Symbolischer Rückschlag
Die Stadt Denton in Texas ist so etwas wie die Geburtsstadt des Fracking. Dass die Bürger ausgerechnet hier, 45 Autominuten entfernt von der Zentrale des größten amerikanischen Ölkonzerns ExxonMobil, für ein Verbot der umstrittenen Fördermethode stimmen, gilt als symbolischer Rückschlag für die Ölindustrie.
Auf Facebook teilenAuf Twitter teilenAuf Google+ teilen Die 123.000 Einwohner große Universitätsstadt ist die erste Stadt im ölreichen Texas, die Fracking verbieten lassen will. Die Entscheidung war jedenfalls eindeutig: Fast 60 Prozent stimmten für ein Verbot. Und Denton, wo rund 270 Bohrtürme stehen, ist nicht allein. Mehrere kleine Bezirke und Städte in Kalifornien und Ohio haben der umstrittenen Fördermethode einen Riegel vorgeschoben.
Die Wähler der kalifornischen Bezirke Mendocino und San Benito stimmten für das Verbot der Gas- und Ölförderung in tiefen Gesteinsschichten unter Einsatz von Chemikalien. Im Bezirk Santa Barbara scheiterten die Umweltschützer dagegen mit ihrem Vorstoß. Für ein Verbot wurde im Bundesstaat Ohio in der Stadt Athens gestimmt, mehrere andere Städte sprachen sich jedoch weiterhin dafür aus.
„Hydraulic Fracturing“ Fracking steht für „Hydraulic Fracturing“, was so viel wie „hydraulisches Aufbrechen“ bedeutet. Dabei werden Wasser, Sand und Chemikalien in unterirdische Gesteinsschichten gepresst, wodurch Druck erzeugt wird, um Gas und auch Öl freizusetzen. USA steigen zum größten Förderland auf Die Abstimmungen werden keine großen Auswirkungen auf die nationale Energiepolitik haben, sind aber symbolisch dennoch von Bedeutung. Die Öl- und Gasförderung durch Fracking ist in den USA weit verbreitet, in Europa ist die Methode sehr umstritten. Umweltschützer fürchten unter anderem eine Verunreinigung des Trinkwassers durch die Verwendung von Chemikalien. Gegner monieren auch die unbekannten Risiken, die längerfristig entstehen, wenn dichte Gesteine aufgelockert werden.
In den USA jedenfalls hat Fracking die Energiemärkte auf den Kopf gestellt. Die Produktion sowohl von Gas als auch von Öl ist stark gestiegen. Beim Gas sind die Preise nicht einmal mehr halb so hoch wie in Europa, Öl ist auf dem Weltmarkt so günstig wie seit vier Jahren nicht mehr - auch wegen des Fracking in Nordamerika. Die USA sind auf dem Weg, zum größten Ölförderland aufzusteigen und in einigen Jahren Öl zu exportieren.
Heimische Politik entschieden gegen Fracking In der heimischen Politik überwiegen die negativen Stimmen gegenüber der Fördermethode. Der Nationalrat empfahl der Regierung erst kürzlich auf Antrag und mit der Mehrheit von ÖVP und SPÖ ein Verbot der kommerziellen Nutzung von „Hochvolumen-Hydrofracking“ und verlangte zudem eine Prüfung gesetzlicher Möglichkeiten zum Schutz des Trinkwassers vor Schiefergasförderung durch Chemikalieneinsatz.
Zum Einsatz kommt die Methode hierzulande bisher nicht, obwohl die Internationale Energieagentur (IEA) in einem Länderbericht im Frühjahr das Schiefergaspotenzial Österreichs betonte. Die OMV hatte für 2013 eigentlich zwei Schiefergas-Erkundungsbohrungen im Weinviertel geplant, wo in großer Tiefe Schiefergasvorkommen vermutet werden. Diese wurden jedoch noch im Jahr davor aus wirtschaftlichen Gründen, wie es hieß, abgeblasen. |