Qimonda macht sich hübsch für Partnerschaften |
Der Münchener Halbleiterhersteller Qimonda geht mit einer neuen Produktionstechnik auf die Suche nach Kooperationspartnern. Gestern kündigte das hoch defizitäre Unternehmen an, seine Fertigung auf eine fortschrittliche, selbst entwickelte Chiparchitektur umzustellen. Damit setzt sich Qimonda an die Spitze der technischen Entwicklung in der Branche. |
jojo MÜNCHEN. So sollen nicht nur die Herstellungskosten sinken. Qimonda passt sich mit diesem Schritt auch stärker der in der Speicherchipbranche vorherrschenden Architektur an und schafft damit die Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit anderen.
"Wir haben nun bessere Chancen bei Partnerschaften", sagte Qimonda-Chef Kin Wah Loh. Allerdings machte er keine konkreten Angaben über Gespräche mit Wettbewerbern. Zuletzt war in der Chipbranche spekuliert worden, Qimonda könne sich mit seinem langjährigen Kooperationspartner Nanya aus Taiwan und dem US-Konzern Micron verbünden. Die Gerüchte hatten für erhebliche Aufregung unter den Qimonda-Mitarbeitern gesorgt. Loh wiegelt ab: "In dieser Situation spricht jeder mit jedem."
Qimonda hat bislang eine Technik genutzt, die sonst nur noch Nanya einsetzt. Die Konkurrenten dagegen wenden ein anderes Verfahren an. Mit der neu entwickelten Technik gehen die Münchener jetzt einen Schritt auf die Wettbewerber zu. Und nicht nur das. Qimonda sieht sich jetzt ganz an der Spitze der technischen Entwicklung in der Branche. Die Börse nahm die Nachricht gestern positiv auf. In einem freundlichen Umfeld kletterte die an der Wall Street notierte Aktie zeitweise um mehr als drei Prozent auf knapp fünf Dollar. Auch der Infineon-Kurs stieg um über ein Prozent auf rund 5,40 Euro. Infineon hält 77,5 Prozent der Qimonda-Aktien.
Qimonda und Infineon standen in den vergangenen Wochen schwer unter Druck. Auslöser waren das katastrophale Quartalsergebnis von Qimonda. Das Unternehmen verzeichnete im vierten Quartal einen Verlust von 598 Mill. Euro. Die tief roten Zahlen drückten auch die Mutter Infineon deutlich ins Minus.Wegen des Absturzes von Qimonda gab es zudem heftige Kritik an Infineon-Chef Wolfgang Ziebart. Aktionäre warfen ihm auf der Hauptversammlung vor zwei Wochen vor, die Trennung von Qimonda nicht schnell genug voran zu treiben. Einzelne Mitglieder des Aufsichtsrats wiederum sollen sich bereits auf die Suche nach einem Nachfolger für den ehemaligen Conti-Vorstand gemacht haben. Erklärtes Ziel von Ziebart ist es, Qimonda so schnell wie möglich los zu werden. Allerdings findet er momentan niemanden, der die Aktien kaufen will.
Mit der neuen Chiparchitektur könne Qimonda nun Strukturgrößen von 30 Nanometern erreichen, teilte der weltweit drittgrößte Hersteller so genannter Drams mit. Durch die Buried-Wordline-Technik sei es möglich, aus einer Scheibe Silizium, einem Wafer, Chips mit der doppelten Speicherkapazität zu gewinnen. Allerdings müssten nun zusätzlich 100 Mill. Euro investiert werden.
Wegen eines enormen Preisverfalls schreiben derzeit fast alle Dram-Produzenten rote Zahlen. Einzige Ausnahme ist Marktführer Samsung. Angesichts der hohen Verluste gehen Branchenexperten davon aus, dass die meisten Anbieter für Partnerschaften offen sind. Mit einem Zusammenschluss können die Anbieter die Entwicklungskosten teilen und in der Produktion Größenvorteile erzielen. Noch ist aber unklar, wer mit wem kooperieren wird.