Hallo Jochen,
The Link hat im WIWO-Forum und auch hier die Gründe genannt, warum es zu einer Verschiebung der Veröffentlichung der vorläufigen Geschäftszahlen 2009/2010 kommen kann. So ganz an den Haaren herbeigezogen ist die Argumentation nicht, wie sich jetzt zeigt. Nur muß man keinen Elefanten aus der Sache machen und andauernd von Hiobsbotschaften sprechen.
Das entscheidende Objekt in der Bilanz dürfte tatsächlich die Forderung gegen den Ibersolfonds sein. Sie entscheidet darüber, ob Solar Millennium ein "ausgeglichenes" Ergebnis 2009/2010 oder einen niedrigen zweistelligen Millionenverlust ausweisen muß. Das dürfte tatsächlich vom anfänglichen Platzierungserfolg abhängen. Aufgrund des Risikoprofils der Finanzierungsstruktur würde ich als privater Investor zur Zeit eher den Andasolfonds und nicht den Ibersolfonds zeichnen. Dem Ibersolfonds würde die Bekanntgabe von einem oder besser zweier institutioneller Investoren gut tun, um daß Risiko des Scheiterns der Finanzierung und damit des Kapitalverlustes zu minimieren. Angeblich befinden sich die Verhandlungen mit institutionellen Investoren auf einem guten Wege. Zur Erinnerung, es geht hierbei ja um den Solar Millennium-Anteil von ca. 17%. Weitere 17% entfallen auf den Ibersolfonds und die fehlenden 16% sind der noch auszugebenden Anleihe zuzuordnen. Sollte die Anleihe erfolgreich platziert werden und ein institutioneller Investor hinzukommen, wissen wir immer noch nicht, was mit dem 50%-Anteil von Ferrostaal passieren wird. Ferrostaal durchlebt zur Zeit ja die bekannte Hängepartie (Streit MAN - IPIC um Kaufpreis für die restlichen 30% an Ferrostaal). Es würde dem Ibersol-Projekt gut tun, wenn der 50%-ige Ferrostaal-Anteil vom IPIC übernommen werden würde. Das liegt sicher im Bereich des Möglichen, wenn sich MAN und IPIC endlich einigen würden. Der langen Rede kurzer Sinn: Es stecken in der Finanzierung des Projektes Ibersol noch eine Menge Unwägbarkeiten und Risiken, die richtigerweise auch im Fondsprospekt erwähnt werden. Ein potentieller Privat-Investor für den Ibersolfonds sollte warten, bis Solar Millennium und Ferrostaal je einen institutionellen Investor nennen. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Der Andasolfonds ist derzeit immer noch die bessere Alternative. Hier könnte Solar Millennium schneller eine Vollplatzierung erreichen, wenn man ein großzügigen Nachlaß beim Agio gewähren würde. Außerdem wäre das Ding dann endlich vom Tisch!
Langfristanlage kontra Mittelfristanlage. Wie Solar Millennium Invest selbst festgestellt hat, lassen sich an der Börse handelbare Anleihen mit einem mittelfristigen Horizont von fünf Jahren und fester jährlicher Verzinsung sehr gut platzieren (siehe 50 Millionen-Anleihe für US-Projekte). Was spricht nun noch gegen den Ibersolfonds? Wegen der Unsicherheiten der weiteren Entwicklung des Euro/Dollar möchten Investoren gerne Zugriff auf ihr Kapital haben. Eine feste garantierte Verzinsung des Kapitals (Anleihe) wird einer Auszahlung mit variablem Zinssatz, abhängig vom Geschäftserfolg (unternehmerisches Risiko beim Fonds), zur Zeit vorgezogen, auch wenn die Verzinsung wegen großzügiger Reserven in der Kalkulation besser ausfallen dürfte wie geplant. Ich habe solche Fragen vor kurzem in meinem Bekanntenkreis diskutiert. Die sind alle der Meinung, daß der hochgepuschte, spekulative Kapitalmarkt mit dem vielen, billigen Geld ein sehr fragiles Gebilde ist und daß der nächste Crash endgültige Fakten für Euro und Dollar schaffen wird, bzw. deren starke Abwertung oder deren Ende bedeutet. Die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Crash innerhalb der nächsten zehn Jahre wird als hoch eingestuft. Die meisten Anleger haben zur Zeit Angst, sich für dreißig Jahre von ihrem Geld zu trennen. Das kann man verstehen. Diese Angst ist natürlich irrational, wenn man sich die Frage stellt, was ist denn eine abgesicherte Kapitalanlage und was ist es nicht. Ist vor diesem Hintergrund eine Staatsanleihe mit fester Verzinsung einer Beteiligung an einem Fonds, der eine Gewinnbeteiligung an einem realen Wirtschafts-Objekt bietet, vorzuziehen? Die Frage ist eben, was ist eine Staatsanleihe und was ist ein Genußrechtsschein an einem Fonds nach einem Crash noch wert? Das ist es, was man meiner Meinung nach noch deutlicher herausarbeiten muß. Der einfache Verweis auf die Beratung durch einen steuerlichen Berater oder einen Anlageberater erscheint mir zu dürftig. Was macht also der verwirrte, mißtrauische Privatanleger, wenn er mit einem Berg von Fakten und Risiken konfrontiert wird? Er investiert wieder in einfache Produkte, die er verstehen kann und deren Risiko ihm mittelfristig überschaubarer zu sein scheint. Deswegen läuft die Solaranleihe besser wie der Fonds. Aber wie gesagt, daß ist nur meine persönliche Meinung und nur durch Diskussionen in meinem Bekanntenkreis hinterlegt. Die schleppende Platzierung des Andasol- und des Ibersolfonds sind eine Folge der Risiken, die von Anlegern subjektiv im Zusammenhang mit einem möglichen Crash am globalen Kapitalmarkt gesehen werden. Die schnelle Wiederverfügbarkeit des Kapitals aus einer Anlageform ist daher zur Zeit genauso Trumpf wie das Umschichten des Kapitals in vermeintlich sicherere Vermögenswerte (Immobilien, Rohstoffe, etc.).
Fazit: Unter den gegeben Umständen dürfte die Platzierung des Ibersol-Fonds schleppend verlaufen. Es ist daher fraglich, ob Deloitte die Forderungen von Solar Millennium gegen den Ibersolfonds als in vollem Umfang werthaltig anerkennt. Das hätte, wie von The-Link bereits ausgeführt, Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis 2009/2010.
Die anderen von The-Link genannten Risiken sind nicht stichhaltig. Im speziellen weiß natürlich niemand hier, ob die Staatsanwaltschaft überhaupt gegen Solar Millennium Vorermittlungen durchführt. Dafür müßte ja ein Straftatbestand vorliegen. Bisher hat man davon nichts gehört. Selbst Utz Claassen hat nicht davon gesprochen.
Gruß
Rhapsodie |