unter 20$ Kaufkurse sind, gibt es zum einen charttechnische Begründungen. Der Kurs fällt (mit einem Stillstandstag dazwischen) seit nunmehr sieben Tagen. Der RSI ist mit 30,44 im überverkauften Bereich. Es besteht zwar die Gefahr, dass der Kurs die 20$-Unterstützung nach unten durchbricht, so dass kurzzeitig auch noch mal Kurs um 18$ drin wären, aber in dem Bereich haben sich im Anfang August und Anfang Sept. schnell neue Käufer gefunden.
Zum anderen gibt es fundamental keine gravierenden negativen Neuigkeiten. Nach den letzten Zahlen, die eine letzte große Abschreibung enthielten, stieg der Kurs bis über 26$; der Markt honorierte den gehobenen Ausblick. Ich wüsste nicht, warum ein CEO-Rücktritt den Ausblick beeinträchtigen sollte. Kauft jetzt etwa jemand kein neues Intel-Notebook oder keinen PC mit einer neuen Arrow-Lake-CPU, nur weil der CEO weg ist? Die neuen CPUs sind im Handel und bleiben dort auch, egal wer CEO ist. Siie werden allerdings aus Wafern gefertigt, die TSMC liefert, weil Intel zurzeit den 3nm-Prozess noch nicht hinreichend beherrscht (Fab34 in Irland fertig in 4nm).
Im übrigen können auch die älteren Alder Lake und Raptor Lake CPUs preislich und von der Leistung noch sehr gut mit AMD mithalten, und die stellt Intel in eigenen Fabs her. Das endlose Börsengedröhne bezüglich "Rückstand im KI-Sektor" halte ich für einen Treppenwitz. In KI wird zwar jetzt viel investiert, aber ob die Investitionen später auch die erwarteten Gewinne bringen, ist mMn fraglich. Da schwingt viel Hype mit. Intels Gaudi-Chips (für KI) reichen an die Konkurrenz noch nicht ran. Nvidia ist im Vorteil, weil Nvidia immer schon Grafik-Chips hergestellt hat, und KI-Chips basieren auf Grafik-Chips.
Interessant ist, dass der Intel-Kurs nach der Ankündigung von Gelsingers Rücktritt zunächst mal kurz (intraday) deutlich stieg, eher er sieben Tag in Folge fiel.
Der Rausschmiss zeigt, dass Intel und Gelsinger bei einer Sitzung am WE offenbar heftig aneinandergeraten sind, was die künftige Strategieausrichtung betrifft. Das BoD könnte z. B. vorhaben, die Fab-Sparte schneller als geplant abzuspalten und separat an die Börse zu bringen.
Externe Investoren sind grundsätzlich an den Fabs interessiert. So hat sich der Fonds Apollo im Juni mit 49% bzw. mit 11 Mrd. $ an Intels neuer Fab34 in Irland beteiligt, die in "Intel 4" (= 7nm) produziert: https://www.reuters.com/markets/deals/...facility-ireland-2024-06-04/
Gelsinger war stets optimistisch, das Intels 18A-Prozess im Laufe des Jahres 2025 in Gang kommt. Aktuelle Zwischenergebnisse sollen Gelsinger zufolge gezeigt haben, dass die Ausschussquote im üblichen Rahmen liegt und teils sogar besser als erwartet ist. Andere Quellen behaupten, dass die Ausbeute bei 18A nur bei 10% liegen soll. Auch Broadcom soll deshalb einen Auftrag storniert haben (ebenfalls strittig, ob das wirklich stimmt). https://www.elektronikpraxis.de/...-83ade2ada9eccc4fb2e84fc09c044f0f/
Sicher ist: Ob es mit 18A hinreichend gut klappt, liegt nicht allein in Gelsingers Händen. Deshalb halte ich den jüngsten Abverkauf für übertrieben.
Interessanterweise kommt einer der beiden neuen Interim-CEOs, Eric Meurice, von ASML, wo er früher als CEO tätig war. Der andere CEO ist ebenfalls "Techie" und kommt auch der Low-End-Chipproduktion. ASML aus Holland stellt die Maschinen her, mit denen die CPUs gefertigt werden (die nutzt auch TSMC). Das ist sicherlich keine schlechte Neubesetzung hinsichtlich des Know-Hows, das für einen erfolgreichen Start der 18A-Fabs erforderlich ist. Meurice dürfte mehr "Cutting Edge"-Wissen mitbringen als Gelsinger, da Meurice direkt von der ASML-Quelle kommt.
FAZIT: Nach der Kurs-Euphorie, die die letzten Zahlen und der verbesserte Ausblick gebracht haben (sofern dies nicht reiner Rinderwahn war), ist der starke Kursückgang nur wegen Gelsingers Rücktritt mMn übertrieben und eine Kaufgelegenheit. Wenn es mit 18A klappt, könnte Intel mMn sogar wieder auf 50$ oder höher steigen.
So runtergeprügelt, wie der Kurs zurzeit ist, reicht schon eine einzige gute News für eine fette Aufwärts-Kerze bis 23$. Der Rückgang ist vor allem eine Folge von Verunsicherung, wie es weiter geht. Die würde sich z. B. legen, wenn Meurice definitiv zum neuen CEO ernannt wird. Andere gute News wären Teilverkäufe von Unternehmensbeteiligungen wie Altera. Oder das nächste Übernahmegerücht wie kürzlich das von Qualcom. Am besten wäre es, wenn das BoD sich klar hinsichtlich der künftigen Strategie äußert - ob bzw. wann die Fab-Sparte als separate Firma tätig wird bzw. an die Börse gebracht wird. Das dies im Prinzip ansteht, ist daraus ersichtlich, dass die Chipsparte und die Fab-Sparte bereits bilanziell getrennt veranlagen. |