Ein Extremer im Zentrum
In einer künftigen Regierung Netanyahu könnte der extreme Abgeordnete Ben-Gvir eine zentrale Rolle spielen. Er ist mehrfach vorbestraft, provoziert seit Jahren rechtsaußen. Neuerdings gibt er sich gemäßigt.
In Nebi Samuel im von Israel besetzten Westjordanland kommt es zu Tumulten. Eine Gruppe Israelis bahnt sich - geschützt von schwer bewaffneten Sicherheitskräften - den Weg zur Grabstätte Samuels. Eigentlich ist es Israelis ohne Sondergenehmigung verboten, hierher zu kommen. Diese Gruppe ist dennoch hier. Und mittendrin ein kleiner untersetzter Mann mit weißer Kippa, Itamar Ben-Gvir.Er sei nach Nebi Samuel gekommen, "um klar zu sagen, wem das Land im Staat Israel gehört", erklärt er: "Wir sind die Eigentümer dieses Hauses." Ben-Gvir lässt sich durch die lautstarken Proteste der Palästinenser nicht stören. Er fordert seine jüdischen Mitstreiter auf, laut zu singen, öffentlich zu beten, den Palästinensern entschieden die Stirn zu bieten. Nur mit Mühe können die Sicherheitskräfte beide Parteien davon abhalten, aufeinander loszugehen.
Ein rechter Provokateur mit VergangenheitBen-Gvir liebt es zu provozieren - in Nebi Samuel ebenso wie in der Knesset, wo er schon mal die arabischstämmigen Abgeordneten öffentlich als Terroristen beschimpft und ihnen nahelegt, besser in Syrien als Politiker zu arbeiten. Der heute 46-Jährige, ein Sohn irakisch-jüdischer Einwanderer, hatte schon als Jugendlicher rechtsradikale Ansichten. Die waren so extremistisch, dass er aus dem Militärdienst entlassen wurde. Von Kahane inspiriertUnd schon sehr früh zeigte er sich als Bewunderer des radikalen Rabbiners Meir Kahane. Der war ein entschiedener Gegner der Palästinenser, wollte aus Israel einen jüdischen Gottesstaat machen und befürwortete Massendeportationen der arabischen Bevölkerung aus dem Westjordanland. Der später in New York ermordete Kahane und seine als terroristische Vereinigung eingestufte und verbotene Kach-Partei sind das politische Vorbild für Ben-Gvir. Kahane sei "ein Prophet und ein Führer in unserem Land" gewesen, sagt Ben-Gvir und verspricht: "Wir werden seinen Weg fortführen." Mit solchen Sätzen galt Ben-Gvir in der israelischen Politik lange Zeit als nicht gesellschaftsfähig. Zwar distanzierte er sich in manchen Punkten von dem umstrittenen Rabbiner, an seiner Bewunderung für ihn hat sich indes nichts verändert. ...
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-ben-gvir-101.html |