bitteschön, der vollständige Artikel: Quelle: http://www.wsj.de/article/SB10001424127887323324904579043153825457732.html Thomas van Aubel hält nicht einmal 30 Prozent an dem Kunststoffhersteller BaldaBAF.XE +0,26% - womöglich kann er dem Unternehmen dennoch seinen Willen aufzwingen: Wie aus einem Gerichtsbeschluss hervorgeht, hätte der Jurist schon während einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juli über genug Stimmen verfügt, um den kompletten Aufsichtsrat des westfälischen Plastikunternehmens abzulösen. Der Versuch scheiterte an mutmaßlichen Formfehlern. Doch schon am Mittwoch will van Aubel während einer weiteren Hauptversammlung einen zweiten Angriff starten. Es dürfte Balda schwerfallen, ihn abzuwehren. Entscheidend ist die Anwesenheitsquote: Wenn sie während der Hauptversammlung in Berlin unter 59,88 Prozent liegt, hat van Aubel praktisch schon gewonnen. Er selbst verfügt nämlich durch seine Gesellschaft Elector über 29,94 Prozent der Aktien - und für die Neubesetzung des Aufsichtsrats reicht eine einfache Mehrheit. Im Juli wäre van Aubel deshalb offenbar beinahe die Machtübernahme gelungen. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen schreibt in einem Beschluss, der dem Wall Street Journal Deutschland vorliegt, der Jurist habe damals über "eine klare Stimmenmehrheit" verfügt. Das scheint übertrieben. Ein Sprecher von van Aubel sagt, die Anwesenheitsquote habe zwischen 58 und 59 Prozent gelegen. Doch so oder so, es hätte für den Minderheitsaktionär gereicht. Abwehrchancen sind geringAuch der Rest des Amtsgerichtsbeschlusses aus Baldas westfälischer Heimat lässt die Abwehrchancen des Unternehmens nicht steigen: Van Aubels Gesellschaft Elector hatte das Gericht angerufen, weil der Aktionär während der Hauptversammlung im Juli mit der Versammlungsleitung durch Balda-Aufsichtsratschef Michael Naschke nicht einverstanden gewesen war. Naschke erklärte die von van Aubel erzwungene Veranstaltung für nicht beschlussfähig. Er berief sich auf drei Rechtsgutachten, nach denen die Aktionäre nicht vorschriftsmäßig eingeladen worden waren. Ob die Gutachten zutreffen, ließ das Gericht offen. Doch es urteilte, Naschke habe jedenfalls "den äußeren Anschein fehlender Neutralität erweckt". In der nächsten Woche soll deshalb der Aktienrechtler Christoph Seibt aus der Kanzlei Freshfields die Diskussion der Balda-Aktionäre leiten. Ein Balda-Sprecher nannte die Entscheidung zwar "nicht nachvollziehbar", doch er kündigte an, auf eine Beschwerde zu verzichten. Der Unternehmenssprecher machte auf Anfrage keine eigene Aussage zur Anwesenheitsquote bei der Hauptversammlung im Juli. Aufsichtsratschef Naschke hatte während der Veranstaltung festgestellt, es sei angesichts der Anmeldefehler offiziell kein Aktionär anwesend. Doch selbst wenn während des Aktionärstreffens in der nächsten Woche Anteilseigner mit mehr als 59,88 Prozent der Stimmen angemeldet sein sollten, droht Balda ein Problem. Mehrere amerikanische Balda-Aktionäre unterstützen van Aubel nämlich teilweise: Auch die Investmentgesellschaften Octavian und Indaba, die zusammen 13,26 Prozent der Balda-Aktien halten, plädieren für Veränderungen im Aufsichtsrat. Sie wollen Naschke durch einen eigenen Kandidaten, den ehemaligen Merck-Manager Klaus Rueth, ersetzen. Zwar schreiben Octavian und Indaba in ihrem Wahlvorschlag, es sei "nicht im besten Interesse der Gesellschaft", den Aufsichtsrat nur mit Kandidaten eines einzelnen Aktionärs zu besetzen. Gleichwohl behalten sich die Investmentgesellschaften vor, auch für Elector-Kandidaten zu stimmen. Es wäre deshalb kein Wunder, wenn der Balda-Aufsichtsrat nach der außerordentlichen Hauptversammlung am Mittwoch anders zusammengesetzt ist als zuvor. Was das für das Unternehmen und seine übrigen Aktionäre bedeutet, ist unklar. Van Aubel hat sein Interesse an Balda als strategisch bezeichnet. Genauere Angaben über seine Pläne für das Unternehmen machte er während der Hauptversammlung im Juli aber nicht. Bislang ist van Aubel vor allem in der Solarbranche in Erscheinung getreten. Der Rechtsanwalt war etwa Aufsichtsratschef des Photovoltaik-Herstellers Q-CellsQCE.MU -4,55% . Kampf mit einem rebellischen AktionärIm vergangenen Jahr hatten die Balda-Chefs den Kampf mit einem rebellischen Aktionär für sich entschieden. Auch damals war der Investor Octavian in Erscheinung getreten: Mit dem Versuch, den Aufsichtsrat nach seinen Vorstellungen umzubauen, blieb er letztlich aber erfolglos. Zu dem großen Interesse an Balda trägt offenbar die hohe Liquidität des Unternehmens bei. Balda hatte nach Angaben seines Vorstands im Juli rund 270 Millionen Euro in der Kasse. Das Management des Kunststoffherstellers will mit dem Geld, das unter anderem aus dem Verkauf von Anteilen an dem taiwanischen Touchscreen-Spezialisten TPK stammt, etwa Zukäufe finanzieren und zum Beispiel in Asien wachsen. |