Wie Sie es hier im Forum und im wallstreet-online Forum schon diskutiert haben, wurden auch auf dem Investor’s Day viele unterschiedliche Erwartungen offensichtlich. Diese im Einzelnen zu kommentieren ist hier nicht mein Anliegen. Selbstverständlich stehe ich aber wie immer für alle Fragen zur Verfügung.
Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren haben wir die Teilnehmerzahl auf 37 Teilnehmern tatsächlich mehr als verdoppeln können. Das war für uns ein großer Erfolg. Wie angekündigt haben meine Kollegen aus der F&E-Abteilung die neuen PostBase-Produkte, d.h. die PostBase 100 und die PostBase One, vorstellen können. Hinzu kamen die neuen (Farb-)Varianten der PostBase. Dazu zählte zum einen das japanische System, das wir letztes Jahr auf den Markt gebracht haben, aber auch die orangene Variante, die wir als Frankiersystem für alternative Zusteller in den englischen Markt einführen werden (Stichwort Whistle).
Damit sind wir schon beim Thema Strategie. Es gab ganz offensichtlich die Erwartung, dass wir am Investor’s Day mehr bzw. Konkreteres zum Thema Strategie sagen würden. Folgendes sei zusammenfassend dazu geschrieben:
1. Wir haben uns sehr kritisch die Märkte und Chancen in unserem Kerngeschäft mit Frankiermaschinen angeschaut und sehen im Moment, das wurde hier schon in Beiträgen geäußert, reelle Chance für FP, gegen den Markttrend zu wachsen. Es gab in diesem Zusammenhang eine Frage aus dem Publikum, wie wir die Chancen in den sogenannten Emerging Markets sehen. Natürlich gäbe und gibt es auch dort Chancen. Viel interessanter erscheint es uns im Moment aber, weitere Anteile in bereits aufgebauten Märkten zu erringen. Eine wichtiger Punkt in dieser Analyse: der gefürchtete Substitutionseffekt des klassischen Geschäftsbriefes durch E-Mail und andere Kommunikationsmittel stellt sich längstens nicht so dramatisch dar bzw. hat in unterschiedlichen Ländern sehr unterschiedliche Ausprägungen. Herr Günther hat in diesem Zusammenhang ganz deutlich gesagt: FP hat einen Marktanteil von rund 10 Prozent. D.h., dass wir noch 90 Prozent Chancen im Rest haben. Inhaltliche Fragen zum Thema Ende der Dezertifizierung USA, Abschreibungen und Investitionen können wir gerne gesondert diskutieren.
2. Entscheidend wird es unserer Meinung sowohl im Bereich der Frankiermaschine, aber auch im Bereich der neuen Produkte sein, den Kunden zu verstehen. Dies ist im Übrigen auch ein Punkt, den wir oft von Investoren gefragt werden: Wer sind denn nun die FP Kunden? Habt Ihr schon Kunden, die alles von Euch kaufen? Was sind Eure Killer Applikationen? Wir haben in diesem Zusammenhang nicht nur gemeinsam mit dem BitKom eine Effizienzstudie durchgeführt, sondern auch begonnen zunächst qualitative Kundeninterviews zu führen. Auch hier die Erkenntnis: Wir können im Bereich der Frankiermaschine noch mehr machen, wir können uns aber auch gemeinsam mit unseren Kunden in die Digitalisierung weiter entwickeln. Herr Meise hat hier an verschiedenen Kunden, die wir im letzten Jahr gewonnen haben, das Potenzial erläutert. So gibt es Kunden, die zwar noch Frankiermaschinen haben und nutzen, aber eben zunehmend auch die Dienstleistungen im Bereich der Eingangspostsverarbeitung und genau in dieser Reihenfolge dann auch der Ausgangspostverarbeitung einsetzen. Hier eröffnet sich uns der Markt für das Dokumentenmanagement und wir sehen, dass wir als möglicher größerer Player einen Vorteil gegenüber den vielen kleinen Playern haben könnten.
3. Insgesamt die Erkenntnis: FP kann aus dem traditionellen Geschäft heraus neue Kunden bzw. Kundensegmente erreichen und sich dort auch weiter entwickeln. Das alte Geschäft ist also durchaus auch das neue Geschäft. Das neue Geschäft bietet entlang der Kundenanforderungen eine Menge Möglichkeiten, die wir schon nutzen, die wir aber ganz sicher noch weiter ausbauen können. Und schließlich: Wir sehen in der ganzheitlichen Betrachtung des traditionellen Geschäfts gemeinsam mit dem neuen Geschäft eine ganze Menge an technologischen Schnittmengen, die man im Sinne einer Weiterentwicklung des FP-Konzerns insgesamt herauslösen und in einem neuen Produkt- bzw. Dienstleistungskontext betrachten kann. Stichworte sind hier Sicherheitstechnologien, Know-how im Bereich regulierter Märkte etc.
Kurzum: Diese Möglichkeiten insgesamt gilt es nun zu qualifizieren, zu quantifizieren und zu verifizieren, um daraus die zukünftige Unternehmensentwicklung abzuleiten. Dazu gehört, dass die FP – und auch das wurde hier im Forum schon erwähnt –eine andere Gangart einschlagen muss. Die Frage nach der Steuerquote mag eine scheinbar einfache sein, ist aber möglicherweise symptomatisch. Das man einen solchen Prozess nicht innerhalb von knapp 100 Tagen aufsetzt, durchführen und beenden kann, scheint dem einen oder anderen nicht einzuleuchten. Die verschiedenen Reaktionen lassen sich dabei durchaus nachvollziehen, wenngleich nicht ändern. Wichtig für die FP: Die Basis schaffen, so dass wir das einhalten können, was wir versprechen.
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