Das Q1-Ergebnis von Renk von heute war schon wirklich sehr überraschend. So wurden Umsatz und Gewinn auf Vorjahresniveau gehalten. Das ist dann doch eine faustdicke Überraschung. Mit ein Grund für das sehr überraschend gute Q1-Ergebnis war ein Auftrag im Fahrzeuggetriebebereich (Auftrag von Powerpacks). Vor allem der hervorragende Cash Flow mit einem Free Cash Flow von 36 Mio. € und einem operativen Cash Flow von 41 Mio. € in Q1 lässt schon mehr als aufhorchen.
Sicher wird Renk in diesem Jahr nicht mehr so ein klasse Q-Ergebnis vorlegen können. Ist dann auch schon recht leicht ersichtlich am Auftragsbestand mit 400 Mio. €. Wobei man aber beim Auftragseingang in Q1 mit 110 Mio. € (+ 62% gg. Q1 2009) gut erkennen kann, dass auch bei Renk die Konjunkturerholung angekommen ist.
Da es bei den Fahrzeuggetrieben bis auf Instandhaltungsaufträge in den nächsten 18 Monate zu keinen großen Aufträge kommen wird (der Puma-Auftrag wird erst ab Mitte 2012 wohl umsatzseitig bei Renk interessant werden, ist in diesem recht margenstarken Geschäft in 2010 und 2011 mit keinen großen Umsatzsprüngen zu rechnen. Vielleicht gibt es aber noch Aufträge bei den sogenannten Länderausgleichen. So wurden z.B. deutsche und niederländische Leopardpanzer im letzten Jahr in die Türkei und Chile verkauft. Dabei hat dann Renk die Getriebe generalüberholt. Mit solchen Kompensationsgeschäften kann man bei Renk schon rechnen. Auch bei den Getrieben für die zivile Schifffahrt ist nicht mit einer signifikanten Erholung in den nächsten 18 Monaten zu rechnen.
Auf der anderen Seite sollten aber die Getriebe für Korvetten, Marineschiffen und Küstenwachboote weiter gut laufen. Überraschenderweise gibt sich Renk recht positiv bei den Turbogetriebe für Megayachten. Zudem sollte sich im Laufe des Jahres auch die Nachfrage nach Turbogetriebe für Wasserkraftwerke oder auch Biogasanlagen erhöhen. Auch das Geschäft bei den Gleitlagern sollte sich wieder einigermaßen erholen, aber bis Renk hier wieder einen Bereichsumsatz von 100 Mio. € erreicht, wird es noch eine Weile dauern. Der große Trumpf von Renk sind aber in den nächsten 18 Monate die großen 5 MW Offshore Windkraftanlagen. Hier liegt die Fantasie bei Renk. Erst in dieser Woche ging der erste Offshore-Windpark nahe Borkhum ans Stromnetz. Bei diesem Offshorewindpark befinden sind auch 6 Multibridanlagen, die mit Renkgetrieben bestückt sind und mit Multibrid (eine Tochter des französischen Energieriese Areva) hat Renk einen Rahmenauftrag über 375 Getriebe.
Ich rechne für die kommenden 3 Quartale mit einem Umsatzminus von rd. 20% (290 Mio. €), was dann ein Jahresumsatz von 400 Mio. € (2009: 474 Mio. €) ergeben würde. Beim operativen Gewinn gehe ich von einer EBIT-Marge in den restlichen 3 Quartalen von vorsichtigen 8,5% aus (Q1 2010 EBIT-Marge: 14,5%). Was dann zusammen mit dem Q1-EBIT 41 Mio. € (2009: 66 Mio. €) ergeben würde. Bei einer Steuerquote von 30% wäre das ein Nettogewinn von 29 Mio. € und einen Gewinn je Aktie von 4,30 € (2009: 6,80 €). Da es bei Renk in 2009 zu recht hohen Abschreibung auf die Vorräte kam (auslaufende Großaufträge im Panzergetriebebau) und die EBIT-Marge in Q1 bei hohen 14,5% lag, könnte sich die EBIT-Marge in den nächsten drei Quartale bei 10% einpendeln, was dann das EBIT um 2 bis 3 Mio. € bzw. das EPS um 0,50 € erhöhen könnte. Auch nicht ganz außer Acht lassen sollte man die steigende, margenstarke Serviceumsätze, da die Umsatzentwicklung von 2005 bis 2008 schon enorm war, was sich bei den Service- und Ersatzteileumsätzen zu Buche schlagen muss. Leider gibt sich Renk bei diesen Umsätzen sehr wortkarg.
Mit einem EPS von 4,30 € würde das 2010er KGV bei einem Kurs von 55 € bei 12,8 liegen. Das Mutiple EV/EBIT würde bei 6,4 auf einem recht niedrigen Niveau liegen, da Renk über keine Verbindlichkeiten verfügt. Da der Dieselmotorbauer Tognum über ein sehr ähnliches Geschäftsmodell (wo es Motoren gibt braucht man auch meist Getriebe) verfügt und in etwa die gleiche Kundenschicht anspricht, kann man Tognum mit Renk recht gut bei den Bewertungsniveaus vergleichen. Tognum verfügt über ein 2010er KGV von 17 und einem Mutliple EV/EBIT von 12.
Der Vergleich Renk/Tognum zeigt eine ganz klare Unterbewertung von Renk auf, trotz des heutigen Kursanstiegs von 5%. Bei Renk sehe ich ein 2010er KGV von 15 (Kursziel: 64,50 €) und ein Mutiple EV/EBIT von 8 (Kursziel: 64,40 €). Ich denke aber, dass die diese errechneten Kursziele schon konservativ geschätzt sind, da Renk auf der Bilanzseite hervorragend mit einer Eigenkapitalquote von 49% (ist für einen Maschinenbauer klasse und das trotz einer kontinuierlichen Dividendenauszahlung) und null Bankverbindlichkeiten, aufgestellt ist. Dazu kann man bei Renk davon ausgehen, dass die nächsten 18 Monate ein Übergangszeitraum sein wird. Sobald die ersten Umsätze beim Puma-Panzer im Fahrzeuggetriebebereich generiert werden, kann Renk wieder zur alten Stärke zurückkommen. Was dann ein Umsatz von über 500 Mio. € und ein EPS von über 8 € bedeuten würde. Die alte Stärke von Renk wird aber leider erst so ab Mitte 2012 sein. Auch die tolle Cash Flow Entwicklung und die Nettoliquidität von aktuell 88 Mio. € gerechtfertigten "hohe" Bewertungsniveaus. Jedoch gehe ich im kommenden Jahr bei Renk nicht von einer Trendwende aus. Denke, dass auch in 2011 der Gewinn je Aktie unter 5 € bleiben sollte. |