Zahlen sind gut.
Nehmen wir zum Thema mal Zahlen. Ich habe Prodkost 5, einen Preis von 15 und eine erwartete Preisspanne von 5 und 20. Ich produziere 2 Einheiten und Hedge 50%. Steuern sind auch 50%
Der Preis steigt auf 35 (ich bin in der Commodity, keiner hätte je mit den aktuellen Level von 6 Monaten gerechnet).
Ich verdiene real vor Steuern: 15-5+35-5=40.. Analog zum Realist Beispiel. Im Ist ist das auch mein Verdienst, denn die Tatsache, dass ich ohne Hedge zu 35 hätte verkaufen können ist Banane. Ich verdiene 20 nach Steuern. Das ist auch mein Free Cash Flow. Wo ist der Verlust?
Nun hat die Welt eine Zukunft und ich nehme an, dass ich bereits für 3 Perioden zu 15 verkauft habe. Für diese Zukunft wird auch bei 35 gehandelt. Das ist der Forwardpreis, die Realisierung kann von 5 bis 45 alles sein. Das determiniert dann den realen Verdienst.
Aber wir haben den Rechnungsstandard IFRS. Der sagt, ich muss den Marktwertverlust Bilanzwirksam werden lassen. Und zwar jetzt, heute. Also weise ich einen, virtuellen Verlust von 35-15 für 2 Jahre aus, also 40. Und so steht plötzlich Bruttogewinn vor Steuern nach Rechenlegungsstandard bei 40-40=0. In dem Zahlenbeispiel keine Verlust aber plötzlich trotz Rekordpreis kein Gewinn. Nun bin ich keine Experte, wie die steuerlichen Anrechnungsregeln genau sind, denn so dumpfe, dass man das alles schön anrechnen kann (dann könnte man ja absichtlich Effekte dieser Art produzieren) ist es nicht. Aber nehmen wir an, 50% lässt sich steuerlich geltend machen: Dann hast Du einen steuerlich anrechenbaren Gewinn von 20, also Steuern von 10 und der Free Cash Flow ist 30. Es verbleiben 10 mehr im Unternehmen. Für den Anleger im Moment sieht Gewinn Null dramatisch aus, in Wirklichkeit geht es der Unternehmung aber blendend.
Zum Hedging: Produktionskosten sind ja nicht Kosten kurzfristiger Finanzierung und sage ich mal Mindesgewinnerwartungen. Bei so einem High Risk Geschäft (Erfolgsquote pro Bohrung überhaupt Kohlenwasserstoff zu finden 7% im Mittel bei 5-20 Mio. Kosten, das heißt nicht, dass es dann wirtschaftlich förderbar ist!) möchten Banken und Geldgeber Fleisch sehen. Nehmen wir an, dass sie sagen, Mindestverdienst auf die Kosten soll 7 sein. Dann fordern sie einen Verkaufspreis von 12. Wenn ich bei 15 stehe und mit den Banken, Agenturen ein Worse Case von 10 vereinbare, dann komme ich eben bei 15 auf eine Hedgequoute von 50%, um hier eine planerische Sicherheit zu haben. Der Preis kann immer noch auf 5 gehen, dann wäre der reale Durchschnittspreis bei 10 und wir würden in der Zeit nicht die Vorgaben bringen (wie letztes Jahr), aber zumindest wäre eine Absicherung da und das Unternehmen hätte etwas Luft. (diese Luft sieht man am Ende im Free Cash Flow vs. Interest and operating Expenses, deswegen wurde 2020 so darauf geachtet und deshalb wurde die Dividende gekürzt!) Sinken die Preise, werden die Geldgeber nervöser und erhöhen den Druck auf gerade verschuldetet Unternehmen, stärker zu Hedge, wenn im Forward die Preise diesen Mindestcash Flow bringen. Das ist, ja, ein teuflischer Mechanismus, wenn man es so sieht, gerade für verschuldete Unternehmen. Aber das ist der Grund, warum so viele schuldenlastige Unternehmen (AT&T ist das Musterbeispiel) trotz hochprofitabler Geschäfte im Moment massive Abschläge erleidet und warum es sehr gutes Management ist, Chancen zu nutzen, diese Schuldenlast zu reduzieren. Auf Dauer wird uns Aktionären das helfen, gering verschuldete Unternehmen mit hohem Cash Flow sind Gold. Entweder können sie einfach hohe Paybacks an Aktionäre leisten oder eben stark und frei Investieren. Dort hat Shell nun eine großes Feld und ich denke ins Gas wird man auch noch den einen oder anderen Euro investieren, die Message ist ja sogar bis zu den Grünen durch.
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