Im Monatschart sieht es gerade danach aus, als ob die Aktie einen Bodenbildungsversuch bei 5,30 € unternimmt. Charttechnik setzt bekanntlich auf die Wiederholung historischer Kursmuster und wir befinden uns exakt auf dem Niveau aus Dez 2023, von wo aus es im Anschluss knapp 3 EUR bergauf ging.
Das weiterhin ultraschwache Handelsvolumen indes verleiht ganz und gar nicht den Eindruck von strategischem Kaufinteresse.
Von Unternehmensseite wiederum herrscht erneut lautes Schweigen. Der Umgang mit den eigenen Shareholdern ist einfach nur grottenschlecht. Die IR Abteilung ist offenbar seit Monaten im Urlaub, krank oder bereits verstorben.
Die Ignoranz des Unternehmens gegenüber der Aktienkursentwicklung ist ein einziges Trauerspiel. Zugegebenermaßen aber alles andere als ein Einzelfall unter dt. Mittelstandsaktien, deren Vorstände sich anscheinend mehrheitlich hilflos dem Schicksal permanenter US Shortangriffe ergeben haben.
Die seit Monaten durchweg positive Entwicklung der Fundamentaldaten des Unternehmens wird durch die Kursentwicklung der letzten drei Monate geradezu konterkariert. Wie angekündigt habe ich meine Position zwischen 5,20 € und 5,30 € deutlich (>50%) erhöht. Ob die Aktie im Zuge des Hexensabbats diese oder nächste Woche auch noch die Stopps bei 5 EUR holt, ist mir herzlich egal. Das Kursniveau reflektiert den objektivierten Unternehmenswert m.E. nicht einmal ansatzweise. An eine zeitnahe Übernahme durch MFE und / oder PPF glaube ich nicht. Meine Spekulation basiert allein auf einer erwarteten signifikanten Gewinnsteigerung in den Jahren 2024 ff. und der lt. Factset prognostizierten Anhebung der Dividende für 2024 auf 25 Cent.
Übersicht Factset-Analystenkonsens lt. Comdirect
2025e 2024e 2023 Umsatz§ 4,04 Mrd. 3,97 Mrd. 3,85 Mrd. EbitDa§ 614,00 Mio. 589,68 Mio. 578,00 Mio. EBIT§ 383,95 Mio. 376,00 Mio. 399,50 Mio. Gewinn je Aktie 1,005 0,915 -0,55 KGV§ 5,5871 6,1366 5,5899 KCV§ 2,728 2,9617 1,2635 Dividende je Aktie 0,28 0,2532 0,05 Dividendenrendite§ 4,99 % 4,51 % 0,90 % Cashflow je Aktie 2,0583 1,8959 4,38 Nettoverschuldung * 1,49 Mrd. 1,53 Mrd. 1,55 Mrd.
Ich bin unverändert davon überzeugt, dass ein KGV von 6 nicht annähernd eine faire Bewertung der ProSieben Aktie darstellt. Zudem gehe ich davon aus, dass selbst ein insgesamt nur leichtes Anziehen des deutschen Wirtschaftswachstums in 2025 fpr ProSieben überproportionales Umsatz- und Ergebniswachstum bewirken wird und ProSieben auf der Finanzierungskostenseite zudem erheblich von sinkenden EZB-Zinsen profitieren wird.
Das Argument, hinter einem unnatürlich niedrigen KGV 2024 stünden deutlich sinkende Umsatz- und Gewinnprognosen für 2025ff. erachte ich im Fall von ProSieben als Nonsens. Im Gegenteil könnte der Kapitalmarkt irgendwann realisieren, dass die Positionierung von Joyn als Superstreamer im deutschsprachigen Raum ein durchaus überzeugendes Geschäftskonzept darstellt und das Potenzial hat, den Marktwert von ProSieben/Joyn zu vervielfachen.
Meines Erachtens nach sollte ProSieben zu gegebener Zeit eine Namensänderung in Joyn Entertainment SE überdenken, um den bei vielen Investoren verbrannten Namen ProSieben loszuwerden und den Fokus des Geschäftskonzepts auf den Streaming-Markt zu unterstreichen. |