Hallo Jungs und Mädels, wer gehofft hatte, dass ich mich nach siebenstelligen (Buch-) Verlusten hinter den Zug werfe, oder von der Teppichkante springe hat sich getäuscht. Ihr müsst mich schon noch eine Weile ertragen.
Übrigens freut es mich, dass das Forum hier einen so starken Zulauf erfahren hat. Würde mich freuen, wenn es so bliebe und viele interessante Informationen hier zusammengetragen werden, die uns allen helfen können das Geschäft von Klöckner etwas besser zu verstehen. Nach dem Schock von Vorgestern über die hundsmiserablen Zahlen wollte ich mich eigentlich von meinen Salzgitter-Anteilen trennen, weil ich davon ausgegangen bin, dass sich dort ein ähnliches Drama abspielt. Wie wir alle wissen, kam alles ganz anders (+20%). Daraufhin stellte ich mir die Frage, woher kommen die Unterschiede? Vorgestern hatte ich Gelegenheit der KlöCo-Analystenkonferenz zu folgen und heute habe ich ein langes Telefonat mit Salzgitter geführt. Zusammenfassend kann ich folgendes festhalten. Der Gewinn im Handelsgeschäft von Q1 zu Q2 ist dort auch um 40% von 23,4 Mio. auf 14,8 Mio. Euro gesunken. Zudem habe ich gelernt, dass Salzgitter seine Lagerbestände anders bilanziert und nahezu keine Spekulationsgewinne/-verluste (Windfall-Effekt) ausweisen musste. Sehr interessant fand ich aber die Aussage von Salzgitter über die aktuelle Marktentwicklung. Bis zum Mai war die Handelsumsätze mehr oder weniger durchschnittlich aber im Juni/Juli sind die völlig eingebrochen. Warum fragte ich. Antwort: die stahlverarbeitende Industrie geht von einer Abschwächung der Konjunktur im zweiten Halbjahr aus, also auch von sinkenden Preisen. Darum haben die vor der Sommerpause auch eher die Lager runter gefahren und nicht mehr neu bestellt, um später von vielleicht gefallenen Stahlpreisen zu profitieren. Wenn dann aber alle aus dem Urlaub zurückkommen und alle wieder nachbestellen müssen, ist vermutlich eher mit steigenden Preisen zu rechnen. Er meinte das sei gerade wie Mikado-Spielen. Wer sich zuerst bewegt (Lieferant oder Verarbeiter) hat verloren. Und genau so hatte es gestern auch Herr Rühl beschrieben. Bestellungen zum Ende Q2 drastisch gefallen, weswegen auch eine Abschreibung der Lagerbestände erfolgen musste, ohne die der Gewinn pro Aktie "nur" auf ca. 0,37 Euro statt auf 0,07 Euro gefallen wäre - also eher vergleichbar mit Salzgitter. So, jetzt überlasse ich es Euch, wem ihr mehr Nervenstärke zutraut. Wer glaubt, dass die Metallverarbeiter sich mit Nachbestellungen noch lange zurückhalten könnten, der sollte KlöCo verkaufen, bzw. draußen bleiben. Wer darauf setzt, dass nach der Sommerpause die Weltkonjunktur nicht zusammen bricht und die Stahlpreise auf Grund erhöhter Nachfrage steigen, der sollte einsteigen / nachkaufen, denn dann könnte es mit Q3, spätestens Q4 richtig krachen, wenn die jetzigen negativen Auswirkungen der Kaufzurückhaltung und Lagerabschreibungen sich in Margensteigerung und Lagergewinne umkehren. Ich als Grundsatzoptimist glaube einfach nicht an den Weltuntergang, der sich in den aktuellen Kursen widerspiegelt.
Vielleicht noch ein paar Anmerkungen zu einigen Kommentaren hier im Forum: Ich unterstelle Herrn Rühl nicht, dass er bei der Vorbereitung der Kapitalerhöhung (März/April) schon gewusst hatte, wie sich die Geschäfte nach der KE entwickeln. Ich würde ihm hier jedenfalls keine Täuschung der Investoren vorwerfen. Zudem hat er selbst 37.500 Aktien zu 15,85 = 594.375 Euro gekauft. Zudem wird eine KE nicht immer in direkter Vorbereitung einer Übernahme getätigt. Die letzte KE von Klöckner ist schon einige Jahre her und die letzten Gelder wurden erst mit Macsteel und Frefer ausgegeben - daraus resultiert auch der negative Cash-Flow. Übrigens sagte Herr Rühl, dass die Intergration von Macsteel sogar besser läuft als damals gedacht und mit wesentlich höheren Synergieeffekten zu rechnen ist. Ich unterstelle IR auch nicht mehr, dass sie Infos an Dritte rausgegeben hat, denn wer sich die Kursentwicklung aller Stahlaktien ansieht wird feststellen, dass ALLE Kurs im Gleichschritt ab dem 25.07.2011 in den Keller gefahren sind. Auch das KBV von aktuell immer noch 0,6 ist doch eine Lachplatte. Das hatte Herr Rühl so in der Analystenkonferenz auch zum Ausdruck gebracht. "Wenn das Net Working Capital (Vorräte zzgl. Warenforderungen abzgl. Warenverbindlichkeiten) abzüglich der Nettofinanzverbindlichkeiten genau so hoch ist wie die Marktkapitalisierung, dann bezahlt man nur noch den Lagerbestand und bekommt den Rest der Firma geschenkt. Auf die Frage ob er zum aktuellen Kurs kaufen würde kam die Antwort: "If I were me, I would buy", 3 Stunden später erschien die Pressemitteilung über den Kauf von 10.000 Aktien. Also, jetzt gehen wir alle erst einmal ins Wochenende. Der Eine freut sich über seine Gewinne vom Short Selling und die Anderen (wie ich) lecken ihre Wunden. Am Montag beginnt der Hexenkessel dann wieder von neuem. |