Die Liga hat gestern Abend ja einiges analysiert und ausgewertet, aber ein Szenario wurde dabei außen vor gelassen. Aber ich finde es sollte nicht totgeschwiegen werden, sondern im Gegenteil: Jeder potentielle Investor sollte es sich vor Augen halten was passieren könnte.
Die gute Nachricht vorweg: Mein Kursziel in diesem gar nicht mal so unwahrscheinlichen Fall würde zwischen 10 und 12 Cent liegen, also über 100% über dem der Liga der Realisten.
Die schlechte Nachricht: Die "Longs" dürften sich nicht besonders freuen darüber...
Folgendes Szenario: Die Klagen, allen voran die von Wiese, drohen Steinhoff umzubringen. Gehen wir von einem Betrag von 8 Milliarden Euro aus, die Steinhoff zahlen soll. Solche Gerichtsverfahren können sich über Jahre hinziehen, und so lage dieses Damoklesschwert über Steinhoff schwebt wird kein ernstzunehmender Investor hier investieren. Und auch niemand die nach wie vor laufenden Kredite zu einem erträglichen Zinssatz übernehmen. Warum auch? Es gibt hunderte und tausende Firmen die weniger riskant sind als Steinhoff. Wie also mit den Klägern einigen? Das wahrscheinlichste Szenario: Es werden neue Aktien ausgegeben. Gehen wir von einer Aktie pro Euro aus (was für Steinhoff schon ein extrem gutes Geschäft wäre), dann hätten wir bei 8 Milliarden Euro Klagen 8 Milliarden neue Aktien, was den Kurs auf etwa 4 Cent bringen würde. Geht man davon aus dass viele panisch verkaufen werden wohl eher tiefer, aber sind wir optimistisch. Das würde nie durchgehen? Oh doch...erstens haben die Gläubiger längst das Ruder in der Hand, und denen sind die Aktionäre sowas von egal. Und im Fall der Fälle kann Steinhoff die Aktionäre noch immer vor die Wahl stellen: Entweder die Klagen bedienen, oder wir gehen in Konkurs und ihr bekommt gar nichts. Und ganz ehrlich: Den Großen könnte es doch recht sein. Der Großteil der Aktien befindet sich sowieso im Freefloat, der erfahrungsgemäß bei Hauptversammlungen genau gar nichts zu sagen hat. Die werden dann panisch verkaufen, und die Großen können genüsslich und billigst die Aktien einsammeln. Da stehen wir nun also, mit über 12 Milliarden Aktien, einem Kurs von 4 Cent, aber dafür sind alle Klagen erledigt. Man wartet ein Jahr ab, und führt dann einen Reversesplit durch, sagen wir 1 zu 3. Sprich, drei Aktien werden zu einer zusammengefasst, wodurch wir wieder bei 4 Milliarden Aktien und einem Kurs von 12 Cent wären. Und die "Long and Strong" die brav durchgehalten haben? Die haben nun statt 60.000 Aktien zu 12 Cent plötzlich nur noch 20.000 Aktien zu 12 Cent.
Ein schlimmes Szenario, ich weiß. Aber es spiegelt meine persönliche Erwartung wieder, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es genau so oder leicht abgeändert kommen wird. Egal wie: Die Großen werden gewinnen, und die Kleinen werden verlieren. Erst ihr Geld...und am Ende den Verstand.
Alexis Machine Stolzes Mitglied der Liga der Realisten |