Ich meine es durchaus ernst mit #307502. Es hat mich auch erstaunt, als ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, dass die Angst kaum größer sein könnte. Ich muss immer daran denken, dass ich vor wenigen Monaten noch in einem Zeitungsartikel zum Thema Tesla in Grünwalde sinngemäß folgenden Satz gelesen habe: "64 % der Bevölkerung von Grünwalde sind für das Teslawerk. Solche hohen Zustimmungsraten gibt es in Berlin noch nicht mal für den Bau einer öffentlichen Toillette." Das denke ich auch. Normalerweise herrscht in diesem Land eine Dagegen-Kultur. In der Coronakrise ist aus dem leidenschaftlichen Dagegensein aber urplötzlich ein leidenschaftliches Dafürsein geworden. Zeitweise fanden 95 % der Deutschen die Beschränkungen gut, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Keinerlei ernstzunehmender Aufschrei weil man uns die Grundrechte auf unbestimmte Zeit wegnimmt. Temporäre Beendigung jeglichen Aktivismus (Klima, Flüchtlinge,...), zumindest in meiner Wahrnehmung. Die Welt saß wenige Wochen lang wie das Kaninchen vor der Schlange. Und alle so mit der Frage: "Wird es mich erwischen?" Wir wußten zwar, dass die Sterberaten ein bisschen höher als die von Influenza sind, aber mehr auch nicht.
Die Menschen haben was gesehen, was sie eventuell nicht überleben. Das hat Todesangst ausgelöst. Anders kann ich mir das plötzliche Dafürsein nicht erklären. Todesangst halte ich für die archaischste, irrationalste und intensivste Emotion. Und jetzt kommt der Punkt: Das Bewusstsein, also der rationale Mensch hört vielleicht :"Inzwischen ist das Virus hier angekommen. Es ist hochansteckend. 2 % der Infizierten sterben." Aber das Unterbewusstsein das kann einfach keine Zahlen verarbeiten. Das hört nur "Virus angekommen hoch ansteckend sterben". Ich denke so wurden aus den wiederspenstigen individuellen erbsenzählenden Staatsbürgern plötzlich schutzsuchende aufopfernde folgsame Steinzeitmenschen. Und jetzt wieder zurück zu einer Seuche, bei der 80 % der Infizierten sterben. Die Pest soll solche Todesraten gehabt haben. Über Chaos während der Epidemien ist mir nichts bekannt. Viel mehr ist es so, dass man die Pest mithilfe von strenger Disziplin ausgerottet hat. Aber egal. Was wäre denn heutzutage anders, wenn Corona 80 % der Infizierten töten würde? Die Welt hätte anfangs auch wie das Kaninchen vor der Schlange gesessen. Meines Erachtens wären die Menschen genauso folgsam und unterwürfig gegenüber ihrem Oberhäuptern. Wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Deshalb wird alles gemacht, was hilft. Deshalb glaube ich nicht, dass das Chaos ausbrechen würde. Damit würde man sich zusätzlich zur Angst vor der Krankheit noch Gewalt, Hunger...etc. einhandeln.
Was würde also stattdessen passieren? Die Zustimmung für die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Rechte des Einzelnen hätte maximal 5 Prozentpunkte höher sein können, als wie sie es für die Coronakrise ist. Mehr als 100 % geht halt nicht. Die Maßnahmen könnten meines Erachtens kaum stärker sein, als wie sie in Italien und anderen Ländern durchgeführt wurden. Vielleicht wäre es auch noch verboten worden, mit Haustieren Gassi zu gehen. Vielleicht wäre es verboten ohne vollständige Schutzkleidung an die Öffentlichkeit zu gehen. Da stellt sich aber die Frage, ob man genügend Schutzkleidung herstellen könnte. Kann man ja jetzt auch nicht. Ob da viel mehr möglich wäre, wenn man wirklich keine Kosten und Mühen scheuen würde? Einen Black-out gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Strom ist systemrelevant. Die systemrelevanten Leute müssten natürlich dafür sorgen, dass die Stromversorgung aufrecht erhalten bleibt. Wenn sie das nicht tun wollen, lockt man sie halt mit Ruhm und Ehre, vielleicht auch mit einer saftigen Gehaltserhöhung. Ich denke, Märtyrertod und Patriotismus lässt sich in Notsituationen sehr einfach aktivieren. Wieso gibt und gab es denn so viele Kriege, wenn doch die Gefahr, getötet zu werden hoch ist. Meine Antwort: sozialer Druck und der Mut der Verzweiflung. Man kann es so betrachten, dass 80 % der Infizierten sterben. Man kann es aber auch so betrachten, dass 20 % der Infizierten überleben. Und wieso sollte ich nicht der glückliche sein, der überlebt? Wieso spielen die Leute Lotto? Bestimmt nicht, weil die Wahrscheinlichkeit zu verlieren bei 99,9999...9% liegt, sondern weil sie es ernsthaft für möglich halten der eine 0,0000...1 % zu sein, der gewinnt. Wie irrational! Aber so ist der Mensch. Also zurück zu den fehlenden Putzfrauen, Krankenhauspersonal, etc. Man kann Angst haben oder darauf hoffen zu überleben. Wenn dann noch Gehaltserhöhungen und Ruhm und Ehre dazu kommen, findet sich für jeden Job ein Patriot/Märtyrer. Damals nach der Fukuschimakatastrophe hat es auch Leute gegeben, die da aufgeräumt haben. Das waren echte Patrioten. Ruhm und Ehre treibt die Menschen einfach an, sich dem Tod zu stellen. Aber letztlich dient es einfach nur dem Ziel, die Ordnung aufrecht zu erhalten, um Probleme von anderer Seite von Anfang an auszuschließen.
Naja, lange Rede, kurzer Sinn: Der Mensch will meines Erachtens in Epidemiezeiten das Risiko minimieren, deshalb ist Chaos, das schlimmste was passieren kann. Also muss alles ruhig bleiben und es bleibt dann auch alles ruhig. Störer werden nämlich ruhiggestellt, koste es was es wolle. |