Werft in Rostock:
"Ein junges Geschäftsfeld auf der Werft ist die Windenergie. In Hallen, die für den Bau von großen Kunsstoffyachten gedacht sind, liegen große Rotorblätter von Nordex. Gleiches Material, sagt Schmoll. Sicher sei die Werft nicht für die Massenproduktion ausgelegt, aber mit den modernen Maschinen können bis zu 70 Meter lange Flügel bearbeitet werden."
Quelle: http://www.ostsee-zeitung.de/Region-Rostock/...-neue-Geschaeftsfelder
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Rostock. Kommandowechsel auf dem Minentauchereinsatzboot „Rottweil“ — nicht auf dem Wasser oder im Heimathafen Kiel, sondern auf der Werft bei Tamsen maritim. Eher ungewöhnlich und für Geschäftsführer Christian Schmoll ein besonderes Ereignis. Ist doch die Marine ein wichtiger Auftraggeber für das mittelständische Unternehmen in Gehlsdorf. Weil die Bundeswehr aber spart, muss die Werft über neue Geschäftsfelder nachdenken, im Neubau oder in der Windenergie.
Bei Christian Schmoll herrscht aktuell jedoch Zufriedenheit über gefüllte Auftragsbücher, in diesem Jahr soll die Stammbelegschaft von rund 80 auf 90 Mitarbeiter wachsen. 58 waren es, als Tamsen die Werft im Jahr 2009 übernahm. In der Halle an der Warnow liegt eingerüstet die 54 Meter lange „Rottweil“, davor ist ein Teil der Mannschaft zum Kommandowechsel angetreten. Rund 200 Mal kam in den vergangenen 20 Jahren ein Marineschiff zur Reparatur oder Instandsetzung, 30 Mal waren es Minenabwehreinheiten. „Das ist unser Brot- und Buttergeschäft“, sagt Christian Schmoll. Von diesen Marinetauchereinsatzbooten hatte die Marine einst 22, jetzt sind es noch 18, mit dem Sparkurs werden es bald nur noch zehn sein, bestätigt Kapitänleutnant Mario Fink, bis gestern Kommandeur der „Rottweil“.
Seit 1994 werden auf der Werft in Gehlsdorf Marineschiffe instand gesetzt und gewartet, mit den Schnellbooten von der Hohen Düne begann das Geschäft. Weniger Schiffe bei der Bundeswehr heißt künftig weniger Aufträge für ihn, weiß der Tamsen-Geschäftsführer. „Wir müssen das ersetzen. Wir setzen auf Neubau.“ Mit großen Kunststoffyachten sei aber in der aktuellen Phase kein Geld zu verdienen.
Immerhin baut Tamsen gerade ein Seenotrettungsboot für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Eine Halle weiter wird das Feuerlöschschiff der Rostocker Feuerwehr gewartet. Überhaupt sind Behörden wie Zoll, Polizei oder Wasser- und Schifffahrtsamt gern gesehene Auftraggeber bei Christian Schmoll. Die hätten feste Intervalle für die Werftzeiten. Werden in der Schifffahrt künftig die Umweltstandards erhöht, könnte das auch für Tamsen maritim zusätzliche Aufträge bringen.
Ein junges Geschäftsfeld auf der Werft ist die Windenergie. In Hallen, die für den Bau von großen Kunsstoffyachten gedacht sind, liegen große Rotorblätter von Nordex. Gleiches Material, sagt Schmoll. Sicher sei die Werft nicht für die Massenproduktion ausgelegt, aber mit den modernen Maschinen können bis zu 70 Meter lange Flügel bearbeitet werden.
Nicht nur für Christian Schmoll war der Kommandowechsel gestern etwas besonderes, auch für Kapitänleutnant Mario Fink. Geboren in Rostock und aufgewachsen in Ribnitz-Damgarten, freute er sich, nach fast drei Jahren und Einsätzen wie Munitionsräumung in der Ostsee und für die Nato im Mittelmeer das Kommando in der alten Heimat an Kapitänleutnant Stefan Öggel übergeben zu dürfen. |