Das war eine wirklich turbulente Woche, und ich meine hier mal nicht das Börsengeschehen. Nein, drei Jubiläen gab's: 300 Jahre Preußen, 100 Jahre dt. Kabarett und 10 Jahre Golfkrieg.
Ich weiß nicht, was schlimmer war (Scherz am Rande, ich habe nichts gegen Kabarett).
Nach nunmehr 10 Jahren ist man endlich soweit, daß die Lügen vom Golfkrieg international (außer in den USA) diskutiert werden und auch Gehör finden.
Um die Position der USA zu verstehen, muß man wissen, daß der Ölpreisschock (von drei auf 22 Dollar) und die Folgen für die Wirtschaft immer noch tief in den Knochen sitzt. Die USA war von jeher bestrebt, einen massiven Einfluß auf die Golfstaaten zu nehmen. Kissinger selbst hat gesagt, das Öl sei zu wichtig, um es den Arabern zu überlassen. Dabei hat es keinen gestört, daß Saddam Hussein abwechselnd als Feind oder Verbündeter hergehalten hat.
Das Schüren der Angst vor Saddam hat den USA in den 90ern Waffengeschäfte in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar beschert, mehr als jemals zuvor in der Geschichte. Darüber hinaus konnte die USA Stützpunkte in Saudi-Arabien etablieren, wogegen sich die Araber immer gewehrt hatten. Damit hatten sie es geschafft, Einfluß in der letzten Region der Welt zu nehmen, wo sie nicht präsent waren (vgl. Nato, Seato und div. Bündnisse).
Golfkriegsveteranen wundern sich heute, warum man mit dieser unglaublichen Anzahl von Truppen einmarschiert ist: Kuweit war nur mit einer Handvoll Soldaten besetzt, Panzer und Flugzeuge waren um Bagdad herum massiert. Es hätte noch 48 Stunden gedauert und Saddam wäre gefallen. Aber nein: es gab das überraschende Ende des Krieges, sogar mit freiwilligen Zugeständnissen an Saddam (kein Helikopterverbot usw.). Die USA braucht Saddam, um den Mythos der Gefährlichkeit und damit die eigene Präsenz zu rechtfertigen. Die USA hat bewiesen, daß man ein Land vollkommen aus der Luft ruinieren kann, ohne es zu betreten. Es wurden systematisch Wasserversorgungs- und Lebensmittelanlagen zerstört. Die nachträglichen Berichte der sog. UN-Inspekteure sind z. T. gefälscht. 2,5 Mio Iraker sind an den Folgen der Sanktionen gestorben, darunter 500 000 Kinder. Madeleine Albright hat sich 96 in einem (heute in den USA zensierten) Interview zu der Aussage hinreißen lassen: "300 000 Kinder? Na und? Das ist die Sache wert."
Welche Sache? Es geht um systematischen politischen Druck auf die "Macher" des Ölpreises. Alle Gebärden von G. Bush können nur eines zum Ziel haben: die Anti-Saddam-Koalition und die damit verbundenen Lügen am Leben zu erhalten. Diese ist seit zwei Jahren ins Wanken geraten, und es ist nicht auszuschließen, daß wieder eine Falle für den Irak vorbereitet wird.
Eines bleibt als Fazit: der Ölpreis ist de facto unter US-Kontrolle und wird sich deren Vorgaben entsprechend bewegen. So bitter es sich vor diesem Hintergrund anhört, aber das Öl wird nur positives für die Börsen bringen. |