Steinhoff-Aktie bricht nach Rücktritt von CEO Jooste ein --Steinhoff räumt Unregelmäßigkeiten bei Bilanzierung ein --CEO tritt zurück --Aktie verliert mehr als 50 Prozent
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Aktie der Steinhoff International Holdings ist auf Sinkflug, nachdem der Möbelhändler neue Informationen über Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung eingeräumt hat. Konzernchef Markus Jooste ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Die Unregelmäßigkeiten erforderten weitere Untersuchungen, teilte das MDAX-Unternehmen am Dienstagabend mit und verschob die Vorlage seines Konzernabschlusses auf unbestimmte Zeit. Zugleich warnte Steinhoff vor dem Handel mit der eigenen Aktie.
"Aktionären und anderen Investoren in Steinhoff wird empfohlen, beim Handel mit den Wertpapieren des Konzerns Vorsicht walten zu lassen", hieß es am Ende der Mitteilung des zweitgrößten europäischen Möbelherstellers hinter Ikea. Die Steinhoff-Aktie bricht im frühen Handel um mehr als 50 Prozent ein.
Der Aufsichtsrat stehe in Beratung mit den gesetzlichen Abschlussprüfern und habe sich an PwC gewandt, um eine unabhängige Untersuchung durchzuführen. Im Zuge dessen reichte Vorstandsvorsitzender Jooste am Dienstag seinen Rücktritt ein. Der Verwaltungsrat hat diesen akzeptiert und seinen Chairman Christo Wiese zum Interims-Vorstandsvorsitzenden berufen.
Den geprüften Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2016/2017 will Steinhoff erst dann veröffentlichen, wenn das Unternehmen sich dazu in der Lage sieht. Darüber hinaus werde das Unternehmen prüfen, ob die Jahresabschlüsse der Vorjahre angepasst werden müssten.
Eigentlich wollte das Unternehmen am heutigen Mittwoch zumindest untestierte Zahlen für das am 30. September beendete Geschäftsjahr vorlegen, hat dies nun aber auch abgeblasen, wie ein Sprecher bestätigte. Die Testierung verzögere sich vor allem aufgrund der Untersuchungen in Deutschland, hatte Steinhoff vor zwei Tagen mitgeteilt. Die Staatsanwaltschaft prüfe mutmaßliche Bilanzfälschungen.
Zweifel an den Bilanzen des Konzerns stehen schon seit einiger Zeit im Raum. Ein ehemaliger Joint-Venture-Partner, mit dem Unternehmenstöchter in Rechtsstreitigkeiten verwickelt sind, hat bei einem Gericht in Amsterdam eine Prüfung der Bilanz für das Geschäftsjahr 2015/16 beantragt. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg seit Ende August gegen vier aktuelle und ehemalige Verantwortliche des Konzerns, zu der auch der deutsche Möbeldiscounter Poco gehört, wegen des Verdachts der unrichtigen Darstellung in Bilanzen.
Die Staatsanwaltschaft nannte das Unternehmen zwar nicht beim Namen, sprach aber von einem Konzern, "zu dem unter anderem ein Möbelhandel-Unternehmen in Westerstede gehört". Die Europa-Zentrale von Steinhoff ist in Westerstede ansässig. Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc. |