... ich mir gestern auch so meine Gedanken gemacht und mich gefragt, wieso Sewing nicht einfach 1 Mio. Euro auf den Tisch legt und seine Aktien schon heute kauft? Wenn seine Strategie tatsächlich so erfolgreich ist und er davon überzeugt wäre, müsste das doch eigentlich gar kein Problem sein und er müsste ja auch nur einen Teil seiner letzten Bonuszahlung (nach Steuern) investieren. Vermutlich fürchtet er, dass ihn das gleiche Schicksal ereilt wie John Alexander Thain: Als er im Mai 2018 in den Aufsichtsrat berufen wurde, hatte er sich direkt für 1 Mio. Dollar Aktien der Deutschen Bank gekauft, um seiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass der Bank schon bald ein Turnaround gelingen würde. Zwar hat er damit etwa 350.000 Dollar Verlust gemacht, jedoch dürften die Einnahmen aus diesem Mandat seine Verluste inzwischen mehr als ausgleichen. Auf solche "Symbolpolitik" darf man nur etwas geben, wenn ein solches Enagement auch eine existenzielle Komponente hat, so wie z. B. der kleine Mittelständler, der das eigene Haus beleihen muss, um auf diese Weise der eigenen Firma unter die Arme zu greifen. Was viele nicht begreifen ist, dass Leadership und Management zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe sind: Herr Sewing und auch Herr Dr. Achleitner sind möglicherweise gute Prozessmanager, aber sie verfügen weder über die Kompetenz noch über den notwendigen Rückhalt in den eigenen Reihen, um einen Change wie diesen erfolgreich voranzutreiben und umzusetzen. Wie wild mit der Axt die Arbeitsplätze aus dem Unternehmen zu schlagen ist das allerletzte und höchst verzweifelte Mittel, zu dem man greifen sollte. Welche Signale und Botschaften senden solche Maßnahmen nach innen wie nach außen? Ich will es Euch gerne verraten: "Wir haben es nicht geschafft, unsere Mitarbeiter und Kompetenzen so einzusetzen, dass wir erfolgreich unsere Geschäfte betreiben und uns im (internationalen) Wettbewerb behaupten, deshalb greifen wir nun zum letzten und auch zum schmerzhaftesten Mittel." So schaffst Du kein Vertrauen und deshalb rede ich auch ständig von einem sich fortsetzenden Niedergang dieser Bank. Obendrein bestätigen externe KPIs wie Erträge und Gewinne diese Einschätzung Quartal für Quartal.
Nach 30 Jahren in diesem Unternehmen kannst Du an der Spitze vielleicht die 2. und 3. Führungsebene hinter Dich versammeln, weil Du allmählich "deine Leute" dort platzierst, aber in der Bank wird das Geld erst in der 5. bis 8. Ebene verdient und bis dahin reicht der Einfluß dieser Herren nicht einmal ansatzweise aus. In diesen Ebenen wird auch kaum etwas für den Change getan, außer mit dem Verlust des Arbeitsplatzes gedroht, wenn die Zahlen nicht (endlich) stimmen. Wenn Du an dieser Stelle vorangehen willst, dann deckelst Du die Gehälter der ersten 3 Führungsebeben auf max. 250.000 , schaffst sämtliche Privilegien für das Top-Management weitestgehend ab und versprichst Ihnen nur dann einen Bonus in Form von Aktienoptionen, wenn der Kurs sich in einem Zeitraum X um ambitionierte Y% erhöht (externe KPI). In den USA gab es einige erfolgreiche Turnarounds, bei denen der CEO über 2-3 Jahre nur den symbolischen 1 Dollar einstrich, bis er den Karren erfolgreich aus dem Dreck gefahren hatte. Das sind die Manager, denen man auch in den unteren Ebenen gerne folgt, nicht denen mit den 7stelligen Sparplänen und den 3.000-Dollar-Anzügen. Entsprechende Anreizsysteme etablierst Du dann auch im mittleren und unteren Management, auch um die Dringlichkeit der Maßnahmen endlich auch dort sichbar zu machen, wo sie auch umgesetzt werden müssen. Warum sollte man sich als Abteilungsleiter unnötig viel Stress machen, wenn auch die nächste Gehaltserhöhung bereits vor 20 Jahren (bei der Einstellung) im Arbeitsvertrag festgezurrt wurde? Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich in den letzten 10 Jahren die Unternehmensberater kopfschüttelnd die Klinke in die Hand gedrückt haben, nachdem sie erfolglos Veränderungen umzusetzen versuchten. Was das Unternehmen dringend braucht, ist eine komplett andere Unternehmenskultur und die wird es meiner Meinung nach nur geben, wenn es einen neuen Eigentümer bekommt, der seine Kultur gegen alle dann noch vorhandenen Widerstände durchzudücken vermag. Wer auf die Selbstheilungskräfte innerhalb dieser Institution vertraut, der glaubt vermutlich auch an gute Flugeigenschaften von Bleibarren. Nur meine Meinung ... ;) |