denke jeder wie er will
Machen die USA mit den Saudis gemeinsame Sache?
Das Königreich zählt zu den engsten Verbündeten der USA. Deshalb rechnen viele Experten nicht damit, dass die Saudis den weit geöffneten Ölhahn zudrehen. Die USA haben wegen des Ukraine-Konflikts nichts dagegen, Russland mit einem niedrigen Ölpreis zu schaden. Jeder Dollar weniger kostet Moskau viele Milliarden, was den Druck auf die Führung erhöht. Ein russischer Ökonom, der von den Medien nicht namentlich zitiert wurde, warnte im Sommer: "Sollte der Preis auf 75 Dollar fallen und dort für ein paar Jahre verharren, werden wir in Russland einen Machtwechsel sehen."
Richtig ist, dass Saudi-Arabien als größter Ölexporteur der Welt und gleichzeitig größter Opec-Produzent bislang nichts unternommen hat, um den Eindruck eines Komplotts zu entkräften. Statt die Förderung zu drosseln, um den Ölpreis zu stabilisieren, hat das Land seine Förderung im September sogar ausgeweitet.
Was dabei aber nicht gesehen wird, ist, dass die Saudis mit ihrer hohen Förderung den Ölpreis so weit in den Keller schicken können, dass es auch für die US-Amerikaner kritisch wird. Die Scheichs lassen sich nicht einfach so von den USA vor den Karren spannen. Der saudi-arabische Ölminister Ali al-Naimi betonte zuletzt: "Hier geht es nur ums Geschäft."
Saudi-Arabien beobachtet die wachsende Konkurrenz aus den USA aufmerksam. Der sinkende Ölpreis kommt den Scheichs entgegen. Denn er bremst die US-amerikanische Schieferöl-Produktion. Fracking ist teuer, das schwarze Gold muss mit hohem technischem Aufwand aus Schiefergestein gelöst werden. Wenn der Ölpreis die Kosten nicht mehr deckt, ist Schluss mit dem amerikanischen Öl-Boom. Damit wären die klassischen Ölförderländer wieder am Zug. Mehrere US-Produzenten signalisierten bereits, dass sie nur bei einem Preis von mehr als 70 Dollar je Barrel profitabel arbeiten. Die Internationale Energiebehörde IEA rechnete vor, dass die Investitionen in die US-Schieferölproduktion aufgrund der negativen Preisentwicklung im nächsten Jahr bereits um rund zehn Prozent sinken werden. Geht es so weiter, werden die USA den Ölhahn wieder zurückdrehen müssen - und die Preise steigen wieder.
Wer hält länger durch?
Fest steht: Auch Saudi-Arabien würde langfristig lieber höhere Preise sehen. Das Opec-Schwergewicht hat aber das Glück, dass es auf Zeit spielen kann. Da die Produktionskosten traditioneller Ölförderländer deutlich niedriger sind als bei den Frackingproduzenten, verdient das Land auch noch bei deutlich niedrigeren Preisen gutes Geld. Außerdem verfügt Saudi-Arabien über hohe Devisenreserven und kann damit den Staatshaushalt notfalls ausgleichen, falls die Finanzierung durch die Öleinnahmen nicht reicht.
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