PC-Ware: Solide Milliardenziele in Leipzig von Arndt Ginzel und Martin Kraushaar
Der Leipziger Software-Händler hat klein angefangen. Mittlerweile macht das Unternehmen eine halbe Milliarde Euro Umsatz und strebt nach noch Höherem. Auch die Aktionäre dürfen sich freuen – jedenfalls wenn sie nicht zu früh gekauft haben.
§ PC-Ware passt nicht in das Klischee eines typischen Techno-Start-Ups aus den Neunzigern, ist aber dafür ein ausgesprochenes Wende-Kind. Denn der noch heute amtierende Firmenchef Knut Löschke gründete das Unternehmen bereits in den letzten Monaten der DDR Anfang 1990. Damals wie heute bestand das Kerngeschäft darin, Unternehmen und die öffentliche Hand mit Software auszustatten. PC-Ware tritt dabei als Vermittler zwischen Softwarenetwickler und Softwarekäufer auf und kassiert dafür Provisionen. Umsatztreiber ist dabei der exklusive Handel mit Unternehmenssoftware des Microsoft-Konzerns.
Neben der Lizenzierung von Software ist das Wende-Start-Up aus dem Osten auf zwei weniger bedeutenden Geschäftsfeldern tätig, die eng miteinander verknüpft sind. Im Bereich Professional Services werden eigene Programme angeboten oder Standardsoftware an die Bedürfnisse der Auftraggeber angepasst. Die dritte Sparte ist das so genannte Systemhaus-Segment, mit dem PC-Ware einen Komplett-Service vom Kauf der Hardware bis hin zur Installation der Software anbietet. Der Unterschied zu Systemhäusern wie SAP besteht darin, dass PC-Ware nur zu einem sehr geringen Anteil eigene Software auf den Markt bringt.
Viel Umsatz, geringe Margen Und darin liegt auch ein Problem. Zwar hat die Softwarelizenzierung den Vorteil, dass das Unternehmen keine größeren Umsatzkosten verbuchen muss. Schließlich bezahlt der Kunde das Produkt, und PC-Ware gibt das Geld abzüglich der Provision an den Softwareentwickler weiter. Die Provision bewegt sich jedoch im unteren einstelligen Prozentbereich. So hat PC-Ware mit aktuell 500 Millionen Euro Jahresumsatz (2004/2005) lediglich ein Nachsteuerergebnis von 4,74 Millionen erreicht, was einer Umsatzrendite von knapp einem Prozent gleich kommt.
Schon allein deshalb war PC-Ware nie eine Aktie mit besonderer Faszination. Nur wenige Analysten der renommierten Häuser beschäftigen sich mit dem Unternehmen, und das, obwohl das Unternehmen zu den wenigen unter den High-Tech-Werten gehörte, die seit der Gründung durchgängig Gewinn einfuhren. "Zu wenig Fantasie" hieß es angesichts der konservativen Ergebnisschätzungen des Unternehmens. Doch die wurden immerhin eingehalten und zum Teil übertroffen. Trotzdem ging auch an der PC-Ware-Aktie die Börsenflaute nicht spurlos vorüber, was vor allem an den verhaltenen IT-Investitionen lag. Zwar stiegen die Kurse kurz nach dem Börsengang im September 2000 über den Emissionspreis von 19 Euro, doch schon bald fiel die Aktie wieder bis auf 5,50 Euro. Davon unbeeindruckt, nutzten die Leipziger den Katzenjammer nach der 2000er Boomphase für eine Schnäppchenjagd in der New Economy und achteten dabei auf die Möglichkeit einer schnellen Integration zugekaufter Unternehmen und den daraus gewonnenen Synergien. Im Dezember 2000 kaufte PC-Ware beispielsweise die europäischen Tochtergesellschaften und Niederlassungen des insolventen amerikanischen Software-Spezialisten Programmers Paradise. Damit verdoppelte das Unternehmen nicht nur auf einen Schlag seinen Kundenstamm, sondern hatte plötzlich auch ein westeuropäisches Vertriebsnetz zur Verfügung.
Expansion nicht um jeden Preis Seit einiger Zeit geht der Blick weiter ostwärts. So hat PC-Ware im letzten Jahr ein tschechisches Systemhaus gekauft. Firmenchef Löschke achtet bei den Akquisitionen peinlichst genau darauf, dass die derzeit mit fast 40 Millionen Euro gefüllte Unternehmenskasse nicht zu stark geschröpft wird. So gibt es die Vorgabe, dass die Kaufsumme maximal zur Hälfte in Cash bezahlt wird und der Rest in eigenen Aktien. In dieser Tradition steht auch die Ende 2004 abgesagte Übernahme des kanadischen Softwarespezialisten Softcat. PC-Ware wolle "nicht um jeden Preis" expandieren, hieß es damals nach einer fünfwöchigen Betriebsprüfung ("Due diligence").
Zurück zu den Anfängen Von den einstigen Tiefen hat sich die PC-Ware-Aktie mit aktuell rund 14 Euro wieder eindrucksvoll erholt. Löschke will zumindest den Emissionspreis bei 19 Euro wieder erreichen. Das schafft er allerdings nur dann, wenn die steigenden Umsätze, die künftig vor allem aus dem Ausland kommen sollen, mit einer mindestens stabilen Umsatzrendite einhergehen. Deshalb will der PC-Ware-Chef auch die Abhängigkeit von Microsoft weiter reduzieren. So stieg der wesentlich lukrativere Umsatz mit anderen Softwarefirmen überproportional um 145 Prozent auf 125,2 Millionen Euro.
Die Zukunft sieht Löschke aber im margenstarken Systemhausgeschäft. In den letzten beiden Jahren hat PC-Ware gleich zwei kleinere Branchenvertreter geschluckt. Man sei auf dem Weg zu einem großen Systemhaus, prophezeite der Vorstandschef erst kürzlich. Bis 2009 soll so der Umsatz auf eine Milliarde Euro steigen und die Aktionäre glücklich machen. Ungeachtet dessen handelt es sich bei PC-Ware auch um einen Dividendentitel, der sich durch konstant steigende Ausschüttungen auszeichnet. Für das Geschäftsjahr 2004/05 waren es 40 Cent je Aktie (Vorjahr: 30 Cent). Bezogen auf den aktuellen Börsenkurs entspricht das einer Rendite von drei Prozent – das ist mehr, als die meisten Tagesgeldkonten oder Festverzinslichen derzeit zu bieten haben. |