Danke für deine Erläuterungen. Ich habe keinen Zweifel an der Eignung für einen MDAX Aufstieg. Allerdings macht es u.a. für die Anwendung der FAST Entry Regel doch einen erheblichen Unterschied, ob sich Schaeffler eher am unteren Ende des Rankings einfinden wird oder im oberen Bereich.
Unter Berücksichtigung der nach Ausübung des Barabfindungsangebots erworbenen Vitesco Aktien ergibt sich eine nochmals niedrigere Aktienanzahl der neuen Schaeffler AG.
vor Verschmelzung direkt von Schaeffler gehaltener Vitesco-Anteil: 38,9% => ausstehende Aktien vor Verschmelzung: 61,1% x 40,02 Mio = 24,45 Mio
Umtausch Vitesco in Schaeffler Aktien mit Umtauschverhältnis 1:11,4: 24,45 Mio x 11,4 = 279 Mio Aktien => Aktienzahl nach Verschmelzung: 666 Mio x 279 Mio = 945 Mio
=> MKAP neue Schaeffler AG fiktiv: 945 Mio x 5,34 € = 5,046 MRD EUR
Aktien Familie Schaeffler nach Fusion: 500 Mio x 279 Mio x 49,9/61,1 = 500 Mio + 228 Mio = 728 Mio => Anteil Familie Schaeffler an der neuen Schaeffler AG: 728 / 945 = 77% => Freefloat nach Verschmelzung: 23%
=> fiktive MAP für das MDAX-Ranking: bei 23% Freefloat: 1,16 MRD EUR bei 30% Freefloat: 1,51 MRD EUR
Die Absicht, nach der Verschmelzung einen 30% Freefloat herstellen zu wollen höre ich wohl, allein es fehlt jedwede Information, wie dies erreicht werden soll.
Ohne zusätzliche Maßnahmen ist Familie Schaeffler aktuell mit 77% an der fusionierten Schaeffler AG beteiligt. Das ist auf Grundlage der in Post #9085 mitgeteilten Zahlen einfach Fakt.
Nun gibt es genau zwei Möglichkeiten, den Freefloat zu erhöhen:
Alt1: Familie Schaeffler platziert im Rahmen der Fusion den "überschießenden" 7% Anteil an der neuen Schaeffler AG bei institutionellen Investoren und reduziert so die Beteiligung von 77% auf die Zielgröße von 70%.
Alt2: Die Schaeffler AG führt parallel oder nach der Verschmelzung eine zusätzliche Barkapitalerhöhung durch, um die Beteiligung der Familie Schaeffler auf 70% zu reduzieren. Bezogen auf oben ermittelte 728 Mio Aktien der Familie Schaeffler müsste das neue Gesamtkapital der Schaeffler AG 1.040 Mio Aktien (= 728 Mio / 70%) umfassen, um den Anteil der Familie auf 70% zu verwässern.
Neben 279 Mio Aktien für den Umtausch von Vitesco Aktien müssten dann weitere 95 Mio Schaeffler Aktien im Rahmen einer Bar- oder Sachkapitalerhöhung ausgegeben werden, um das Gesamtkapital nach Verschmelzung auf insgesamt 1.040 Mio Aktien anzuheben.
Fakt ist in jedem Fall, dass Familie Schaeffler für die Einbringung der von der IHO Holding gehaltenen knapp 20 Mio Vitesco Aktien (= 49,9% von 40,02 Mio Aktien) beim Umtauschverhältnis 1:11,4 ca. 228 Mio neue Schaeffler Aktien erhalten und den Aktienbestand mithin auf mindestens 500 + 228 = 728 Mio Aktien erhöhen wird. Wenn also das Ziel nach Verschmelzung tatsächlich eine Reduktion der Schaeffler-Beteiligung von heute 75% (= 500/666) auf nur noch 70% lautet und das, obwohl Familie Schaeffler vor Verschmelzung mit 75% an Schaeffler und mit 81,67% (= 49,9/61,1) an Vitesco beteiligt ist, dann müssen neben dem Verschmelzungsvorhaben weitere Maßnahmen (Aktienverkauf oder verwässernde Barkapitalerhöhung) durchgeführt werden, um dieses Ziel zu erreichen.
Stand heute weiß niemand, wie die Schaeffler AG das im Verschmelzungsplan kommunizierte Freefloat-Ziel 30% erreichen will. Und genau diese fehlende Transparenz bietet Shortsellern hier seit Jahren immer wieder Angriffspunkte... Was würde mit dem Kurs wohl passieren, wenn an der Börse plötzlich die Runde macht, dass Familie Schaeffler einen 7% Anteil verkaufen möchte...
Ich wage zu behaupten, das Ziel dieser Aktion, die Erhöhung des Freefloats zwecks Sicherstellung des MDAX-Aufstiegs, wäre der Börse in diesem Moment absolut egal. Das Signal für Shorties heißt, Familie Schaeffler vollzieht zu Witzkursen einen Teilexit...
Gleiches Thema, wenn Schaeffler den Markt mit einer die Verschmelzung begleitenden Barkapitalerhöhung zwecks Tilgung eines Teils der Kaufpreisfinanzierung für den börslich und via Barabfindung erworbenen 38,9% Vitesco Anteil überrascht.
Jeder Aktionär, der 1+1 zusammenzählen kann weiß seit Veröffentlichung des Übernahmeangebots, dass zwischen den aktuellen Beteiligungsquoten der Familie Schaeffler und der Zielbeteiligungsquote 70% ein eklatantes Loch klafft, welches die Firma dem Kapitalmarkt bis heute nicht erklärt hat.
Bei einem ohnehin hochkomplexen Verschmelzungsvorgang den Kapitalmarkt in einer derart wichtigen Angelegenheit wie Umsetzung der künftig geplanten Anteilseignerstruktur in Unsicherheit zu halten, ist eine absolute Zumutung für die Aktionäre und lässt Shortsellern, Analysten etc. jede Menge Spielraum für Verschwörungstheorien aller Art. Anteilsverkäufe der Großaktionärin oder Barkapitalerhöhung... beides Szenarien, die du als Unsicherheitsfaktor im Umfeld einer ohnehin schon herausfordernden Unternehmensübernahme als Aktionär definitiv nicht brauchst...
Als langjähriger Schaeffler Aktionär muss auch ich mir eingestehen, das eben diese Intransparenz über kursrelevante Tatsachen sich bei Schaeffler seit Jahren wiederholt und dass Shareholder Value hier systematisch untergraben wird, weil für die Geschäftsleitung defacto allein die finanziellen Interessen der Familie Schaeffler zählen und sonst gar nichts! |