Hallo, eine interessante Diskussion. Bin HRE-Aktionär der ersten Stunde und glaube, daß das Management im Prinzip sehr gute Arbeit abliefert und zu Klagen wenig Anlaß gibt. Viermetz und Funke haben die Argumentation in den letzten beiden Tagen in der FAZ und SZ vorgegeben und wenn die Chronologie stimmt, dürfte es wenig Spielraum vor Gericht geben. Es gibt allerdings offenbar Altlasten, wozu auch die zu geringe Kapitalausstattung zählt. Eines der größten, bisher in der Diskussion übersehenen Probleme für die Kursentwicklung ist die instabile Aktionärsstruktur. Im Zuge der Entflechtung der alten Deutschland AG und der kurz danach beginnenden letzten Bankenkrise haben sehr viele langfristig orientierte Pensionsfonds und Versicherungen ihre Bankbeteiligungen reduziert, mit der Abspaltung der HRE von HVB verabschiedete sich dann auch die Münchner Rück. In den DAX getrieben haben die HRE dann die seit jeher sehr aggressiv auftretenden angloamerikanischen Investoren. In den letzten Monaten hat man die Kehrseite gesehen, denn die haben sich sehr zügig wieder verabschiedet, vielleicht weil sie besser analysiert haben, vielleicht aber auch nur, weil einigen anderswo das Wasser schon bis zum Halse stand. Für diesen Überhang an Aktien fehlt es hier schlicht an Käufern, zum einen, weil immer stomlinienförmiger und kurzfristiger agiert wird und kein Fondsmanager mehr eine Übergewichtung des Bankensektors in seinem Portfolio zum Jahresende riskieren kann; zum anderen, weil die Banken wenig Ansehen in der Bevölkerung haben und Privatanleger diesen Sektor nicht zuletzt wegen vermeintlicher Horrorszenarien, für die sich immer fruchtbarer Boden in den Köpfen der Leute findet, meiden. Diese Konstellation wird meines Erachtens die Aktie vorerst tendenziell weiter belasten, Überverkauf und Unterbewertung hin oder her, zumal der DAX-Ausschluß bald wie ein Damoklesschwert über der Aktie schweben dürfte. Auftrieb könnten nur zwei, drei starke Quartale geben und bis dahin dauert es noch eine Weile, auch weil kein Mensch weiß, welche Altlasten es noch gibt bzw. sich deren Bewertungskriterien bekanntlich im Moment fast täglich ändern. Kurz- und mittelfristig verheißt das wenig Gutes. Ich nehme mal an, daß sich viele hier vom letzten Mal noch an das Ausmaß und die Dauer der Unterbewertung einiger deutscher Banken erinnern. Was das auf Sicht von 3-5 Jahren bedeutet, darf und muß jeder ganz nach seiner finanziellen und nervlichen Substanz selbst entscheiden. |