Fasst alles nochmal zusammen.
Telekom drängt auf TV-Übertragung Der Streit zwischen der Deutschen Fußball-Liga und der Telekom über die Übertragung der Fußball-Bundesliga eskaliert Werner Hackmann war schon immer als Mann der klaren Worte bekannt. Vergangene Woche bestätigte der Präsident der Fußball Liga seinen Ruf. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung drohte er der Deutschen Telekom offen mit dem Entzug der Internetrechte für die Fußball-Bundesliga.
Bei der Telekom kam Hackmanns Ankündigung gar nicht gut an. Waren die Bonner zuvor eher um Deeskalation bemüht, gehen sie nun in die Offensive. Die Telekom hatte im vergangenen Dezember für 50 Millionen Euro pro Saison die IP-TV-Lizenz für die Bundesliga bis 2009 gekauft. Seit bekannt wurde, daß der Konzern mit Pay-TV-Sender Premiere über eine Kooperation verhandelt, streiten Telekom und DFL darüber, welche Rechte der Telekom tatsächlich zustehen. Die DFL ist der Meinung, daß die Telekom ihr IP-TV ausschließlich über ihr neues Breitbandnetz verbreiten kann, die Telekom dagegen glaubt, auch via Kabel und Satellit senden zu dürfen. Das wäre ein herber Schlag für den Pay-TV-Sender Arena, der für 220 Millionen Euro die TV-Live-Rechte gekauft hat.
Am vergangenen Wochenende stellten T-Com-Chef und Telekom-Vorstand Walter Raizner und T-Online-Marketing-Chef Burkhard Graßmann eine Sondereinsatzgruppe aus sechs versierten Juristen, Marketingexperten, Produktentwicklern und Finanzfachleuten zusammen. Bis Montag tagte die Truppe und legte den beiden Vorständen ein Strategiepapier vor, das die neue harte Linie der Deutschen Telekom festlegt. Darin heißt es: "Wir haben Rechte erworben, die ein umfassendes Angebot ermöglichen, wir sollten uns vorbehalten, diese Rechte auch zu nutzen."
Ein Brief von Raizner und Graßmann an DFL-Chef Werner Seifert spricht eine noch deutlichere Sprache. "Das von der Telekom erworbene Verwertungsrechtepaket umfaßt das Recht, die Berichter- stattung über sämtliche Übertragungswege (Kabel, Satellit, Terrestrik) ... zugänglich zu machen", steht in dem Brief, der der "Welt am Sonntag" vorliegt. Weiter heißt es, die Telekom unterliege keinerlei Beschränkungen bei der Wahl eines Partners. "Hätten Sie eine Sublizensierung an bestimmte Partner ausschließen wollen, hätten Sie dies vor Abgabe des Angebots kommunizieren müssen."
Premiere ist für die Telekom ein reizvoller Partner. Nicht nur, daß die Telekom auf einen Kundenstamm von 3,6 Millionen Abonnenten zurückgreifen kann, Premiere verfügt auch über Einspeisungsverträge mit den Kabelnetzfirmen KDG, Kabel Baden-Württemberg und Arena-Mutter Unity Media.
Laut Informationen der "Welt am Sonntag" wollen die beiden Partner das IP-TV-Signal in die Kabelnetze senden. Mit Hilfe einer sogenannten Hybridbox wäre es den Kabelkunden somit möglich, auch ohne einen Breitbandanschluß Bundesliga von Telekom und Premiere zu empfangen. Aus Kreisen der beiden Konzerne hieß es, die sei technisch und rechtlich möglich.
Besonders für die Arena-Mutter Unity stellt der Plan einen Affront dar. Die Kabelfirma war am Freitag zu keiner Stellungnahme bereit.
Auch die DFL hielt sich in den vergangenen Tagen auffallend geschlossen. "Wir befinden uns in sehr konstruktiven und vertrauensvollen Gesprächen", war der einzige Kommentar der Liga.
Von einem freundschaftlichen Ton kann derzeit freilich keine Rede sein. Mittlerweile ist der Konflikt auf oberster Ebene angekommen. Am Donnerstag reisten Raizner und Graßmann nach München und trafen sich mit DFL-Chef Seifert, Bayer-Leverkusen-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser und Bayern-München-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Die Herren tagten bis in den späten Abend. Ein Ergebnis blieb jedoch aus. Tina Kaiser
Artikel erschienen am 30. April 2006 |