Apropos Scheuklappen. Bei meinem Kauf letzten Jahres hatte ich auch Scheuklappen auf. Monsanto + Bayer zusammen können gigantisches Machtmonopol entwickeln. Da Glyphosat nur einen Teil von Monstanto ausmacht, würde ich nicht behaupten, dass Monstanto ein totaler Flop-Kauf war.
Die Risiken habe auch jedoch beim Kauf ausgeblendet. Jetzt haben wir die ersten Urteile, und es sieht nicht ganz so gut aus. Ich sitze auf ordentlichem Verlust. Was mir Mut macht:
- Der Kurs hat beimUrteil des 2. Teils des Verfahrens nicht besonders nachgegeben. Aktuelle Risiken scheinen damit weitgehend eingepreist zu sein. - Bayer wird in Berufung gehen. Dann entscheiden keine emotionalen Hobby-Richter, sondern ich erhoffe mir rationale Entscheidungen. Freispruch unwahrscheinlich, aber auch kein "emotionales Hau drauf". - Irgendwann wird evtl. auch Baumann (sofern er die HV übersteht) erkennen, dass ein Vergleich nach X verlorenen Prozessen nicht die schlechteste Option ist. Dieser Vergleich ist wichtig, da damit sichergestellt werden kann, dass Bayer nicht auf die Inso oder Zerschlagung zusteuert. - Über alles wächst irgendwann Gras. In einigen Jahren interessiert der Prozess niemand mehr. Börse ist kurzlebig. Das hat man auch die vergangenen Monate gesehen. Der Kurs ist von 62 langsam geklettert, und aufgrund der schlechten Nachrichten sofort abgeschmiert. Dabei hat sich an den Risiken grundsätzlich nichts geändert. - Die Zahlen letzten Jahres ergeben nach meiner Auswertung einen fairen Wert von ca. 60 EUR. Das trifft sich mit dem aktuellen Kurs. Der Kauf von Monsanto letzten Jahres hat die Zahlen aufgrund Sondereffekt gedrückt, daher würde ich eher höher gehen, dagegen waren die heutigen Prozess-Risiken nicht bilanziert, was den Kurs drücken sollte. Der Kurs um die 60 sehe ich tatsächlich als fair.
Dass Bayer auch dieses Jahr Dividende ausschüttet, habe ich nicht verstanden. Als Aktionär freue ich mich kurzfristig über die Dividende, aber als langfristiger Anleger hätte ich bevorzugt, die Dividende zu streichen, um Risiko-Kapital zu horten. Aber hey, nicht jeder denkt langfristig und eine Streichung sendet oftmals ein falsches Signal und damit zu drastischem Kursrutsch. Den brauche ich nicht nochmal.
Wenn du merkst, du reitest ein totes Pferd, dann steige ab. Andererseits: Verkaufe, wenn du heute nicht nochmal investieren würdest. Langfristig bin ich jedoch überzeugt und habe nachgelegt. |