Hatte nicht die Zeit und Möglichkeit mich diesem Forum zu widmen. Dafür möchte ich jetzt etwas beitragen. Ich muss sagen, dass ich enttäuscht war, als ich die Details zur Kapitalerhöhung gelesen habe. Ich hätte eine größere, eine finale Kapitalerhöhung erwartet. Allerdings sollte das frische, kleine Geld ausreichen, um die Mächtigkeit des Wolfsberger Lithiumvorkommens in Zone 2 mittels neuer Bohrungen festzustellen, die Ressource so nochmals zu erweitern und nach Abschluss der derzeit laufenden Vormachbarkeitsstudie alles bisher festgestellte Lithium in die definitive Machbarkeitsstudie einfließen zu lassen, die ebenfalls bereits finanziert sein sollte. Die nächste Kapitalerhöhung könnte und sollte dann also bereits die letzte aber große Kapitalerhöhung sein.
Wie wir alle wissen, gibt es an der Börse Übertreibungen. Vielleicht ging es Anfang der Woche übertrieben stark nach oben. Dafür entspricht die gegenwärtige Unternehmenskapitalisierung von € 69 Millionen wiederum möglicherweise einer Unterbewertung. Ich will auch erklären warum.
In der Studie vom 27. April/17 http://.../wp-content/uploads/2017/01/170427-Mine-Design_FINAL_DE.pdf kommt das renommierte, unabhängige Ingenieurberatungsunternehmen SRK zu einem Unternehmenswert von 94,8 Millionen USD, umgerechnet derzeit rund € 80 Millionen. Ohne ein Mathe-Genie zu sein, ist sofort erkennbar, dass auf die 80 Millionen Euro noch 11 Millionen fehlen. Das ist aber längst noch nicht alles. Nach diesem Gutachten wurde weiter unten schräg in den Berg gebohrt. Es wurde dabei Lithium in signifikanter Größenordnung gefunden (veröffentlicht am 31. Mai 2017): http://...uploads/2017/01/170531-Surface-drilling-update_FINAL_DE.pdf Am 3. Juli wurde die Ressource entsprechend erweitert: http://...com/wp-content/uploads/2017/01/170703-Resource-Increase.pdf Das Gutachten mit den ~94 Millionen USD Unternehmenswert ging noch von 6,3 Mill. t LCE aus. Am 3. Juli dieses Jahres kamen nochmal 4,68 Millionen Tonnen LCE dazu, insgesamt also 10,98 Mill. t, was bis heute die offizielle Zahl ist. Das ist aber noch lange nicht alles. In der Mitteilung vom 3. Juli sagt Dr. Steve Kesler: "The deep drilling confirmed that the resource extends down dip and significantly increases its size. The drilling also established potential for additional resources in the amphibolite both deeper and in a previously undrilled area. Together with the exciting potential of Zone 2...". Das Lithiumhaltige Gestein sollte also einerseits noch weiter nach unten reichen und es sollte noch mehr davon in den bereits bebohrten Bereichen liegen + Zone 2. Siehe hierzu die aktuelle Unternehmenspräsentation, Seite 13: http://...ent/uploads/2017/01/171123-Investor-Update-Presentation.pdf Gelb sind die 6,3 Mill. t erklärte Ressource bis 3. Juli, 17. Blau die neu hinzugekommenen 4,68 Mill. t. Im blauen Bereich gibt es noch einen unbebohrten Bereich, in dem also zusätzliches Lithium vermutet wird. Außerdem sollten die blauen Lithiumadern sich nach unten fortsetzen. All dieses Lithium ist aktuell wegen der strengen JORC-Regeln nicht ausgewiesen (nicht in den 10,99 Millionen t LCE enthalten). Immer noch nicht alles. Es gibt nämlich noch ein Zone 2. Ursprünglich waren Zone 1 und Zone 2 ein einzige Zone (ein Teil, gehörte zusammen) und lag flach im flachen Boden. Dann, (viel) später, kam es, möglicherweise bei der Bildung der Alpen, als die afrikanische Kontinentalplatte gegen die Eurasische Platte drückte, zu einer Hebung bzw. Faltung. Dabei zerbrach die ursprüngliche, gemeinsame Zone in zwei Teile. In der Zone 1, dem nördlichen Teil konnte man, wie wir wissen, bisher die knapp 11 Millionen Tonnen LCE nachweisen. In der Zone 2, dem südlichen Teil, wurde ebenfalls gebohrt und auch bereits Lithium gefunden: http://...ntent/uploads/2017/01/170609-Zone-2-drilling-results_DE.pdf Es gibt aber keine ausreichende Zahl an Bohrungen um eine JORC-Ressource zu erklären. Man kann also nicht mit ausreichender Sicherheit sagen, wieviel Lithium in Zone 2 liegt, weil man aus Geldmangel nicht ausreichend bohren konnte. Sollte die ursprüngliche gemeinsame Zone bei der Faltung bzw. Entstehung des Berges in zwei gleich große Teile zerbrochen sein, wäre in Zone 2 genauso viel Lithium wie in Zone 1. Es könnte aber auch sein, dass 90% der urspünglichen Zone jetzt Zone 1 ist und in Zone 2 die restlichen 10% des Lithiumvorkommens von Wolfsberg liegen. Das kann derzeit mit der notwendigen Sicherheit niemand sagen. Bei der Studie vom 27. April ist aber nicht nur das blau eingefärbte Lithiumhaltige Gestein aus der aktuellen Unternehmenspräsentation bzw. Ressourcenschätzung nicht berücksichtigt, Zone 2 ist ebenfalls komplett unberücksichtigt. Wenn aber mit Sicherheit wesentlich mehr Lithium (jedenfalls die zusätzlichen 4,68 Mill. t. LCE aus Zone 1) und wahrscheinlich weiteres zusätzliches Lithium aus Zone 1 und möglicherweise zusätzliches Lithium aus Zone 2 hinzugerechnet werden, dann ändert sich die Kalkulation. Aller Wahrscheinlichkeit nach sinken dadurch die Produktionskosten von einer Tonne Lithiumkarbonat von derzeit 5001,- USD (siehe Studie vom 27. April, Seite 10 unten) und steigt dadurch der Unternehmenswert.
Das war aber nur die Angebotsseite, jetzt zur Nachfrageseite.
Konkurrent European Metals hat derzeit eine Marktkapitalisierung von € 59,3 Mill. bei ausgewiesenen Ressourcen von 7,22 Mill. t LCE. Daraus folgt ein Preis pro Tonne LCE von € 8,21. EL hat derzeit eine Marktkapitalisierung von € 69 Mill. bei ausgewiesenen Ressourcen von 10,99 Mill. t LCE. Daraus folgt ein Preis pro Tonne LCE von € 6,28. Allein das schon ein signifikanter Unterschied. Nach eigenen Angaben benötigt European Metals für eine Produktionsaufnahme 393 Mill. USD und hat Produktionskosten von 5211,- USD / t Li2CO3. EL gibt € 150 Mill. Startkosten an und Produktionskosten sind die bereits oben genannten 5001,- USD / t Li2CO3. Schon in der für Q1/18 erwarteten Vormachbarkeitsstudie sollten die Produktionskosten für EL durch die im Juli erweiterte Ressource aber weiter sinken, obwohl sie bereits jetzt niedriger sind, als bei European Metals.
Wie kann es sein, dass die Startkosten in Tschechien um so viel höher sind, als in Kärnten? Einerseits gibt es bedeutende Vorarbeiten wie z.B. den Zufahrtsweg zum in immerhin rund 1500m Höhe gelegenen Explorationsstollen und den Explorationsstollen selbst, die bereits durch die damals staatliche Explorationsgesellschaft Minerex in den 80er Jahren getätigt wurden, andererseits ist es wohl einfach kostengünstiger Roherz horizontal aus einem Berg zu befördern, als vertikal hochzuziehen. Falls jemand eine bessere Erklärung hat, wäre ich sehr interessiert diese zu hören.
Alle anderen Konkurrenten haben entweder überhaupt noch keine Ressource erklärt oder können frühestens 2023 mit der Produktion starten. Siehe dazu aktuelle Unternehmenspräsentation, Seite 22.
In der Unternehmenspräsentation nicht enthalten ist die Deutsche Lithium, die sich zu 50% im Besitz von Bacanora Minerals befindet. Bacanora hat eine Option auf die restlichen 50%. Die Deutsche Lithium stammt aus der Konkursmasse von Solarworld. Interessant ist, dass sich Deutsche Lithium und European Metals dasselbe Lithiumvorkommen teilen. Einmal sächsisches Erzgebirge, einmal tschechisches Erzgebirge. Allerdings konnte ich einen Hinweis darauf weder auf der Website von Bacanora, noch auf der Website von European Metals finden. Sollte doch eigentlich wertsteigernd sein, wenn man sich Infrastruktur teilen kann? Deutsche Lithium jedenfalls möchte die Lithiumkarbonatproduktion in der Nähe von Dresden durchführen. Bacanora hat noch ein anderes Lithiumprojekt, das wesentlich weiter gediehen ist, namentlich Sonora Lithium in Nordmexiko, welches 2019 in Betrieb gehen soll. Exklusiver Abnehmer von Sonora ist die Gigafactory von Tesla in Nevada, USA, die heuer in Teilbetrieb gegangen ist. Im Vollbetrieb soll allein dieses Tesla-Batteriewerk mehr Lithiumionenbatterien in GWh pro Jahr produzieren, wie die gesamte Weltjahresproduktion an Lithiumionenbatterien (Handys, Tablets, Bohrmaschinen, Autos, etc.) des Jahres 2013. Mittlerweile heißt die Gigafactory nicht mehr Gigafactory, sondern Gigafactory 1. Man munkelt bereits über Gigafactory 2 und Gigafactory 3, einmal in Europa, einmal in China. Möglicherweise auch in umgekehrter Reihenfolge. Jede dieser Gigafactorys kann dann nochmal die gesamte Weltjahresproduktion an Lithiumionenakkus des Jahres 2013 pro Jahr produzieren, braucht aber natürlich auch entsprechende Mengen an Lithiumkarbonat und Lithiumhydroxid. Zurück zu Bacanora: Bacanora Minerals hat derzeit eine Marktkapitalisierung von € 126,9 Mill. bei ausgewiesenen Ressourcen von 5,976 Mill. t LCE. Daraus folgt ein Preis pro Tonne LCE von € 21,23. Nicht eingerechnet ist die Deutsche Lithium, bei der es keine Ressourcenschätzung gibt und das "Magdalena Borate"-Projekt in Nordmexiko, das zur Herstellung von Borsäure für den lokalen mexikanischen Markt führen soll.
Hat Merkel Tesla-Gigafactory mit Veto verhindert?
Vor einigen Monaten gab es Gerüchte, dass Angela Merkel einen möglicherweise deutsch-tschechischen Abbau der Lithiumvorkommen im Erzgebirge per EU-Veto auf Anweisung der deutschen fossilen Verbrennerindustrie verhindert hat. Dazu kann ich weiter nichts schreiben, weil ich darüber weiter nichts weiß. Allerdings ist Bacanora ein interessantes Unternehmen, in das es sich vielleicht auch lohnt zu investieren. Und da Bacanora in Nordamerika Tesla bereits exklusiv mit Lithium versorgt, wäre der Gedanke nicht so weit hergeholt, dass es diese Zusammenarbeit irgendwann einmal auch in Europa gibt oder bereits hätte geben sollen.
Noch was zur Geostrategie.
Die kommunistische Führung Chinas hat das offizielle Staatsziel ausgegeben, dass 65% der Weltproduktion an Lithiumionenbatterien, gemeint ist wohl die Zellproduktion, in China erfolgen soll. Derzeit ist China der größte Automarkt der Welt und auch der größte Elektroautomarkt der Welt. Der E-Automarkt Chinas wächst jährlich um zig Prozent. Die chinesischen Autohersteller besitzen einen Anteil von 94% am chinesischen E-Automarkt. Ihr Anteil am Verbrennermarkt ist wesentlich geringer. Bei den Verbrennern konnten sie nie zu den westlichen Herstellern aufschließen. Die Chinesen möchten die Lithiumionenakkuproduktion bzw. die Zellproduktion bzw. die E-Autoproduktion global dominieren, wie das jetzt die Hersteller der westlichen Länder, ganz besonders die deutschen Automobilhersteller bei den Verbrennerautos tun. Bei der chinesischen Quote geht es also nicht nur um Umwelt- oder Klimaschutz, hier geht es ganz klar auch um, mindestens ökonomisches, Dominanzstreben.
VW - immer noch der größte Automobilhersteller der Welt - aber wie lange noch?
Zur IFA im September hat VW-Chef Müller angekündigt bis 2025 Akkus im Wert von € 50 Milliarden zukaufen zu wollen. Meine Frage: von wem will VW diese Akkus kaufen und glaubt er, dass er, dass VW diese Akkus für einen guten Preis bekommen wird? Vielleicht von Tesla kaufen oder den Chinesen jeweils zu einem Superpreis? Frau Merkel drängt VW-Müller (auch öffentlich) dazu in die Zellproduktion einzusteigen. VW-Müller bezeichnete ein derartiges Ansinnen genauso öffentlich als "Witz". Gemeint ist, dass VW wie auch Mercedes Benz und BMW derzeit nicht in der Lage sind, Batteriezellen zu konkurrenzfähigen Preisen herzustellen. Mercedes sogar nachweislich, musste es doch erst kürzlich sogar ihr einziges Werk für Batteriezellproduktion schließen, weil es sich nicht gerechnet hat. Mir sind nur drei Unternehmen bekannt, die das derzeit beherrschen: Panasonic bzw. Tesla, Samsung SDI und LG Chem.
Eine aktuelle Tesla Gigafactory kostet rund 5 Milliarden Dollar. Die nächste Generation heißt dann vielleicht Terra- oder Peta- oder Exa- oder was auch immer Factory und kostet 10 Milliarden Dollar oder 20 Milliarden Dollar oder 25 Milliarden Dollar, wer weiß. Ob dann bei der nächsten Zellgeneration, wenn die Fabriken nochmal ordentlich teurer werden, VW, Mercedes Benz oder BMW das Know-How haben werden, Batteriezellen zu konkurrenzfähigen Preisen herzustellen, das ihnen derzeit fehlt?
Vor diesem Hintergrund dachte ich besonders an VW, als immer noch größtem Automobilhersteller der Welt, als der Kurs von EL wie eine Rakete nach oben schoss. VW will bis 2025 Millionen von E-Autos herstellen und Milliarden für Akkus bzw. Zellen ausgeben. Konkurrent Tesla hat die Strategie gewählt sich bezüglich Rohstoffpreisen und Rohstoffsicherheit abzusichern. Stünde doch auch VW gut zu Gesicht, deswegen mein Gedanke an VW.
Blitzgneißer (jemand, der besonders schnell zu denken imstande ist)
https://www.duden.de/rechtschreibung/Blitzgneiszer
VW et. al. sind einfach Blitzgneißer. Irgendwann, vielleicht schon in den nächsten Monaten, wird ihnen ein Licht aufgehen. Dann steht die Unternehmenskapitalisierung von EL möglicherweise nicht mehr bei 69 Millionen Euro, sondern ist ein bisschen höher. Und dann werde auch ich mir überlegen, ob und zu welchem Preis ich meine Aktien an sie verkaufe.
Das war jetzt nur ein grober Umriss. Allen eine geruhsame Nacht!
Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen. Ich besitze von allen oben angeführten Unternehmen keine Aktien, außer von European Lithium. Mein Text soll keine Empfehlung sein, Aktien irgendeines der genannten Unternehmen zu kaufen oder zu verkaufen. |