umsatz mit 0,3-fach MKP gesprochen hatte. Ich vermute daher, dass dies immer noch der Plan sein könnte.
Was ist seit meinem Post im Mai 2023 hierzu passiert: damals stand der Kapsch-Kurs bei ca. 12 Euro, heute steht er bei ca. 9 Euro, obwohl Kapsch zwischenzeitlich knapp 80 Mio. Liquiditätszufluss aus der Einigung mit Deutschland hatte (wobei Liquiditätszufluss vielleicht das falsche Wort ist, weil das Geld ja sofort an Banken zur Senkung des Verschuldungsgrads weitergereicht wurde).
Schaut man sich den Kapsch H1-2023/24-Bericht an, sieht man, dass ohne diesen Sondereffekt ein minimal positives EBIT erzielt wurde:
https://www.kapsch.net/ir/meldungen/ktc-20231115-cr-de
Dies bedeutet bei der weitergehend bestehenden Verschuldung ein deutlich negatives Halbjahresergebnis von Kapsch.
Im Halbjahresbericht wird zwar auf gute Aussichten verwiesen, aber der Markt glaubt es nicht (siehe Aktienkurs).
Im Ergebnis muss man daher klar sagen: gut, dass es bisher nicht mit einer Übernahme geklappt hat, denn es wäre vor 6-12 Monaten bestimmt noch teurer gewesen. Die Zeit spielt (wenn denn wirklich eine Übernahmen von Kapsch eine Möglichkeit ist, was ja weiter reine Spekulation ist) für Kontron. Erst deutlich tatsächlich hochmargige Umsatzsteigerungen würden wieder für Kapsch spielen.
Wo ist nun vermutlich das Problem?
Aus meiner Sicht liegt das größte Problem bei Georg Kapsch, der sich vermutlich seit Jahren massiv in den Hintern beißen wird, dass er damals CarrierCom an Kontron billigst veräußert hat, weil CarrierCom sich binnen kürzester Zeit unter HN zu einem Speedboat entwickelt hat. Also HN hat genau das erreicht, was GK bei CarrierCom immer erreichen wollte, aber nicht erreicht hat. Das wird ihm kein zweites Mal passieren wollen, weswegen er - völlig unüblich - offensichtlich seine eigenen Aktien für Verbindlichkeiten von Kapsch verpfändet hat (zumindest hatte ich das so verstanden). GK wird daher aktuell ganz extrem vorsichtig sein, dass ihm sowas kein zweites Mal passiert, dass sein veräußertes margenschwaches Geschäft binnen kürzester Zeit wieder zum neuen Speedboat von HN wird. Und deswegen hat er äußerste Vorbehalte an einer Veräußerungund versucht alles, das Unternehmen selbst zu halten (zumal er genau weiß, dass HN eben nicht äußerst spendabel ist bei Firmenerwerben). Sein Problem sind aber die Banken, an die er die Aktien verpfändet hat und er daher nicht mehr frei entscheiden kann.
Welche Lösung wäre nun möglich: Mich hat es damals bei CarrierCom bereits gewundert, dass es nicht einfach zu einer Beteiligung von GK an Kontron gekommen ist, denn dann hätte er auch weiter von CarrierCom profitiert. Ich vermute aber, er hatte das damals einfach nicht vorstellen können, dass es so eine Entwicklung gibt bei Kontron. Aus diesem Grunde wäre jetzt letztlich die Lösung im Prinzip ganz einfach, dass sich GK (sofern die Banken mitspielen) einfach an Kontron beteiligt.
Ich bin auch weiterhin der Meinung, dass die außerordentliche Hauptversammlung von Kontron, mit welcher die Wandelschuldverschreibung ermöglicht wurde, nicht tatsächlich völlig als Vorratsmöglichkeit erfolgt ist, und man sich bloß die Option offenhalten wollte, die auslaufende Wandelschuldverschreibungen durch eine neue zu ersetzen. Das hätte man aus meiner Sicht auch noch locker auf der nächsten Hauptversammlung machen können, denn die Liquidität für eine Zwischenfinanzierung hätte man ja. Ich glaube, da steckte insgeheim schon mehr dahinter. Die bisherigen Argumente für die außerordentliche HV scheinen mir einfach ein bisschen vorgeschoben.
Eine Möglichkeit wäre doch beispielsweise, dass die Wandelanleihe (zumindest teilweise) den Kapsch-Aktionären/Banken zum Bezug als Tausch für Kapsch-Aktien/Kredite angeboten würde. Dann würde sich nämlich wieder der Kreis schließen und plötzlich die außerordentliche Hauptversammlung echten Sinn ergeben. Und auch die Kapsch-Investoren hätten die Möglichkeit, von der zukünftigen Entwicklung weiter zu profitieren.
Und noch ein weiterer Satz zum ARP: Ich bin echt gespannt, ob dies wirklich diese Woche wieder gestartet ist; denn ansonsten müsste man wohl eher davon ausgehen, dass es nicht wegen des Jahreswechsels, sondern zur Vermeidung von Insiderhandel wg. ggf. anstehender News ausgesetzt worden sein könnte.
Und jetzt noch abschließend, was ich von einer Kapsch-Übernahme halten würde: Dieses Urteil kann ich mir schwer anmaßen, da ich mich bei Kapsch nicht wirklich auskenne. Ich würde da voll auf das Urteil von HN vertrauen, da er mit seinen Einschätzungen oftmals goldrichtig lag. Wenn man aber die letzten Absätze im o.g. HJ-Bericht von Kapsch liest ("Enormer Auftragseingang"), klingt das alles so, als ob es tatsächlich möglich sein könnte, auch den Rest von Kapsch zeitnah in ein weiteres Speedboot zu verwandeln.
Aber nur nochmal abschließend zur Klarstellung: Wie bereits im Mai gesagt, alles zu Kapsch ist reine Spekulation meinerseits, die auf den Details aufgesetzt hat, die Hannes damals selbst zu den anonymen Übernahmekandidaten gesagt hatte (500 Mio Umsatz, 0,3-fach MKP). Ich habe keinerlei Kenntnis, ob Kontron wirklich an einem Kapsch-Deal arbeitet und was es mit der Wandelschuldverschreibung und dem ARP wirklich auf sich haben könnte. |