Diese Charttechniken find ich ja immer ganz lustig, vor allem was man da so oft alles reininterpretiert. Meiner Meinung nach sind die Charttechniken ein nettes Spielzeug, aber nicht unbedingt ein geeignetes Mittel den künftigen Kursverlauf einer Aktie vorherzusagen. Wenn dem so wäre, dann müsste man nichts mehr arbeiten. Dann würde es genügen sich einen Computer zu kaufen, das entspechende Programm aufzuspielen und das Geld würde nur noch so sprudeln. Dem ist aber nicht so!
Es gibt bei den Chartanalysen zig so sogenannte Kauf- oder Verkaufssignale, die von diversen Schnittpunken von diversen Kurven, Mittelwerten, Umsätzen etc. abgeleitet werden. So weit so gut. In Teilen mag das sicher seine Bedeutung haben. Im Rückblick lässt sich mit den Charttechniken so gut wie jeder Kurvenverlauf erklären, da gibt's dann immer irgendein Signal mit dem man rückblickend die Bestätigung abholen kann. Und falls es das mal nicht gibt, dann nennt man dies "Fehlausbruch".
Was diese Charttechniken aber absolut gar nicht berücksichtigen sind die tagtäglichen Impulse aus Politik, diversen Nachrichten die das tägliche Kursgesehen beeinflussen, unabhängig von Fundamentaldaten. Beispiele: Wenn z.B. ein Donald Trump einen agressiven Tweet zum Thema Nordkorea ablässt und deswegen für 1-2 Tage der Kurs einbricht, dann verfälscht dies schon die technische Kursstatistik. Wenn ein Politiker laut über ein Thema nachdenkt, was zu kurzzeitigen Kursausschlägen kommt, dann verfälscht dies ebenso die Kursstatistik. Oder wenn der Euro-Kurs mal etwas ansteigt, dann sorgt dies immer gleich fast schon für "Panik" an den Märkten und reisst jedes Unternehmen mit, unabhängig davon ob das einzelne Unternehmen überhaupt stark vom Eurokurs abhängt. Bei E.ON z.B. halte ich den Euro-Kurs für ziemlich unerheblich, weil E.ON nicht exportabhängig ist. Im Gegenteil, ein starker Euro verbilligt eher den Einkauf von Gas.
Diese rein technischen Kursstatistiken beinhalten nämlich in keinster Weise den Grund für irgendwelche Kurszappler, kurzfristige Emotionen sind hier nicht berücksichtigt.
Für die langfristige Kursentwicklung sind die fundamentalen Daten von Bedeutung, die strategische Ausrichtung, die Entwicklung und Umsetzung neuer nachhaltiger Geschäftskonzepte. Da spielt die Psychologie und die Emotionen eine sehr untergeordnete Rolle.
Für die kurzfristige Kursentwicklung spielen mehr die täglichen Nachrichten, Emotionen, Stimmungslage eine Rolle. Da reichen schon einfache Meldungen aus den Kurs nach oben oder unten zu drücken. Kurzfristige Kursentwicklung sind nicht nur der Verlauf innerhalb eines Tages oder weniger Tage, sondern auch der Zeitraum von einigen Wochen ist aus langfristiger Perspektive ein Mini-Zeitraum.
Daher gebe ich nicht allzuviel darauf, z.B welche Kerzenformen in den letzten paar Tagen aufgetreten sind, vor allem interpretiere ich hier keine Zukunftsprognosen rein.
Ebenso find ich diese Mittelwertkurven auch ganz witzig, aber nur bedingt aussagekräftig für den weitern Kursverlauf. Warum gibt es die 200-Tages-Linie? Warum genau 200 Tage? Weil dies eine runde Zahl ist? Warum nicht 187 Tage? Oder was soll die 38-Tages-Linie? Krumme Zahl, schön! Aber warum genau 38 Tage? Warum nicht 42 Tage?
Die Kerzenformationen für sich betrachtet zeigen auch nicht die Nachhaltigkeit einer Entwicklung an. so kann z.B. in umsatzschwachen Zeiten wenige Umsätze für starke Verformungen sorgen.
Aber eines muss man den technischen Chartanalysen trotzdem lassen. Je mehr sich auf diese Formeln stützen, desto eher kann sich dann tatsächlich so ein Effekt verstärken. Wenn diese Programm z.b. sogenannte Kauf- oder Verkaufssignale erzeugen, und viele Lemmige diesem Befehl folgen, dann tritt das sein was man eine "sich selbsterfüllende Prophezeiung" nennt.
An die Charttechniker: Nichts für ungut, ist halt meine Meinung dazu. Diese Charttechniken sind ganz ok, man sollte aber nicht zu sehr nur darauf fokussiert sein, sonst verliert man sich im klein-klein. |