- von Andreas Framke -
08. Apr (Reuters) - Die US-Zentralbank Fed hat im Kampf gegen die Rezession die Notenpresse angeworfen. Da sie den Leitzins nicht mehr weiter senken kann, hat sie mit dem Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen begonnen und pumpt so Abermilliarden Dollar in Wirtschaft und Finanzsystem.
Doch das birgt bei einem Anziehen der Konjunktur massive Inflationsgefahren. Die Fed muss daher das Geld wieder einsammeln, sobald die Banken damit beginnen, in großem Stil Kredite zu vergeben. Schlimmstenfalls droht nämlich eine Preisexplosion, weil dann aus den bisher zwischen Banken und Fed virtuell fließenden Dollars echtes Geld wird.
Nachfolgend eine Übersicht über einige Möglichkeiten der Fed, das zu verhindern:
SZENARIO 1: DIE FED VERLÄNGERT KREDITE AN BANKEN NICHT MEHR
Die Fed kann die von ihr an die Banken ausgereichte Liquidität wieder einsammeln, wenn sie die entsprechenden Kreditprogramme nicht mehr verlängert. Solange es sich dabei um Refinanzierungen mit kurzer Laufzeit handelt, etwa Diskontkredite, Commercial Papers oder Devisenswaps anderer Zentralbanken, geht das einfach. Da die Fed aber mittlerweile auch lang laufende Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Papiere ankauft, würde einige Zeit vergehen, bis das überschüssige Geld wieder aus dem Finanzsystem verschwunden ist.
PRO: Wenn die Kredite mit kurzen Laufzeiten nicht mehr verlängert werden, schnurrt die Bilanz der Notenbank sehr schnell wieder zusammen.
CONTRA: Experten schätzen, dass die Rückführung aller kurzfristig ablösbaren Kredite nur etwa eine Billion Dollar aus dem System entfernen würde. Allerdings dürfte sich die Geldmenge in den Vereinigten Staaten - berücksichtigt man alle bislang von der Fed angekündigten Programme - deutlich stärker ausweiten. Diese Strategie alleine griffe also zu kurz.
SZENARIO 2: VERKAUF VON WERTPAPIEREN AUS DEM BESTAND DER FED
Die Fed könnte bei einer Erholung der Wirtschaft damit beginnen, die erworbenen Staatsanleihen und die hypothekenbesicherten Anleihen wieder zu verkaufen.
PRO: Bei den hochliquiden Treasuries dürfte es für die Fed kein Problem sein, diese am Markt unterzubringen. Außerdem ist das Volumen mit etwa 300 Milliarden Dollar gemessen am Volumen aller ausstehenden Staatsanleihen eher bescheiden.
CONTRA: Deutlich schwieriger dürfte es für Fed-Chef Ben Bernanke werden, die hypothekenbesicherten Papiere wieder loszuwerden. Berechnungen der Commerzbank zufolge wird die Fed am Ende ihres Kaufprogramms rund ein Siebtel des gesamten Marktvolumens halten. Diese Position wieder aufzulösen, ohne den Markt für Immobilien schwer durcheinanderzubringen, dürfte praktisch unmöglich sein, sagen Experten.
SZENARIO 3: DIE FED GIBT EIGENE ANLEIHEN AUS (FED-BONDS)
Das Geld, dass die Fed bei der Ausgabe eigener Anleihen einnimmt, könnte sie einfach vom Markt nehmen. Es wäre damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen, die Inflationsgefahr wäre gebannt. Alternativ könnte das Finanzministerium Anleihen ausgeben und das Geld auf einem Konto bei der Fed parken.
PRO: Die Fed könnte im ersten Fall selbst bestimmen, wann sie entsprechende Anleihen emittieren und Geld vom Kapitalmarkt abschöpfen möchte. Sie hätte somit die volle Kontrolle über das Timing ihrer Aktionen - nach Ansicht vieler Analysten ein ganz wichtiger Vorteil dieses Vorgehens.
CONTRA: Eigentlich hat die Methode keine Nachteile. Um selbst Bonds ausgeben zu dürfen, benötigt die Fed allerdings die Zustimmung des Kongresses für eine entsprechende Änderung des Federal Reserve Act. Zuletzt verkündeten Finanzministerium und Fed bereits, dass der Notenbank bald Instrumente an die Hand gegeben werden sollen, "welche die Federal Reserve zur Sterilisierung der Effekte ihrer Kreditvergabe oder Wertpapierkäufe (...) nutzen kann".
WEITERE OPTIONEN:
Darüber hinaus kann die Fed die MINDESTRESERVE ERHÖHEN, die die Banken bei ihr halten müssen. Diese ist aktuell in den USA mit knapp einem Prozent sehr gering. Würde sie angehoben, würde das wie eine Besteuerung der Banken wirken - eine der Politik durchaus sympathische Variante.
Der Kongress dürfte dagegen wenig Interesse daran haben, wenn die Fed HÖHERE ZINSEN AUF DIE ÜBERSCHUSSRESERVEN der Banken zahlen würde. Zwar wäre es für die Banken dann interessanter, nicht benötigtes Geld bei der Fed zu parken, die Maßnahme würde aber wie eine Subvention des Finanzsektors wirken. Auf diese Weise würde zwar auch überschüssige Liquidität abgezogen. Vor dem Hintergrund der politischen Debatte um die Schuld der Banken an der Krise aber ist dieses Vorgehen nicht gerade wahrscheinlich.
(Zusammengestellt auf Basis von Informationen der Fed, Analysen von Unicredit und Commerzbank sowie eigener Recherchen; redigiert von Christina Amann)