Und es steigt dochvon Jochen Steffens Sie kennen meine Einstellung: Man sollte immer alle möglichen Analyseinstrumente nutzen, um ein Gesamtbild zu finden. Die wichtigsten sind: Fundamentale Analysen Charttechnische Analysen Sentimentanalysen (Stimmung der Marktteilnehmer) Aktuell sieht es wie folgt aus: Fundamentale Analysen (meiner Meinung nach): bearish Chartttechnik: zunehmend bullish Sentiment: ist extrem bullish, da es ein Kontraindikator ist: bearish Sentiment zu bullish!Das Bloggersentiment in den USA hat mit einer Verteilung von 53,33 bullish und 26,67 % bearish (20 % neutral), einen neuen Extremwert erreicht: Quelle: http://tickersense.typepad.com Auch andere Sentimentindikatoren belegen, dass die Anleger sehr bullish sind. Da die Masse meistens dann besonders bullish wird, wenn sie bereits investiert ist, dünnen oft bei solchen Werten die Käuferschichten aus, sprich, diese extrem bullishen Werte sind bearish zu werten. Dagegen sprechen die charttechnischen Analysen: Das Allzeithoch im S&P500 ist gebrochenDer Nasdaq100 und der Dow Jones haben ihre alten Hochs bereits nach oben aufgelöst. Noch fehlt der marktbreite S&P500: Das ist der alte Trend, der uns nun schon so lange begleitet. Der S&P500 ist in diesem nun von der unteren Linie steil und dynamisch wieder an das letzte Hoch gelaufen und hat es leicht gebrochen. Eigentlich spricht diese starke Dynamik gegen eine gesunde Bewegung. Es wäre wesentlich besser gewesen, wenn er das „langsam“ gemacht hätte, so wie wir es in den letzten Jahren bei Konsolidierungen immer erlebt haben. Trotzdem, wenn der S&P500 das letzte Hoch "nachhaltig" bricht, wird es aus charttechnischer Sicht bullish. Wenn er dann auch noch nicht an der oberen Trendlinie abprallt, sondern einen Trendausbruch nach oben startet, wird es natürlich noch bullisher. Falls das passiert, sollten Sie alle Bedenken etwas in den Hintergrund treten lassen und einfach mitmischen. Aber aufgrund der Euphorie, die sich aktuell offenkundig breit macht, sollten Sie dabei extrem vorsichtig agieren. Denn es ist nie gut, wenn die Stimmung die fundamentalen Gegebenheiten ignoriert! Irgendwann gleicht sich das wieder aus. Die fundamentale Betrachtung wird von der Fed bestätigtDenn, wie gesagt, meine fundamentale Analyse bleibt bearish. Und am Freitag bestätigte ausgerechnet der stellvertretenden Vorsitzenden des Federal Reserve Board, Donald Kohn, diese Überlegungen. Kohn hatte am Freitag vor der Handelskammer in Philadelphia die jüngste Zinssenkung der US-Notenbank um 50 Basispunkte mit der Absicht begründet, ein moderates Wirtschaftswachstum zu fördern. "Das Ziel unser Zinssenkung war es, die Folgen der strengeren Kreditkonditionen abzumildern und damit auch für ein moderates Wirtschaftswachstum zu sorgen", so Kohn. Es sei hingegen nicht beabsichtigt, den Prozess der Neubewertung der Risikoprämien durch die geldpolitische Lockerung zu unterbrechen. CrashgefahrenKohn führt fort, dass sich die Situation an den Finanzmärkten seit dieser Zinssenkung verbessert hätte, allerdings seien die Märkte weiterhin anfällig gegen Schocks. Auch die Fed scheint noch Sorge zu haben, dass nicht alles ausgestanden ist. In diesem Herbst 2007 ist die Gefahr eines kurzen aber heftigen Crashs einfach noch wesentlich höher, als in den letzten Jahren. Gedämpftes US-WirtschaftswachstumKohn betonte im Weiteren, dass Kredite für US-Unternehmen und Verbraucher weiterhin kostspieliger bleiben würden, was kurzfristig das Wirtschaftswachstum in den USA dämpfen werde. Auch hier beschreibt er das gleiche Problem, welches wir in den letzten Wochen hier besprochen hatten, wobei er natürlich die Belastung durch die stark steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise nicht erwähnt, die diesen dämpfenden Effekt noch verschärfen dürfte. „Die Banken dürften besonders vorsichtig sein, neue Kredite zu vergeben und finanzielle Verpflichtungen einzugehen, weil noch eine beträchtliche Unsicherheit über die Qualität der ausstehenden Kredite besteht. Die Verfügbarkeit von Krediten werde weiter eingeschränkt bleiben.“ Wenn die Banken und damit auch die Unternehmen nicht mehr so leicht an Kredite kommen, wird deren Investitionsbereitschaft sinken. Auch das wird sich belastend auf das Wirtschaftswachstum auswirken. 50 Basispunkte, einfach weil es gerade gingKohn begründet den großen Zinsschritt um direkt 50 Basispunkte wie folgt: Der große Schritt sei möglich gewesen, da die Inflationserwartungen gut verankert gewesen wären. Zudem seien die jüngsten Daten zur Verbraucherpreisentwicklung ermutigend gewesen. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich geschrieben hatte, die Fed hat die Zinsen eventuell deswegen so unerwartet deutlich um 50 Basispunkte gesenkt, weil zur Zeit der Zinssenkung die damals aktuellen Inflationszahlen noch einigermaßen akzeptabel waren. Die Fed musste aber befürchten, dass die folgenden wesentlich schlechter ausfallen werden. Wenn sich die Inflationszahlen verschlechtern, würde sie jedoch unter Umständen die Zinsen bei der nächsten Zinssitzung nicht um weitere 25 Basispunkte senken können. Deswegen war es aus Sicht der Fed besser, in dem damals günstigen Umfeld direkt ein großer Schritt zu beschließen. Also auch hier bestätigt Kohn den ersten Teil meiner Vermutung, den zweiten finden wir in der weiteren Ausführung bestätigt: Dennoch würden es eine anhaltend hohe Auslastung der Kapazitäten, eine sinkende Produktivität und - im Zuge der Dollar-Abwertung - steigende Importpreise erfordern, dass die Fed wachsam in Bezug auf die Inflationsentwicklung bleibt. Kurz: Wie gesagt, auch die Fed befürchtet ein Wiederanziehen der Inflation. Insoweit bestätigt Kohn auch diese Analyse. Wachstumsdelle erwartetKohn betonte zudem, dass er grundsätzlich von einem mittelfristig starken US-Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum ausgehe. Allerdings gab er zu bedenken, dass die Schwäche am US-Häusermarkt kurzfristig erheblich auf der US-Wirtschaftsdynamik lasten könnte. Sie sehen, die Erwartung Kohns für die US-Wirtschaft deckt sich mit meiner Erwartung von den Märkten. Ich rechne mit Schwierigkeiten im 4 Quartal. Anschließend geht es im Wahljahr erst einmal weiter aufwärts, im Dax wahrscheinlich sogar sehr dynamisch. So richtig kritisch wird es erst ab 2009 (Letzteres sagt Kohn hingegen nicht) Es ist interessant, dass Kohn vieles von dem, was ich hier in den letzten Wochen entwickelt habe, bestätigt. Aber die Märkte steigen trotzdemDoch der Markt steigt weiter und das obwohl bereits zwei der oben genannten wichtigen Faktoren bearish sind. Mir ist es immer am liebsten, wenn gerade die fundamentalen Betrachtungen zu den charttechnischen Entwicklungen passen. Nur dann steigt die Eintrittswahrscheinlichkeit der Prognosen auf ein hohes Niveau, das gute Trades ermöglicht. Wenn das nicht der Fall ist, halte ich es mit der alten Börsenweisheit: Trade nicht was du denkst, sondern was du siehst. Schließlich hat der Markt immer Recht. Wenn also der S&P500 nachhaltig (!) ausbricht, dann sollte man sein Gehirn ausschalten und mitmachen. Natürlich sehr vorsichtig, da immer die Gefahr besteht, dass der Markt doch noch sehr plötzlich eine mögliche Rezession einpreist! Quelle: Investor's Daily Abonnenten Gruß Moya |