Lohnt nach Bodenbildung jetzt der Einstieg? Wenn ich heute an mein privates Depot zur Jahrtausendwende zurückdenke, überkommt mich das kalte Grausen: In welche "Buden" ich damals nicht unerhebliche Summen investiert hatte - einfach unglaublich! Gott sei Dank habe ich mich ab dem Jahr 2000 sukzessive aus den meisten Positionen "verabschiedet". Gegenwärtig halte ich - abgesehen von zwei "Depot-Leichen" - nur noch ein paar Anteilscheine von den beiden ehemaligen Neuen-Markt-Werten IDS Scheer und Grenke Leasing. Lohnt sich auf dem stark reduzierten Kursniveau am Ende sogar der Einstieg? *Vorerst keine Zulassung von Satraplatin Die definitive Antwort auf diese Frage wird die Zeit bringen. Fest steht momentan aber, dass es vorerst keine Zulassung des Prostatakrebs-Medikaments Satraplatin geben wird. Nachdem sich ein Beratergremium der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA mit zwölf zu null Stimmen gegen eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen hatte, zog GPC Biotech seinen entsprechenden Antrag mangels entsprechender Erfolgsaussichten kürzlich zurück. Allerdings: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Die Experten sprachen sich nämlich nicht für eine endgültige Nichtzulassung des Medikaments aus, sondern regten lediglich an, die finalen Überlebensdaten abzuwarten. Bisher liegen nur die Ergebnisse von etwa zwei Drittel der insgesamt 700 Probanten vor. Bis zum endgültigen Abschluss der Studie werden noch einige Monate ins Land gehen, zumal sich die Sterberate zuletzt deutlich verlangsamte. Vor Mitte 2008 ist damit wohl nicht zu rechnen und erst dann macht ein neuer Zulassungsantrag Sinn. *Kommt der "Blockbuster" überhaupt noch? Gut, diese Verzögerung ist ein herber Rückschlag, wäre für sich allein aber noch kein wirklicher Beinbruch. Viel schwerer wiegt die Unsicherheit, ob das potenzielle "Blockbuster-Medikament" überhaupt jemals auf den Markt kommt. Die bisherigen Studienergebnisse belegen zwar, dass Satraplatin das Fortschreiten der Krankheit besser bremse als ein Placebo. Das ist jedoch nur die "halbe Wahrheit": Denn an der lebensverlängernden Wirkung von Satraplatin bestehen zur Stunde nachhaltig Bedenken. Das Zwischenergebnis der SPARC-Studie belegt nicht, dass die Patienten, die mit Satraplatin behandelt wurden, nennenswert länger am Leben bleiben, als die Vergleichsgruppe der ein Placebo verabreicht wurde. Im Durchschnitt überlebten die Satraplatin-Probanten lediglich zwei bis drei Wochen länger. Offenbar beschränkt sich die Wirkung des "Hoffnungsträgers" auf die Schmerzstillung und ein etwas humaneres Sterben. Ich bin kein Arzt und erst recht kein Tumorexperte. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass dieses Wirkungsspektrum doch ein bisschen mager ist. Schmerzmittel, die das Leiden bei Krebserkrankungen im Endstadium lindern, gibt es mehr als genug. Sicherlich wäre eine vollständige Heilung zu viel erwartet, aber ein signifikant längeres Überleben sollte ein neues Medikament meiner Meinung nach schon leisten können. Freilich kann ich nicht ausschließen, dass diese Wirkungsweise nach Abschluss der Studie doch noch statistisch relevant nachgewiesen werden kann. Die Chancen dahingegen erachte ich aber als vergleichsweise gering. Immerhin wurde die Studie - wie bereits erwähnt - schon zu zwei Drittel durchgeführt. Warum sollte sich dieser Effekt also erst im letzten Drittel zeigen? Möglicherweise wird Satraplatin sogar zugelassen, selbst wenn durch die Einnahme das Überleben nicht großartig verlängert wird. Humaneres Sterben für sich allein ist zweifellos ein gewichtiges Argument. Da aber die Behandlung alles andere als billig ist, erachte ich in diesem Fall das Umsatzpotenzial für eher begrenzt, zumal sich viele Versicherungen bestimmt weigern werden, die hohen Kosten zu übernehmen, so lange es erheblich preiswertere Schmerzmittel auf Opiatbasis gibt. Selbst als ehemals erklärter "Fan" von GBP Biotech und Satraplatin muss ich bei nüchterner Betrachtung feststellen, dass derzeit ein gesteigertes Risiko auf Nichtzulassung besteht und das auf über 500 Millionen Euro bezifferte jährliche Marktpotenzial, sich als viel zu optimistisch entpuppen könnte. *Dahinschmelzendes "Cash-Polster" Immerhin verfügt GPC Biotech nicht zuletzt auf Grund der vor einigen Monaten noch flugs durchgeführten Kapitalerhöhung zu Kursen jenseits von 20 Euro über ein recht komfortables "Cash-Polster". Gegenwärtig belaufen sich die liquiden Mittel noch auf über 100 Millionen Euro. Setzt man diesen Wert jedoch in Relation zur "Cash-Burn-Rate", muss ich die finanzielle Situation bei dem Unternehmen aus Martinsried als durchaus "angespannt" bezeichnen. Schließlich "verbrennt" der Konzern jedes Jahr einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Auch wenn ich in Mathematik nie besonders stark war, kann ich mir leicht ausrechnen, dass es spätestens in zwei Jahren eng mit der Zahlungsfähigkeit wird, zumal die Betriebskosten eher steigen als großartig sinken werden. Dafür sorgt schon allein das aufgebaute Vertriebsteam für Satraplatin in den USA, welches GPC trotz der Zulassungsverschiebung behalten möchte. Die Jungs haben wirklich einen Job, auf den ich neidisch werden könnte! Außerdem benötigt GPC noch beträchtlich finanzielle Mittel, um ihre anderen Projekte weiter voranzutreiben, die sich allesamt noch in den frühklinischen Phasen befinden. Selbst im bestmöglichsten Fall wird man mit diesen Wirkstoffen Umsätze erst in einigen Jahren erzielen können. *Schadensersatz-Zahlungen nicht auszuschließen Wirklich prekär wird es für GPC Biotech, wenn sie zu allem Überfluss demnächst auch noch zu beträchtlichen Schadenersatz-Zahlungen "verdonnert" werden. Und dies ist nicht unbedingt unwahrscheinlich. Immerhin ist in den USA gegen das Unternehmen eine Sammelklage von Anlegern anhängig, die die Aktie zwischen dem 5. Dezember 2005 und dem 24. Juli 2007 gekauft haben. Die Kläger beschuldigen den Vorstand, gegen US-Börsengesetze verstoßen zu haben, indem man falsche öffentliche Aussagen in Bezug auf die Aussichten seines am weitesten fortgeschrittenen Medikamenten-Kandidaten Satraplatin gemacht und dadurch den Aktienkurs künstlich in die Höhe getrieben hat. Ob die Klage Erfolg hat, kann ich derzeit noch nicht wirklich beurteilen. Ganz aus der "Luft gegriffen" sind die Vorwürfe aber nicht. Zudem sind die USA in punkto Anlegerschutz wesentlich weiter als wir. Mich würde es daher nicht wundern, wenn es zumindest zu Zahlungen im Rahmen eines Vergleichs kommt, um eine gerichtliche Entscheidung abzuwenden. Für GPC Biotech hätte das nicht nur schwerwiegende finanzielle Folgen, sondern damit wäre auch noch der letzte Rest Vertrauen in das Management und damit letztlich auch die Aktie dahin. *Rückendeckung von milliardenschwerem Großaktionär Einer zumindest scheint allen skandalösen Ungereimtheiten zum Trotz den Glauben an GPC Biotech noch nicht verloren zu haben. Dietmar Hopp - seines Zeichens SAP-Gründer und Milliardär - stockte seinen Anteil an dem bayerischen Konzern von 10,13 auf zuletzt 14,5 Prozent auf. Zudem ließ der Großaktionär vollmundig verkünden, dass er für Kapitalerhöhungen bereit stehe. Diese Meldung war meiner Meinung nach auch der Auslöser für die Kurszuwächse in dieser Woche. Viele Kleinanleger agieren offenbar nach dem Motto: "Der Hopp wird schon wissen, was er tut". Mag sein, aber mein Leben würde ich darauf trotzdem nicht verwetten wollen. Herr Hopp ist ein bekennender "Biotechnologie-Fan". Insofern kann ich nicht ausschließen, dass für ihn andere als bloß monetäre Gesichtspunkte im Vordergrund dieser Investition stehen. Mir kommt es ein bisschen so vor, als ist die Biotechnologie für Herrn Hopp eine Art Hobby, wie für andere Leute Golf spielen oder wertvolle Uhren sammeln. Und Hobbys kosten nun einmal Geld. Wirklich arm wird der Milliardär nicht werden, auch wenn GPC irgendwann einmal den Geschäftsbetrieb einstellt. Zumindest bewies der "Hopp-Clan" in Sachen "Investment in Biotechnologie" bisher kein allzu glückliches Händchen. Meines Wissens war die Familie auch bei einer Lion Bioscience mit an Bord. Gebracht hat das dem Unternehmen letztlich nicht viel. Grundsätzlich ist die Rückendeckung durch einen kapitalstarken Großaktionär sicherlich kein schlechtes Zeichen. Speziell im Fall Hopp und GPC Biotech würde ich das Ganze aber nicht überbewerten. Nur zu kaufen, weil Dietmar Hopp gekauft hat, könnte gewaltig "in die Hose gehen"! MEIN FAZIT:
Ich sehe die Aktie von GPC Biotech als eine "Wette" auf die Zulassung von Satraplatin. Und die diesbezüglichen Chancen haben sich zuletzt erkennbar verschlechtert. Meines Erachtens ist der therapeutische Nutzen des Medikaments äußerst fraglich und selbst für den Fall einer Markteinführung gehe ich nicht davon aus, dass der angekündigte Umsatz von jährlich mindestens 500 Millionen Euro tatsächlich generiert werden kann. Die sonstigen in der "Pipeline" vorhandenen Wirkstoffe befinden sich allesamt noch in der frühklinischen Phase, so dass hier noch viel teure Forschungsarbeit geleistet werden muss. Vor diesem Hintergrund und der anhängigen Schadensersatzklage erscheinen mir die liquiden Mittel des Unternehmens nicht gerade üppig. Als ernsthaftes Investment vermag ich das Papier von GPC Biotech angesichts der beträchtlichen Risiken nicht mehr zu sehen. Für mich ist der Wert - jedenfalls momentan - nur noch für absolute "Hardcore-Zocker" geeignet. In jedem Fall versuchen, zweistellige Notierungen zum Ausstieg zu nutzen. Denn eins müssen Sie sich einmal vergegenwärtigen: Scheitert Satraplatin endgültig, droht dem Unternehmen sogar die Insolvenz. Sobald sich die zuletzt aufgesprungen Spekulanten aus dem Wert "verabschieden", sind schnell Kurse im Bereich von sechs Euro denkbar. + Satraplatin-Zulassung immer noch möglich + Finanzkräftiger Großaktionär - Bis auf weiteres keine nennenswerten Umsätze zu erwarten - Therapeutischer Nutzen von Satraplatin ungewiss - Marktpotenzial wohl zu ambitioniert eingeschätzt - Hoher "Cash-Burn-Rate" relativiert liquide Mittel - Drohende Schadenersatz-Zahlungen in Millionenhöhe Quelle: http://www.hotstock-trading.de Es dies so interessant ist, habe ich diesen Artikel komplett kopiert Gruß Moya  |