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Schön den Ball flach halten! Wann fährt die US-Notenbank Fed ihre börsenstimulierenden Anleihekäufe zurück? Schon nächsten Monat? Notenbanker brachten den September jedenfalls wieder ins Gespräch. Entsprechend groß ist die Rückschlaggefahr für den Dax – und das ist längst nicht das einzige Risiko.
"Ich kann mich mit September anfreunden", sagte Dennis Lockhart, Chef der Federal Reserve in Atlanta, bei dem großen Treffen der Notenbankerin Jackson Hole. Die amerikanische Notenbank könnte im kommenden Monat einen vorsichtigen ersten Schritt zur Drosselung der Anleihekäufe ankündigen. Bedingung hierfür ist laut Lockhart jedoch, dass keine "wirklich beunruhigenden" Anzeichen dafür auftauchen, dass sich die Wirtschaftslage verschlechtere. Die Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik sei jedoch noch keine ausgemachte Sache.
September - die alles entscheidende Fed-Sitzung
Auch wenn Lockhart diesem Jahr nicht stimmberechtigt ist in dem für die Geldpolitik zuständigen zwölfköpfigen Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed, so haben seine Ansichten zur Geldpolitik doch Gewicht an der Börse. Sie gelten als gute Indikation für das vorherrschende Denken der Notenbanker, da er weder ein ausgesprochener Anhänger einer restriktiven noch einer laxen Geldpolitik ist.
Bislang sind die FOMC-Mitglieder um Fed-Chef Ben Bernanke uneins, wann die Konjunkturhilfen zurückgefahren werden sollen. Die vorige Woche veröffentlichten Protokolle der Zinssitzung von Ende Juli zeigten, dass es noch keinen Zeitplan für den Einstieg in den Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes gibt. Vielleicht ändert sich das zur nächsten Fed-Sitzung in gut drei Wochen, am 17. und 18. September.
Wie stark tritt die Fed auf die Bremse?
Die meisten Ökonomen erwarten dann Konkretes. Laut einer Reuters-Umfrage prognostizieren knapp drei Viertel der Volkswirte, dass die Federal Reserve im September den Fuß vom Gas nimmt. Sie schätzen, dass die Fed in einem ersten Schritt das Volumen der monatlichen Ankäufe von Staatsanleihen und Immobilienpapiere um 15 Milliarden Dollar verringern wird. Derzeit kauft sie noch jeden Monat Papiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar auf, um der Wirtschaft auf die Beine zu helfen.
Das größte Gewicht für den geldpolitischen Kurs hat der Arbeitsmarktbericht am 6. September. An ihm orientiert sich die Fed, um zu beurteilen, ob die Wirtschaft in den USA in guter Verfassung ist.
Ein ganzes Bündel an Konjunkturdaten
Bis dahin versucht die Börse, ihre seherischen Fähigkeiten an anderen Konjunkturdaten zu erproben. Am Donnerstag stehen die Daten zur Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal an. Laut Experten dürfte das amerikanische Bruttoinlandsprodukt um aufs Jahr hochgerechnet 2,2 Prozent gewachsen sein. Jede Abweichung von diesen Prognosen kann die Börse durchrütteln. "Wenn es mehr als 2,5 Prozent werden, könnte das problematisch werden, weil es darauf hindeuten könnte, dass die Fed ihre Stützkäufe etwas stärker reduziert als bisher angenommen", sagte Bruce Buttlers, Chefstratege bei Robert W. Baird. "Das würde den Aktienmarkt in Aufruhr versetzen."
Auch die US-Auftragseingänge, die Stimmungsindikatoren regionaler Notenbanken und der Index zum Verbrauchervertrauen der Universität Michigan werden von den Investoren genau beobachtet werden.
Wie wird die neue Börsenwoche?
Doch die meisten Experten sagen für die anstehende Börsenwoche einen weiter ruhigen Handel ohne große Impulse voraus. Als Belastung könnten sich nach der Berichtssaison weiter sinkende Gewinnerwartungen auswirken. Auch aus Asien könnten Störfeuer kommen. Andreas Hürkamp von der Commerzbank rechnet daher damit, dass dies den deutschen Leitindex noch einmal auf bis zu 8.000 Punkte drücken könnte. "Im vergangenen Quartal wurden die Gewinnprognosen für 20 der 30 Dax-Unternehmen weiter reduziert", so Hürkamp. Weiter fallende Erwartungen an die Unternehmen könnten belasteten. Der deutsche Aktienmarkt werde seine Sommerkonsolidierung wohl vorerst fortsetzen, die bis zum Herbst dauern könnte.
Stimmungskiller Euroschuldenkrise?
Auch Marktstratege Lars Slomka von der Deutschen Bank rechnet mit einer weiteren Abwärtstendenz bei den Gewinnschätzungen. Weil der Rückenwind von Wechselkursen gefehlt habe, hätten die Analysten der Deutschen Bank im laufenden Quartal die Umsatzschätzungen der Dax-Unternehmen außerhalb des Finanzsektors trotz eines besseren wirtschaftlichen Umfelds gesenkt. Für 2014 seien auch die Erwartungen an die Gewinne gefallen. Vor diesem Hintergrund hätten sich die Aktienmärkte aber recht gut gehalten, schrieb Slomka in seinem Wochenausblick. Das liege an Kapitalzuflüssen in Aktienfonds und aus den Schwellenländern. Solange die Zuflüsse andauerten, dürfte der deutsche Aktienmarkt seine Seitwärtsbewegung vorerst fortsetzen.
Eine eher enttäuschende Berichtssaison haben auch die Experten der Landesbank Berlin gesehen. Freundliche Konjunkturdaten wirkten stabilisierend. Die Aktienkurse seien weiter günstig und am Anleihemarkt verunsichere der starke Zinsanstieg die Anleger. Daher erwarten die Analysten einen weiter freundlichen Grundton. Stimmungskiller könnten die Euroschuldenkrise mit neuen Rettungspaketen sein – und natürlich, falls die Fed doch stärker auf die Bremse tritt als gedacht.
Kann der Ifo-Index noch was ausrichten?
In Deutschland rückt am Dienstag der Ifo-Geschäftsklimaindex für August in den Fokus. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg des Barometers. "Ob das den Dax über die alten Höchststände katapultiert, ist aber fraglich", sagt Helaba-Stratege Markus Reinwand. "Schließlich haben Aktien schon viel Positives vorweggenommen." Die Notierungen auf dem gegenwärtigen Niveau blieben daher korrekturanfällig.
Reinwand attestiert den deutschen Aktien einen guten Lauf durch die erste Hälfte des "Problemquartals". Die saisonale Belastungsprobe sei allerdings im Dax noch nicht überstanden. Die besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone hätten deutsche Aktien gegenüber den japanischen und US-amerikanischen Titeln Boden gut machen lassen.
Stresstest im September?
Gegen einen schnellen Anstieg auf neue Hochs sprechen nach Auffassung von Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) trotz des Aufschwungs in Europa der Ausverkauf in den Schwellenländern und eine nachlassende Unterstützung von Seiten der Geldpolitik. "Da die Institutionellen nur auf dünnen Gewinnpolstern sitzen, kann der September durchaus noch einen Stresstest bescheren", schrieb er. In den traditionell schwierigen Sommermonaten hätten sich die Börsen bislang respektabel geschlagen.
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