ER ist das tätowierte Gesicht der jungen Putin-Gegner. Superstar „Face“ (25), bürgerlich Iwan Dremin, wurde vom Kreml offiziell als Gegner des Regimes gebrandmarkt. Doch Millionen Russen hören seine Musik, folgen ihm auf Instagram. Er kehrte seinem Land den Rücken, sieht Russland in einer unaufhörlichen Abwärtsspirale. Vor seinem Konzert in Berlin sprach er exklusiv mit BILD über ein Russland nach Wladimir Putin (70), die Kriegsbegeisterung der Russen und warum er glaubt, dass Russland in seiner jetzigen Form nicht weiter bestehen wird.
BILD: Warum protestieren die Russen nicht gegen den Krieg, gegen die derzeitige Regierung, gegen Putin?
BILD: War das jemals anders? Dremin: „Als Putin in den frühen 2000er-Jahren an die Macht kam, hätte es Proteste und einen Sturz der Regierung geben müssen. In den 90er-Jahren waren sie (die Russen, Anm. der Red.) vom Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Gefühl der Freiheit begeistert. Anfang der 2000er-Jahre waren sie davon begeistert, dass sie nach den 90er-Jahren ...“ BILD: ... der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ... Dremin: „Genau. Dass sie nach den 90er-Jahren etwas zu essen hatten. Wenn unsere Großeltern und Eltern protestiert hätten, wäre es vielleicht einfacher gewesen, jetzt etwas zu tun. Jetzt halten die Ordnungshüter das ganze Land in Angst und Schrecken.“
BILD: Sollten die Russen trotzdem auf die Straße gehen? Dremin: „Ich bin mir nicht sicher. Ich wünschte, es wäre einfach und ich könnte auf die Straße gehen und die derzeitige Regierung stürzen. Aber es ist viel komplizierter als das. Auch wenn ich der Meinung bin, dass jeder etwas tun sollte, der das Land nach dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar nicht verlassen hat oder außerhalb des Landes war. Man sollte protestieren, sich äußern.“ BILD: Wenn Sie in Russland geblieben wären, hätten Sie es getan? Dremin: „Ich denke schon, ja. So zu tun, als ob nichts wäre, hieße, mir selbst ins Gesicht zu spucken. Ich will nicht sagen, dass ich keine Angst gehabt hätte, aber ich wäre nicht in der Lage gewesen, es anders zu machen.“ ...
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