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juergendoll schrieb am 17.05.14 16:45:44 Beitrag Nr. 61.655 (47.001.704)
Kennzahlen zu vergleichen ist ja ok, aber entscheidend wird sein bei wem nach 2015 Umsatz und Margen stärker wachsen...ich sehe Vestas hier, wegen der von mir vermuteten Umsatzvervielfachung ab 2016/17 im Offshore-Bereich ganz klar im Vorteil.
Anhand der Kennzahlen wollte ich eigentlich nur darstellen, dass die Nordex-Bewertung nicht zu hoch ist, weil man immer mal liest wie hoch denn das Nordex KGV ist. Für mich ist dieses KGV-Argument ein Totschlagargument, weil es eigentlich kaum Aussagekraft hat, wenn man sich nur auf ein einzelnes KGV bezieht. Nicht mehr und nicht weniger.
Übrigens bin ich auch in Vestas drin. Ich gehe bei Vestas sogar von einem EPS zwischen 1,50 bis 1,70 € aus. Also ein 2014er KGV zwischen 20 bis 23. Bei Nordex von 0,55 bis 0,62 €. Also ein 2014er KGV zwischen 20 bis 23.
Apropos Offshore. Ist halt ein sehr riskantes Geschäft. Sieht man ja bei Siemens nur zu gut. Wenn da halt mal was schief geht, dann wird es richtig teuer. Außerdem ist Offshore im Vergleich zu Onshore ein Nischenmarkt und das wird sich auch nicht allzu schnell ändern. Ende 2013 waren global 318 GW an Wind installiert, davon 6,5 GW an Offshore-Wind. Somit hat Offshore einen Anteil an den globalen Windinstallationen von nur 2%. Dieser Anteil wird sich sicherlich erhöhen in den nächsten Jahren, aber ein jährlicher Zubau von über 3 GW bei Offshore scheint in den nächsten 2, 3 Jahren kaum zu schaffen zu sein. Bei Onshore werden es sicher so zwischen 40 bis 50 GW sein im Jahr. Sobald die Zinsen wieder anziehen wird es für die sehr teuren Offshore-Projekte ohnehin sehr schwer werden an Finanzierungen ran zu kommen und sollte es in der EU ab 2017/2018 wirklich zu technologisch unabhängige Auktionen kommen bei den Erneuerbaren, dann wäre das quasi der Totesstoss für die sehr teure Wind-Offshore in der EU auf einige Jahre hinaus und die EU ist mit Abstand der größte Offshore-Markt.
Von Nordex war es mal ganz sicher die absolut richtige Entscheidung aus Offshore auszusteigen. Viel zu riskant und viel zu investitionslastig. Sieht man ja an den neu gegründeten Joint Ventures bei den Offshore-Windmühlen von Vestas und Mitsubishi bzw. Gamesa und Areva, dass die Weiterentwicklung von Offshore-Windmühlen alleine kaum noch zu packen sind. Auch weil der Markt ganz einfach viel zu klein ist und damit gibt es auch kaum Skaleneffekte.
Ich habs ja in meiner letzten Post schon skizziert. Der Weg von Nordex wird wohl ein anderer sein wie der von Vestas. Muss es auch sein. Weg vom reinen Volumenhersteller um so den Kostendruck einigermaßen umgehen zu können. Diesen Weg kann Vestas so nicht gehen, weil man ganz einfach viel zu groß ist. Genau darum hat Zeschky in einem Interview Nordex auch als Nischenplayer bezeichnet.
Eine Vestas und eine Nordex kann man eigentlich nicht vergleichen, weil die Unterschiede dann doch sehr groß sind und die werden sich in den nächsten Jahren noch wesentlich vergrößern meiner Meinung nach. Nordex fährt mit ihrer Strategie ein geringeres Risiko wie Vestas, schon alleine weil Vestas in Offshore engangiert ist und weil Vestas als goßer Volumenplayer überall im Markt präsent sein muss und als großer Volumenhersteller sicherlich stärker unter Preisdruck steht wie das "kleine" Nordex.
Nordex wird meiner Einschätzung nach ihr Geschäftsmodell neu justieren und so werden die Gewinnmargen nach oben getrimmt in akzeptablen Bereichen von größer 7%. Der Anfang war die Neugliederung des Produktportfolios (man muss nicht überall im Markt mitspielen) inkl. einer gemeinsamen Fertigungs- und Teileplattform, dann wurden vermehrt größere Turn Key-Projekte z.B. in Südarfika oder Pakistan aquiriert und der weitere Schritt wird wohl sein, dass das eigene Projektgeschäft in den nächsten 9 bis 15 Monate deutlich ausgebaut wird. Das heißt dann, dass deutllich mehr an eigene Projekte entwickelt und umgesetzt werden, die dann entweder im Vorfeld schon verkauft werden wie z.B. beim 75 MW starken französischen Windpark "Seine Rive Gauche Nord" (SRN) an den institutionellen Fonds Enhanced Sustainable Power Fund 3 (ESPF 3) oder gebaut werden mit einer Bankfinanzierung und nach Fertigstellung verkauft werden wie beim 37,5 MW großen polnischen Windpark Orla, bei dem die Bank European Bank for Reconstruction and Development mitfinanziert. Mit dem eigenen Projektgeschäft kann man richtig gutes Geld verdienen und die Produktion gut und felxibel auslasten. Beim 142 MW starken Windpark "Pampa" in Uruguay, der noch nicht offiziell gemeldet wurde, geht Nordex einen noch anderen Weg. Hier hat man ganz offenbar den Großteil der Finanzierung sicher gestellt über die Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Bayern LB, dazu ist noch der Kreditversicherer Euler-Hermes mit im Boot. Nordex wird dieses riesige Projekt wohl nicht nur weiter entwickeln und bauen, sondern auch noch 20 Jahre lang selbst betreiben.
Meiner Meinung nach steht Nordex erst am Anfang in ihrer (neuen) Entwicklung und genau das macht Nordex für mich so spannend und wo diese Entwiclung endet kann man derzeit wohl kaum einschätzen.
Schaut man sich die sagenhaften Q1-Zahlen mal an, dann profitiert Nordex zwar schon von dem aktuellen Boom in Deutschland, aber es dann doch nicht so dass man schreiben kann "2014 ist wegen des extrem hohen Volumens im Heimatmarkt ein absolutes Ausnahmejahr".
Nordex hat in Q1 321,4 MW Windleistung installiert. Davon kamen 58 MW aus Deutschland, also 18%. Größter Markt in Q1 war die Türkei mit 60 MW. Beim Q1-Auftragseingang sieht man aber dann schon, dass Nordex richtig profitiert hat vom Deutschlandwindboom. 208 Mio.€ gab es aus Deutschland in Q1 an Auftragseingang. Das waren satte 37% und somit deutlich über dem Normalen, von 10 bis 15%. Würde ich den auf den aktuellen Boom bezogenen Sondereffkt von 20 bis 25% beim Deutschland-Auftragseingang raus rechnen, dann würde der Q1-Auftragseingang aber immer noch bei über 400 Mio. € liegen und somit über 20% gg. dem Q1-Auftragseingang von Q1 2013 !!! Nicht nur der Deutschlandboom hat für die sehr guten Q1-Auftragseingänge gesorgt.
Übrigens hat auch Vestas enorm von dem Deutschlandboom profitiert. Von den 988 MW an installierter Windleistung in Q1 hat Vestas 234 MW in Deutschland installiert. Also ein Anteil von 24% und der ist damit sogar höher wie der von Nordex mit 18% ! Hinter den USA mit 385 MW war Deutschland für Vestas der zweitgrößte Markt in Q1. Bei Vestas sieht man z.B. ziemlich gut wie schlecht die Preise in den USA sind. Die Preise pro MW sind von Vestas gg. Q1 2013 um 0,16 Mio. €/MW auf 0,88 Mio. €/MW gefallen, also um 15% und laut der Conference Call lag das hautpsächlich am großen Installationsvolumen in Q1 in den USA und den hohen Q1-Auftragseingängen aus den USA (292 MW bzw. 25% vom Q1-Gesamtauftragseingang).
Schaut man sich mal die Pipeline von Nordex für das nächste Jahr an, dann braucht man nun wirklich keine Angast zu haben, dass Nordex nach dem Deutschlandboom der Umsatz weg brechen wird. Wobei ich aber schon davon ausgehe, dass in Deutschland nach wie vor immer noch ordentliche Windzubaudaten nach 2014 raus kommen werden mit 2 bis 2,5 GW im Jahr und somit sich der Nachfragerückgang gg. 2014 mit so um die 20% in Grenzen halten wird. Deutschland wird wohl weiter ein großer Markt bleiben und damit wird auch Nordex weiter in Deustcland gute Umsätze generieren, vor allem in den Binnenländern mit der N117/2400.
Nordex hat jetzt schon 612,5 MW an Aufträgen für 2015 (alle aus dem Ausland !!) so gut wie im Sack. Schon alleine deshlab wird dieses Jahr wohl für Nordex kein Ausnahmejahr sein. Wobei die zwei größten Projekte (Uruguay 140 MW und USA 108 MW) noch nicht offiziell gemeldet wurden, weil wohl das US-Projekt noch nicht zu 100% finanziert ist und es beim Uruguayauftrag noch zu keiner Anzahlung gekommen ist. Beim 50 MW Pakistanprojekt, das Iqbal Alimohamed and InfraCo Asia Keenjhar Wind gehört, wird der Finanzierungsabschluss im Juli erwartet, nachdem die Weltbanktochter IFC (The International Finance Corporation), das rd. 130 Mio. $ teure Projekt mitfinanzieren wird. Umsatzseitig inkl. Serviceumsätze belaufen sich die 2015er Aufträge auf etwa 850 Mio. €. Viel besser geht doch fast nicht mehr.
Hier die Auflistung der 2015er Projekte, so weit bekannt:
- 141,6 MW aus Uruguay für den Windpark "Pampa" in Tacuarembo (59 N117/2400 - muss noch offiziell gemeldet werden) - 134,4 MW Windpark-Turn Key-Projekt in Südafrika ("Amakhala Emoyeni") für den Kraftwerksbetreiber CENNERGI (56 N117/2400) - 108 MW aus den USA für den Windpark "Thunder Spirit" in North Dakota (Turbinen noch unbekannt - muss noch offiziell gemeldet werden) - 75 MW aus dem französischen Windpark "Seine Rive Gauche Nord" (SRN) aus der eigenen Projektpipeline (30 N100/2500). Verkauft an den institutionellen Fonds Enhanced Sustainable Power Fund 3 (ESPF 3), der von der KGAL-Gruppe verwaltet wird - 66 MW aus Schottland für den Windpark "Moy" inkl. eines 15 Jahre laufenden Premium-Service Vertrages (20 N100/3300) - 52,5 MW aus der Türkei Kayseri/Yahyalı von Sancak Enerji (Turbinen noch unbekannt - muss noch offiziell gemeldet werden) - 50 MW Windpark Turn Key-Projekt in Pakistan für Metro Power Company Ltd. in der Sindh Province ( 20 N100/2500 - Financial Close im Juli erwartet - muss noch offiziell gemeldet werden) - 22,5 MW aus Wales für den Windpark "Mynydd Bwllfa" inkl. eines 15 Jahre laufenden Premium-Service Vertrages (5 N100/2500 sowie 4 N90/2500-Turbinen) - 15 MW aus Polen (Phase II Orla-Windfarm) aus der eigenen Nordex-Projektpipeline (6 N100/2500). Phase I mit 22,5 MW wird noch in diesem Jahr gebaut. Die Orla-Windfarm wird von der EBRD-Bank mitfinanziert (The European Bank for Reconstruction and Development) |