Strabag prüft höhere Kaufofferte für Züblin
Die österreichische Bauholding Strabag prüft eine höhere Kaufofferte für den 48,7-Prozent-Anteil am Stuttgarter Bauunternehmen Züblin, den die Bayerische Landesbank hält. Das von der Strabag bereits abgegebene Kaufangebot bezeichnete Strabag-Chef Peter Haselsteiner am Donnerstag in Wien als " fair" .
Bauarbeiter auf einer BaustelleEine Erhöhung der Offerte sei aber nicht ausgeschlossen. Dem Vernehmen nach hat Strabag rund 58 Mio. Euro für den verpfändeten Züblin-Anteil geboten. Die Familie Lenz, die 42,6 Prozent an Züblin hält und ebenfalls Interesse am Aktienpaket hat, soll Branchenkreisen zufolge mit der US-Investorengruppe Zwirn 62 Mio. Euro bieten. Auch der größte deutsche Baukonzern Hochtief hat Interesse an Züblin bekundet.
Nicht ausgeschlossen ist, dass auch der österreichische Baukonzern Alpine Mayreder ein Kaufangebot abgeben wird. Alpine Mayreder werden allerdings nur Außenseiterchancen eingeräumt.
Strabag hat eine Schlüsselposition bei der Neuordnung der Züblin-Anteile. Seit der Übernahme von Teilen der insolventen Walter Bau ist der österreichische Konzern mit 4,9 Prozent an Züblin beteiligt. Mit dem Kauf des 48-Prozent-Pakets der Bayerischen Landesbank würde Strabag die führende Position in Deutschland weiter ausbauen.
Kein Bieterstreit gewollt
Haselsteiner sagte, dass er sich auf einen Bieterwettstreit mit Hochtief und der Familie Lenz nicht einlassen werde. Eine Erhöhung der Strabag-Kaufofferte sei als Geste denkbar. Die Chancen, bei Züblin die Aktienmehrheit zu erlangen, schätzte Haselsteiner mit 50 Prozent ein. Er glaubt, dass die Bayerische Landesbank in den nächsten vier Wochen eine Entscheidung treffen wird.
Strabag-Chef Hans Peter HaselsteinerDen Wert der gesamten Züblin-Gruppe bezifferte der Strabag-Chef auf 120 Mio. Euro. Bei einem vollständigen Verkauf seien unter Umständen auch 130 Mio. Euro zu erzielen. Haselsteiners zufolge ist nicht nur der Kaufpreis, sondern auch ein " sinnvolles Geschäftskonzept" entscheidend.
Im Falle der Mehrheitsübernahme durch Strabag kann er sich eine Arbeitsteilung vorstellen. Strabag würde sich auf den Straßenbau konzentrieren. Der Ingenieurtiefbau soll an Züblin gehen. Beim Hochbau und Schlüsselfertigbau würden beide Unternehmen zusammenarbeiten. Ein größerer Personalabbau stünde nach diesem Modell weder bei Strabag noch bei Züblin bevor, versicherte Haselsteiner.
Mehrere Modelle in der Diskussion
Drei Szenarien sind für die Zukunft denkbar: Falls es nicht gelingt, die Züblin-Mehrheit zu erwerben, könnte sich Strabag unter Umständen von dem 4,9-Prozent-Anteil trennen. Eine zweite Option wäre nach Ansicht Haselsteiners die Übernahme der verpfändeten Anteile Züblins und die anschließende Verschmelzung mit der Kölner Strabag.
Diese Möglichkeit hält Haselsteiner zwar für die sinnvollste. Sie sei aber " derzeit nicht umsetzbar" . Denn die Familie Lenz habe sich eindeutig für die Eigenständigkeit Züblins ausgesprochen.
Kampf um die Mehrheit: Züblin-Aktionärsstruktur Zu einem Zusammenschluss Strabags mit Züblin werde es daher laut Haselsteiner " in den nächsten Jahren" nicht kommen. Als dritte Variante skizzierte Haselsteiner die Arbeitsteilung zwischen Züblin und der Kölner Strabag.
Im Zusammenhang mit der Übernahme von Teilen der Walter Bau attackierte der Strabag-Chef die Konkurrenz. " Ich werfe den Wettbewerbern gezielte Desinformation vor." Strabag behält sich daher Klagen nach dem Wettbewerbsrecht vor. Haselsteiner zufolge würden Wettbewerber versuchen, Topmitarbeiter der Walter-Bau-Tochter Heilit + Woerner Bau abzuwerben - mit dem Argument, dass die Firma zerschlagen werden könnte, was aber nicht der Fall sei. " Die Marke Heilit + Woerner Bau ist zu wertvoll. Sie wird erhalten bleiben." Auch die Walter-Bau-Tochter Dywidag soll als eigenständiges Unternehmen weitergeführt werden. Von der Österreichtochter von Dywidag hat sich Strabag getrennt. Die Kartellbehörden hatten dies gefordert. Über den Käufer hielt sich Haselsteiner bedeckt.
Strabag übernimmt mit dem Teilerwerb von Walter Bau 3100 Mitarbeiter und einen Umsatz von 750 Mio. Euro. Haselsteiner hatte sich ursprünglich von Walter Bau ein zusätzliches Geschäftsvolumen von 1,2 Mrd. Euro erhofft. Allerdings seien nach der Anmeldung der Insolvenz mehr Aufträge storniert worden als vorhergesehen. Finanzkreisen zufolge soll Strabag für Teile Walter Baus zwischen 80 und 100 Mio. Euro bezahlt haben. Haselsteiner sagte, dass diese Dimensionen " richtig sind" . Er wollte den Betrag aber nicht weiter eingrenzen. Die Finanzierung der Übernahme von Walter Bau und möglicherweise Züblin sei gesichert, sagte Haselsteiner. CIAO
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