Anno Tobak, bei meinem ersten sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob saß an Tag 1 in der Kanitine aus einer anderen Abteilung ein "Grandseigneur". Alter (älter als sich damals aber noch mindestens 20 Jahre bis zur Rente) weißer Mann, gepflegt gekleidet (Anzug und Langbinder), das silbergraue Haar gut frisiert und immer glatt rasiert, konnte sprechen, und der meckerte über das Kanitinenessen.
Das Kantinenessen war mal OK, mal ganz gut und manchmal nicht so toll. Der Grandsigneur hat das zumeist negativ komentiert (in meiner Erinnerung nie gelobt). Ich bin je nach Speiseplan öfter mal rausgegangen und habe dort bei Imbissen und Lokalen angebotene Speisen konsumiert, oder eben in die Kantine gegangen. Eines schönen Tages sollte es gebackenen Camembert mit Presielbeeren geben (esse ich immernoch gerne, obwohl das ohne gegrilltes Fleisch ist!) und der Camembert (ich hatte mir gleich zwei gekauft) war überreif, einfach nur seifig. Der Grandseigneur hat das kommentiert, ich bin an die Speiseausgabe gegangen und habe reklamiert. Der "Koch" wollte meiner Kritik nicht folgen und das "Essen" nicht zurücknehmen, nach "Na gut, dann geben Sie mir die seifigen Camemberts zurück und ich stopfe sie in den Kummerkasten [ein Blechbriefkasten für Mitteilungen an die Kantine]." blieben die seifigen Camemberts hinter der Ausgabe und ich bekam mein Geld zurück.
Irgendwann hielt ich es in dem Job nicht mehr aus (die Kantiene war nicht der Grund, es gab ja Lokale und Imbisse im Umfeld) und ich habe fristgerecht gekündigt. An meinem letzten Arbeitstag habe ich in der Kantine gegessen und da saß [Kunstpause] der Grandseigneur und meckerte über das Kantinenessen.
Später bei einem Kunden gab es dann und wann Currywurst-Pommes und öfter mal Gyros, das aber penetrant mit Reis. Da half kein Gemecker und kein mehrmaliges gutes Zureden um denen Gyros mit Pommes aus dem Kreuz zu leiern. Eines Tages (als dann mal wieder Gyros auf dem Speiseplan stand) bin ich dann rausgegangen und abe mir eine Portion Pommes gekauft, mit in die Kantine genommen, offent sichtbar auf mein Tablett gepackt und dann grinsend "Eine Portion Gyros bitte. Für mich bitte ohne Reis." bestellt. Das gab erst böse Blicke von hinter der Ausgabe, und am Tisch dann verwunderte bis neidlische Blicke von Kolleginnen und Kollegen "Warum hast Du Pommes zum Gyros gekriegt???" und wenige Wochen später gab es offiziell auf dem Speiseplan "Gyros mit Pommes, Tzatziki und Krautsalat" (wurde gut von der Belegschaft angenommen, so ungesund es auch sein mag).
Langer Rede dünner Sinn: Man kann meckern und manchmal kann man auch etwas tun. (z.B. sich von Problemen lösen, die man nicht selber lösen kann) |