Gemäß Meldung von Steinhoff wird "the validity and recoverability of certain Steinhoff Europe balance sheet assets" genauer untersucht.
Meiner Ansicht wird es sich dabei nur um die Posten "Goodwill" mit 9,2 Mrd. EUR per 30.9.2016 und "Intangible Assets" mit 7,3 Mrd. EUR handeln.
Wenn man sich den Anteil der dort enthaltenen Werte für Steinhoff Europa anschaut, stellt man fest, dass beim Goodwill im Bereich Household Goods ein Anteil von 2,0 Mrd. EUR auf Europa entfällt und im Bereich General Merchandise ein Betrag von maximal 4,3 Mrd. EUR in den Bereichen Pepkor (3,5 Mrd. EUR) und Poundland (0,8 Mrd. EUR). Poundland entfällt mit Großbritanniens voll auf Europa, Pepkor nur zum einem geringen Teil (schätzungsweise 20% = 0,7 Mrd. EUR, da 80% der Filialen in Australien und Afrika liegen).
Rechnen wir also zusammen: 2,0 Mrd. + 0,8 Mrd. + 0,7 Mrd. = 3,5 Mrd. maximales Risiko im Bereich Goodwill.
Bei den Intangible Assets (Markennamen) haben wir 2016 einen Zugang von insgesamt 2,0 Mrd. für den Bereich Europa (Genesis Group 1,9 Mrd. und Poundland 0,1 Mrd.). Auch hier könnte es Probleme geben.
Insgesamt haben wir also ein Risiko von 3,5 + 2,0 = 5,5 Mrd. EUR.
Das Eigenkapital per 30.9.2016 betrug 16,0 Mrd. EUR. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass der oben dargestellte Goodwill und die Markennamen im Bereich Europa nichts wert sind, hätte man noch ein Eigenkapital von über 10 Mrd. EUR.
Das hat der Markt bisher überhaupt nicht realisiert!
Alle haben gelesen, worauf sich die Untersuchung der Bilanzen im Wesentlichen erstreckt (Assets aus dem Bereich Steinhoff Europa), aber darüber, welche Risiken konkret dahinter stecken, habe ich noch nichts gelesen.
Wenn es hierzu die ersten Berichte gibt, werden wir eine äußerst erfreuliche Kursentwicklung sehen.
Die bisherige Bewertung des Unternehmens und die daraus resultierende Marktkapitalisierung basierte ja nicht auf dem bilanzierten immateriellen Vermögensgegenständen, sondern auf den erwarteten zukünftigen Erträgen der Steinhoff-Gruppe. Und das operativer Geschäft wird ja weiterhin laufen.
Das Vertrauen der Investoren mag derzeit zerstört sein, aber den Kunden von Steinhoff wird das egal sein, die werden nicht wegbleiben, weil das Unternehmen bilanzielle Probleme hat.
Liquiditätsprobleme resultieren aus den Vorfällen direkt nicht. Aufgrund der bilanziellen Unregelmäßigkeiten könnten Kreditgeber womöglich Finanzierungen aufkündigen. Dies ist aber unwahrscheinlich, da es grundsätzlich kein Liquiditätsproblem geben dürfte, sondern nur aufgrund der Aufkündigung der Finanzierungen Liquiditätsprobleme auftreten können. Die Kreditgeber würden die Probleme also selbst verursachen, das werden sie nicht tun.
Fazit: Abwarten, bis die Meldung über das Ergebnis der Abschlussprüfung 2016 und 2017 kommt. Dann wird meiner Ansicht nach klar sein, dass die bilanziellen Auswirkungen sich in Grenzen halten und der Kurs sich vervielfachen.
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