Ich bin Deiner Meinung, Cicero, dass das "Damoklesschwert der KE vom Unternehmen genommen werden müsste". Da pflichte ich voll bei, schon ganz generell in der momentanen Situation - oder man erfährt überzeugend Positives, das eine KE auch aus Sicht der Aktionäre "wünschenswert" machte. Das ist derzeit nicht der Fall. Hier liegt ein massives Versäumnis des CEO, schätze da sind wir uns alle einig.
Dass die Shorties auf ein Bezugsrecht spekulieren, das kann ich mir eher nicht vorstellen. Es ist (hoffentlich .....) recht klar, dass eine KE nicht mit diesen Kursen kommen wird. Mit höheren Kursen kann's dann schon passieren. Das heißt aber auch, dass jemand, der bereit wäre seine Anteile aufzustocken, nicht auf ein Bezugsrecht warten müsste, sondern bei den aktuellen Kursen mit hoher Wahrscheinlichkeit besser bedient wäre, als mit einem Bezugsrecht auf Basis höherer Kurse. Das Restrisiko, dass die derzeitigen Kurse immer noch "zu hoch" sein könnten wäre dadurch ausgeglichen, dass es ja auch sein kann, dass es überhaupt kein Bezugsrecht gibt.
KeinBörsenguru (bitte um Entschuldigung, wenn ich das falsch in Erinnerung habe) hat früher mal gemeint, dass es kein Bezugsrecht geben wird. Das ist schon möglich - aber ich wäre nicht überzeugt. Androsch und Dörflinger werden bei einer 25 %igen KE schon ordentlich verwässert, noch mehr, wenn das darüber hinausgeht. Zwar im selben Ausmaß wie wir alle, aber abgesehen davon, dass das bei den beiden seeeehr viel Geld ausmacht, geht es bei ihnen insbesonders auch um das Ausmaß der dann verlorenen Machtfülle, die wir nur "solidarisch" aber nicht faktisch haben. Ich könnte mir daher vorstellen, dass die beiden per Bezugsrecht zumindest einen Teil davon ausgleichen wollen. Aber vielleicht gibt es auch andere Instrumente - wie z.B.: die beiden kaufen einfach die "anderen 25 %" an der Börse vorbei.
Bargaininvest: Ich verstehe schon, was Du meinst. Dass Börsenkurse fast immer steigen, wenn Arbeitskräfte abgebaut werden, gefällt mir auch nicht. Habe noch nie wegen einer solchen Maßnahme gekauft.
Der Unterschied ist für mich, dass Firmen selten grundlos Arbeitsplätze reduzieren, sondern meistens, weil es notwendig ist, um aus Schwierigkeiten herauszukommen. Wenn Kosten eingespart werden müssen um für die anderen Beschäftigten das Unternehmen "zu retten" - oder auch nur andere Zweige weiter zu entwickeln - dann ist das für jene, die gehen müssen ein Problem, ohne Zweifel; aber es hilft, für den anderen Teil der Belegschaft die Arbeit zu erhalten und es ist ein Weg, um das Unternehmen wieder konkurrenzfähig zu machen und in eine weiterhin steigende Gewinnzone zu führen. Da investieren dann Aktionäre hinein, im Falle einer diesbezüglichen KE helfen sie sogar dabei mit, und so gesehen ist das für mich persönlich (in meinem privaten Wertvorstellungen halt) vertretbar.
Das sehe ich aber anders bei Shorties:
Die greifen dann ein, wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten ist und bemühen sich durch ihre Maßnahmen darum, dass diese Schwierigkeiten am Kapitalmarkt anhalten und sich "optimaler Weise" noch vergrößern. Mag schon sein, dass Shorties nicht in der Lage sind, den Kurs eines gesunden Unternehmens weit nach unten zu drücken - ist letztlich auch eine Frage des Kapitals. Aber Sie können (mit dann schon weniger Kapital) dafür sorgen, dass sich ein rekonvaleszentes Unternehmen nicht oder zu langsam erholt. Den Rest erledigen dann die übrigen Anleger, die sich Sorgen über eigenen weiteren Verlust machen. Das Verhindern einer möglichst raschen Gesundwerdung mit länger als notwendig anhaltenden Folgen für die Beschäftigten, das ist das, was ich als "unmoralisch" bezeichne.
AT&S ist dafür ein gutes Beispiel, finde ich:
Natürlich ist der erste Kursabsturz NICHT von den Shorties herbeigeführt. Das waren sicherlich die äußeren wirtschaftlichen Einflüsse, in denen sich das ganze Segment bewegte. Und natürlich die spezielle Situation von AT&S, eine angeblich notwendige KE bei guten Kursen verabsäumt zu haben, einiges an Finanzierung samt Zinsendienst bewältigen zu müssen und mit einer geringen EK-Quote am Beginn eines Abschwunges neue Werke zu bauen.
Die Shorties traten erst auf den Plan, als AT&S Fieber bekam und man bereits irgendwo zw. 35 -40 % an Kurs verloren hatte. Begünstigt durch das KE "leak" UND (!) ein - in dieser Situation - wahrlich schlecht agierendes Management, ging's dann nochmals um 20 - 25 % abwärts. Gemessen von der Zwischenstation, wo die Shorties auf den Plan traten. Während sich der Mitbewerb erheblich besser halten konnte, haben Shorties unter Ausnützung der strukturellen Situation von AT&S dazu beigetragen, die Kurse unten zu halten bzw. noch weiter runter zu bekommen, weil irgendwann der Verkaufsdruck für die "anderen" Anleger wächst - was Shorties sich ja auch wünschen.
Lasst mich das nun aus der Sicht meines "moralischen" Vorwurfes an die Shorties in Bezug auf AT&S betrachten:
Eine der Maßnahmen war auch bei AT&S, Personal abzubauen und den Ausbau von Kulim (wenigstens Werk II) zu bremsen. Das betrifft Menschen, und war aber sinnvoll und notwendig, um die größere Zahl verbliebener Arbeitsplätze zu halten und später wieder zu erweitern. Was jenen, die dann derzeit kein Einkommen haben aber wenig hilft. Die Qualität des zu Österreich vergleichbaren AMS in Malaysien kenne ich nicht. Aber auch hierzulande muss man mit weniger auskommen, wenn man vom AMS "aufgefangen" wird und muss sich gegebenfalls auch nach einem anderen "schlechteren" Arbeitsplatz umsehen, als man hatte und ohne eigenes Zutun verlor. Dass der Zustand, in dem sich AT&S befindet länger andauert, als es sein müsste, beweist der Mitbewerb und auch die Entwicklung der Kunden im vergangenen Jahr.
Nehmen wir mal an, die KE hätte dazu dienen sollen, das Auftragstief zu überwinden, die KE Quote zu stärken, die finanzielle Belastung zu reduzieren und den geplanten Ausbau auch in der (damals) momentanen Situation voranzutreiben. Dann wäre ein Personalabbau vielleicht auch nötig ("fat cat"), aber nicht in diesem Ausmaß und die Rückkehr wäre früher möglich. Dazu bedarf es dann aber einer KE - und für diese einen besseren Kurs. DAS haben die Shorties bisher mit Erfolg verhindert !
Und das kreide ich den Shorties auch an. Hier geht es nicht darum, dass man in ein Unternehmen Investiert, weil es Arbeitsplätze abbaut und daher die Gewinnspanne größer wird oder überhaupt erst wieder entsteht. Denn dann investiert man immer noch in die Zukunft eines Betriebes. Hier geht es darum, dass man daran interessiert ist, einen schlechten Zustand möglichst lange zu halten und nach Möglichkeit noch zu verschlechteren. Im Extremfall kann dadurch das ganze Unternehmen davonrutschen, was jenen völlig egal ist, die in einem für sie "optimalen" Fall kurz vor einem Zusammenbruch noch rasch zu einem "tollen Kurs" die Aktien, die sie ohne jemals besessen zu haben verkauften, zurückkaufen. Das ist für mich was anderes.
Klar - ein Unternehmer kann sich nicht nur nach der Befindlichkeit seiner Dienstnehmer richten. Man muss Gewinne erwirtschaften. Dient ja letztlich auch den Beschäftigten, wenn's einer Firma gut geht. Dennoch sind Dienstnehmer erstens Menschen, ohne die auch der Unternehmer nichts verdiente. Daher haben sie auch einen "Wert". DAZU - mit oder ohne Gewinne - auch eine Würde, die es zu respektieren gilt. Zumal die Eigentümer ohne ihre Mitarbeiter auch selbst "bis dahin" nichts verdient hätten. Hr. Androsch könnte keine Substrate händisch herstellen; die Summen, die er alleine an Dividenden verdiente, das haben andere für ihn produziert (für mich auch, natürlich !) Soweit es mich betrifft, sehe ich mich als Aktionär, der in ein Unternehmen investiert, als jemand, der einerseits dafür am Gewinn partizipieren will (Dividenden !) aber diesen nicht um jeden Preis maximieren muss, wenn das die Existenzen anderer, besonders der Dienstnehmer*innen, kostet.
Shorties kümmert das wenig und wohl auch etliche der "nicht Shorties". Aber letztere, die "anderen Investoren", die tragen wenigstens nicht zu einer "Krankhaltung" eines Unternehmens bei.
Sorry - ich glaub, das war jetzt ziemlich lang und ist eh noch immer nicht alles, was mir bei dem Thema am Herzen läge..... |