| | | Französischer Hochgeschwindigkeitszug TGV | |
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Siemens habe auch ein Angebot zur Übernahme der kompletten Alstom-Bahntechniksparte vorbereitet, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf regierungsnahe Kreise in Berlin. Zu Alstom-Bahntechnik gehört unter anderem der Hochgeschwindigkeitszug TGV. Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy wehrt sich gegen eine Zerschlagung Alstoms. Vor allem der TGV ist in Frankreich mit hohem nationalem Prestige verbunden.
Siemens wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren. Auch die Bundesregierung verweigerte einen Kommentar. "Das sind unternehmerische Entscheidungen, die von der Bundesregierung nicht kommentiert werden", sagte ein Regierungssprecher.
EU-Kommission entscheidet über Staatshilfen
Branchenexperten zufolge ist für Siemens neben dem Bahntechnik-Geschäft und der Energie-Sparte auch das Großturbinengeschäft von Alstom interessant. Im vergangenen Jahr hatten die Münchner von den Franzosen bereits für rund 1,1 Mrd. Euro das Geschäft mit den kleineren Industrieturbinen übernommen.
Die Regierung in Paris und die EU-Kommission verhandeln seit Wochen über ein milliardenschweres Rettungspaket für Alstom. Medienberichten zufolge plant Siemens eine Klage, sollte die EU die staatlichen Beihilfen ohne Auflagen gewähren und die Münchner somit nicht zum Zuge kommen. Die Kommission wird frühestens am kommenden Montag über die Beihilfen entscheiden.
Spekulationen über Auflagen
Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete, wird Brüssel die mindestens 3,2 Mrd. Euro starke Finanzspritze des Staates und der beteiligten Banken genehmigen. Im Gegenzug müsse Alstom kleinere Teilbereiche abstoßen, die zusammen etwa zehn Prozent des Umsatzes ausmachen. Zudem werde Alstom verpflichtet, binnen drei bis fünf Jahren Partnerschaften mit anderen Unternehmen wie Siemens, General Electric oder Mitsubishi einzugehen.
Siemens rechnet laut "Welt am Sonntag" damit, dass sich Alstom nicht von seinem Kraftwerksgeschäft und auch nicht von seiner Bahntechnik trennen muss, sondern lediglich Randgeschäfte abstoßen wird. Für den Siemens-Konzern würde eine solche Lösung zwar eine Verzögerung seiner Einstiegspläne bedeuten. Aber Siemens könne damit leben, denn immerhin würde sich der französische Staat mit einer solchen verbindlichen Zusage festlegen, hieß es in Siemens-Kreisen.