Ich denke, dass wir und darin einig sind, dass die Börsenbewertung in erster Linie von den Erwartungen über künftige Ergebnisse eines Unternehmens abhängt.
Das ist hier nicht anders.
Banken haben unterschiedliche Geschäftsgebiete, die ausgeübt werden und völlig unterschiedliche Gewinnerwartungen haben:
M&A: Sehr attraktiv, macht ProCredit nicht.
Handelsgeschäft: Recht aufwändig, mittlere Margen. Macht ProCredit nicht.
Kreditvergabe an erste Adressen: Bringt nicht viel, ist aber risikoarm. Macht ProCredit nicht.
Kreditvergabe an Studenten (SoFi): Hohe Margen, mittleres Risiko. Macht ProCredit nicht.
Kreditvergabe an Kunden in bonitätsschwachen Ländern: Hohe Margen, aber auch hohes Risiken.
Soweit ich es verstanden habe, ist ProCredit hauptsächlich im letzten Punkt tätig. Bulgarien und Serbien sind die Länder mit der größten Bedeutung. Ecuador ist das Land mit den größten Kreditausfällen.
Die Bewertungskriterien sind daher:
Diversifikation (fand ich hier immer kritisch)
Risikovorsorge (Wer will das hier beurteilen?)
Ausfallrisiken (Wer will das hier beurteilen?)
Politische Stabilität im Länderportfolio (siehe dazu auch Punkt 1)
Die genannten Unsicherheiten führen zu Bewertungsabschlägen bei den Marktteilnehmern, die in etwa verstehen, wie Banken funktionieren.
Da es keine Banken mit einem ähnlichen Geschäftsmodell gibt, nutzt auch ein Branchenvergleich wenig.
Zusammengefasst: Wer fest an die politische Stabilität an Südosteuropa und an einen dortigen Wirtschaftsaufschwung glaubt, ist hier gut aufgehoben.
Zuletzt waren die meisten der Zielländer noch zu sehr von russischem Öl abhängig, als dass mir mit diesem Invest wohl wäre. Auch wenn es die letzten Jahre nicht schlecht lief, ist diese Bank bisher keine Erfolgsgeschichte. Da finde ich das Konzept von SoFi noch überzeugender (Studentenkredite).
Seit ich aber gelernt habe, dass Bankbilanzen völlig unvorhersehbare Risiken in sich tragen (siehe DB, CS) mache ich bei Banken grundsätzlich nicht mehr mit.
Es ist faktisch Blindflug.