Naja, mit der "Irreführung der Aktionäre durch Ibersol-Ankündigungen": Da sollte man vielleicht mal ein bisschen drüber nachdenken.
Zunächst wird es für diese Bilanzierungstechnik (die im Übrigen ja nicht illegal, sondern halt nur nicht besonders transparent zu sein scheint) ja wohl andere Gründe geben. Es wäre doch albern, anzunehmen, dass das Management das einzig und allein gemacht hätte, um Aktionäre irrezuführen. Was für einen Sinn soll so etwas Riskantes denn haben? Der Kurs hat sich nach dieser Meldung ja auch nicht verdoppelt oder so. Wenn man was hätte erfinden wollen, hätte man ja gleich in die Vollen gehen können. Was weiß ich, "arabische Emirate bereiten Großauftrag vor" oder sowas.
Hinzu kommt, dass die Ibersol-Sache ja nicht frei erfunden war. Die Transaktion fand ja (sehr sehr sehr viel) später auch statt. Also wenn Anleger Aktien nur deswegen gekauft haben sollten -- dann haben sie ja jetzt, was sie wollen. Klar, astrein war das nicht, aber das bestreitet ja auch keiner. Ich meine nur, dass ich jetzt nicht sooo den riesigen Einfluss durch diese Bilanzierungsverschiebung sehe.
Seien wir mal ehrlich, nachdem wir vom Management und AR von S2M jetzt so einiges gesehen haben: Wahrscheinlicher, oder zumindest naheliegender, als irgendwelche Manipulationsversuche mit halbwahren News ist doch allemal, dass die einfach nur dumm waren. Die dachten ja auch, "ui der Utz kommt, perfekt, hier Junge, nimm Millionen!". Wie schon jemand schrieb, solche Verträge wie der mit Ferrostaal haben zig Klauseln, vielleicht waren die froh dass Ferrostaal vorläufig zustimmte und dachten, das Ganze wäre in trockenen Tüchern. Vielleicht war es das sogar, bis bei Ferrostaal sich ein klitzekleines Korruptionsproblemchen bemerkbar machte.
Wenn man drüber nachdenkt: Wenn eine Firma wie Ferrostaal unter Korruptionsverdacht steht, und man sieht, dass die vorhaben/hatten, bei einem großen Projekt wie Ibersol einzusteigen.. naja, da liegt es wieder nahe, dass man erstmal alle Bremsen zieht, von Verpflichtungen zurücktritt und das alles gründlich untersucht. Das war für die S2M Leute so sicher auch nicht vorhersehbar. Dann saßen die etwas kalt erwischt da und hofften, dass sich die Ferrostaal-Sache schnell genug ausbügelt, dass man nicht an die Öffentlichkeit muss und sagen, die Sache ist geplatzt.
Wenn es nicht Dummheit war, gibt es sicher noch andere Erklärungsmöglichkeiten. Dass man da aber versuchte, den Kurs zu manipulieren und Anleger zu bescheißen, rangiert auf meiner Liste möglicher Erklärungen sehr weit unten. Ich sehe da einfach kein vernünftiges Risiko/Ertrag-Verhältnis in so einer Aktion. Soo wichtig ist es doch einem Vorstand, der den AR im Rücken weiß, auch nicht, dass der Kurs eines Unternehmens hoch ist. Wozu soll das auch gut sein? Wichtiger sind doch andere Dinge.
Und dass das S2M-Management sich große Mühe gibt, den Kurs hoch zu halten, also davon kann doch bitte schön niemand hier ernsthaft überzeugt sein, oder? Man kann doch nicht allenthalben (richtigerweise) zustimmen, dass die Öffentlichkeitsarbeit von SM grauenhaft ist, und dann unterstellen, dass die irgendwelche Sachen erfinden, um den Kurs zu treiben. Wenn die WIRKLICH den Kurs treiben wollten, dann wäre doch das erste, die PR in Schwung zu bringen. Alle immer gleich kommentieren und dementieren und Schönfärben... Irgendwie kurios, aber dadurch dass sie das NICHT tun, wirken sie auf mich seriöser. Wäre die Firma eine Blase ohne Substanz, wäre die PR erste Sahne. Dadurch dass die PR grauenhaft ist, sehe ich mich darin bestätigt, dass die Substanz gut ist und dass Management halt im Grunde einfach auf ihre Technik und Produkte vertraut.
Ach und zu den Verflechtungsgeschichten und so weiter: Ich denke, das ist Gang und Gebe, zu einem gewissen Grad. Und wenn man da kreativ ist, d.h. einen guten Steuerberater hat, dann kann man da schon viel herausschlagen. Solange da nichts illegal ist, profitieren wir doch als Mitbesitzer von SM davon! Eben aus z.B. Steuergründen bildet man Firmen die z.B. nur Angestellte haben, und dann ständig Verluste machen (absetzbar) während andere Firmen nur Gebäude an die dritte Firma vermieten, in der die Angestellten der ersten Firma sitzen... Ich kann nur wiederholen: Solange nicht illegal, ists gut für uns Anleger. Dass wir da nicht durchsteigen, ist doch auch gar nicht so wichtig. Herr Steuerberater Kuhn dürfte sich in diesen Dingen deutlich besser auskennen als Otto Normalanleger ;)
Sorry, mal wieder, für den Post mit Überlänge.
FAZIT für Ungeduldige: Ich empfehle, bei Unklarheiten am Besten ALLE möglichen Erklärungen bedenken und sich erstmal auf die einfachsten und wahrscheinlichsten konzentrieren. Das ist vernünftig und schont Nerven. Viele scheinen sich auf die schlimmste und bösartigste Erklärung, die sie finden, einzuschießen und dann mit Tunnelblick immer nur noch diese zu sehen... |