Laut der Verwertungsvereinbarung vom 2. Juli (Freitag) hatten die Banken (Kreditgeber) "dem Insolvenzverwalter zum Ausgleich seiner Aufwendungen für die Vornahme und Veranlassung des Verkaufs der PMG Geschäftsanteile" angeboten. Am Samstag, den 3. Juli, erschien der Medfort-Geschäftsführer Lars Ruppert vor einem Münchner Notar und unterzeichnete das verbindliche "Angebot auf Abschluss eines Geschäftsanteilskauf- und Übertragungsvertrages". In diesem machte er dem Insolvenzverwalter ein unwiderrufliches, bis zum 5. Juli, 10.30 Uhr gültiges Kaufangebot.
Am 4. Juli (Sonntag) teilt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG dem Insolvenzverwalter ihre "Fairness Opinion" zu diesem Kaufangebot quasi im Schnelltest auf acht Seiten mit: "Die angebotene Gegenleistung (1,3 Mio Euro, Anm. der Redaktion) … ist finanziell angemessen", so das Fazit. Genauein halbes Jahr später, am 4. Januar 2011, bewertet die KPMG das Asset PMG erneut und kommt zu einem weitaus höheren Betrag.
Der Insolvenzverwalter eilte mit den Unterlagen am Montag, dem ursprünglich angesetzten Versteigerungstermin, zum Amtsgericht und erwirkte um 7 Uhr in der Früh die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die PMG wird noch vor 10.30 Uhr an die Medfort für läppische 1,3 Mio. Euro verkauft. Branchenbeobachter bezweifeln stark, ob dies in dieser Eile notwendig und vor allem legitim war. Der operative Betrieb trug sich auch zu dieser Zeit alleine und war nie in Gefahr.
Der Insolvenzverwalter rechnete für seine Arbeit zwischen der Beauftragung am 16. Juni und dem 4. Juli lediglich 10,5 Arbeitssstunden ab: 2,5 Stunden Erstgespräch mit den Vorständen, 3 Stunden Aktenstudium, 1,5 Stunden Informationseinholung bei Dritten sowie 3,5 Stunden Erstellung des Gutachtens. Für die genaue Prüfung blieb somit kaum Zeit.
Die ihrer Meinung nach enteigneten Kleinaktionäre stellen sich inzwischen vermehrt die Frage, ob die Kreditgeber dem bisherigen Eigentümer die Kredite rechtmäßig kündigen durften um anschließend dem neuen die Kredite unverändert oder sogar zu besseren Konditionen weiterzugewähren. Von der Primacom bekamen wir leider zu diesen Fakten trotz mehrmaliger Anfragen kein Statement, hier schweigt man weiterhin beharrlich zu dem Thema.
Stefan Hofmeir ist Herausgeber des Leipziger Auerbach Verlags, der neben dem Online-Dienst DIGITALFERNSEHEN.de insgesamt 14 Zeitschriften im Bereich Digital-TV, Unterhaltungs- und Hauselektronik sowie Entertainment publiziert.