Der Schein trügt Der Prof. Dr. Max Otte hat eine Kolumne geschrieben, warum er jetzt auf BP Aktien setze, und diese für 4,66 € pro Stück massiv gekauft habe. Er nennt einige Fundamental Daten des Konzerns, und versucht die Attraktivität der Aktie dar zu legen. Er betont, dass BP ein Anlagevermögen in Höhe von $ 240 Milliarden hätte. Der Cashflow des Konzerns betrage $70 Milliarden, und sein Gewinn liege bei ca. $20 Mill. Außerdem führt er fort, dass andere Öl-Multis mindestens genauso schlecht mit der Umwelt umgehen wie BP auch. Politiker seien schuld, dass sie die Rahmenbedingungen nicht richtig ansetzen, und das politische System korrigiert werden müsse... Was politische Rahmenbedingungen anbelangt hat Herr Otte Recht. Es wird jetzt definitiv was geschehen und zwar zum großen Nachteil von BP. Aber zuerst lass uns doch mal die Daten, die Herr Prof. Otte vergessen hat zu erwähnen, zu erörtern: Wachstum: Wenn man die Gewinnentwicklung des Konzerns in den letzten 5 Jahren betrachtet, stellt man fest, dass das durchschnittliche Wachstum etwas mehr als 5% pro Jahr beträgt. Wenn man eine jährliche Inflationsrate von ca. 3,45% für die Zukunft prognostizieren würde, und diese vom Wachstum abziehen würde, bliebe ein netto Realgewinn von 1,25%. Daraus folgt, das der Wertsteigerung des Unternehmens in Schneckentempo vorangeht. Wir wissen, dass der Goldpreis bis jetzt stetig gestiegen ist. Gold wird immer als Schutz gegen die Inflation nachgefragt. Der hohe Goldpreis kann ein Hinweis dafür sein, das die Inflationsrate weit mehr als 3,45% pro Jahr steigen könnte. Sollte das der Fall sein beliebe von Realgewinn des Unternehmens gar nix übrig. Nun kämme vielleicht das Argument: Durch die Ölpreis Erhöhungen wird die Inflation wettgemacht, und kann ein hoher Reingewinn ins Unternehmen fließen. Der Ölpreis ist ja sowieso langfristig am Steigen, da die große Nachfrage in China unersättlich ist. Einverstanden! Das ist ein nachvollziehbares Argument. Wir Hatten in der Tat im Jahr 2006 bis Anfang/Mitte 2008 so eine Situation gehabt. Das Rohöl erreichte einen historischen Preis bis ca. $ 91 pro Barrel (159Liter). Nun lass uns mal doch einfach aus Spaß die BP-Gewinn-Entwicklung von 2006 bis 2008 betrachten, um zu sehen, ob der hohe Ölpreis die Gewinne von BP sprudeln ließen? Den höchsten Gewinn, den BP jemals erzielt hatte war im Jahr 2005 ($22,45Mill.). Der Rohölpreis lag in diesem Jahr bei ca. $55. Gewinne: 2006 ($22,3Mill.), 2007 ($21,2Mill.), 2008 ($21,7 Mill., Ölpreis $91) Ab 2005 sanken die Gewinne. Im Jahr 2007 sank der Gewinn um eine Milliarde Dollar, obwohl der Rohölpreis in diesem Jahr bei ca. $75 lag. (Seltsam!) Das zeigt, dass BP nicht von einem ehrlichen Management und Managementkultur geführt wird. Die Führungsebene ist nachlässig und nicht aktionärfreundlich. Die jüngste Aktion des Vorstandsvorsitzenden (Segeln gehen), während das Unternehmen in einer Ausnahme- Zustand steckt, zeigt die Gleichgültigkeit der Führungsebene, was die Zukunft des Unternehmens anbelangt. Stellen sie sich vor: Ihr Sohn ist zu Hause schwer krank und sie gehen Segeln! Fazit Ein kluger Investor würde eine Investition in BP-Aktien meiden, da man über die Zukunft des Unternehmens nur spekulieren kann. Es ist unklar, welche Kosten auf das Unternehmen zu kommen werden. Eins ist sicher: Diese Kosten werden sich in Zukunft weiter multiplizieren. Sie waren am Anfang ein Paar 100 Millionen, dann wurde daraus 5- 7 Milliarden es liegt nun bei 20 Milliarden und sehr bald könnte 100 -150 Milliarden erreicht werden. Kann keiner genau sagen, wo die Obergrenze sein wird. Mit einer Amerikanischen Regierung, welche die Wut der Bevölkerung auf BP für sich hat, ist nicht zu spaßen. Der Umweltschutz ist bei den Demokraten in Amerika ein sehr wichtiges Thema. Nun hat die Regierung Obama allen Hebeln in der Hand die Gesetze zu ändern und zu verschärfen (Europa wird dann folgen.), welche die langfristigen Kosten der Ölmultis steigern lässt. Mit BP wird sie für die anderen ein Exempel statuieren. In den nächsten 5 Jahren wird sich BP mit vielen Gerichtsverfahren in Amerika auseinander setzen müssen. BP wird sich nicht weigern können, die Kosten für die Katastrophe nicht zu bezahlen. Zu Zeit liegen BPs Schulden bei $134 Milliarden, diese Schulden werden sich steigern müssen. Die Banken werden Kredite mit sehr hohen Zinsen an BP vergeben, was den Gewinn des Unternehmens massiv belasten wird. Da es so viele Unklarheiten über die Zukunft von BP gibt, ist es schwer den vernünftigen Wert des Unternehmens einzuschätzen. Somit ist es auch sehr spekulativ zu sagen mit 4€ bzw. 4,66€ pro Aktie das Unternehmen unterbewertet sei. Salim R. |