e Gewalt im Osten der Ukraine reißt nicht ab. Während führende Politiker am heutigen Tag über weitere Sanktionen gegen Russland beratschlagen wollen, werfen ukrainische Aktivisten den pro-russischen Milizen ein angebliches Massaker an Kriegsgefangenen vor. Bei den Opfern soll es sich um ukrainische Soldaten und Freiwillige handeln, denen zuvor freies Geleit versprochen wurde. Erst vor kurzem sprach die politische Führung der Ukraine von einer "Invasion" durch Russland, nachdem Sicherheitskräfte mehrere russische Fallschirmjäger im Osten des Landes in Gewahrsam genommen hatten und Satelliten-Bilder vermeintlicher Kampfeinheiten Russlands von der NATO veröffentlicht wurden. Während der Westen Moskau kontinuierlich vorwirft, die Separatisten mit Waffen, Material und auch Soldaten zu unterstützen, streitet die russische Regierung den Vorwurf weiterhin vehement ab. Als Akt des guten Willens appellierte Staatspräsident Wladimir Putin an die Milizen, einen Rückzugskorridor für eingekesselte ukrainische Soldaten einzurichten, damit sie sich ungehindert und unbeschadet zurückziehen können. Mit neuen Schreckensmeldungen verliert der Konflikt jedoch nichts von seiner Dynamik. Medienberichten zufolge wurden die ukrainischen Soldaten, denen zuvor freies Geleit aus der heißumkämpfen Stadt Ilovaisk versprochen worden war, regelrecht hingerichtet. Zeugen behaupten, dass die Soldaten weiße Flaggen geschwungen haben, als das Feuer von den Separatisten eröffnet wurde. Angebliche Aufnahmen von Leichenbergen entlang des Rückzugskorridors fanden daraufhin ihren Weg ins Netz und titelten "Das ist Russlands grüner Korridor".
UKRAINISCHES MILITÄR ZIEHT SICH VON FLUGHAFEN LUHANSK ZURÜCK Einem Militärsprecher zufolge hat die ukrainische Armee den Befehl erhalten, sich vom Flughafen Luhansk zurückzuziehen, nachdem alleine dort in den vergangenen 24 Stunden 7 Soldaten getötet worden seien. Wie die Regierung in Kiew mitteilt, habe es zuvor massive Gefechte mit einem russischen Panzerbataillon gegeben, das seit einigen Tagen im Grenzgebiet operieren soll. Diplomatische Gespräche, die seit den vergangenen Wochen geführt werden, erzielten bis dato keine Ergebnisse. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine, wirft Russland immer wieder Aggression und Unterstützung der abtrünnigen Separatisten vor. Zuletzt sprach er von einer "direkten und offenen Aggression" Russlands.
Deutsche Politiker zeigten sich immer wieder erschüttert und sprachen dem Land eine breite finanzielle Unterstützung zu. Indes wünscht sich Poroschenko auch andere Formen des Beistandes. Die ukrainischen Soldaten sind so schlecht ausgerüstet, dass in der Vergangenheit sogar Crowdfunding-Projekte initiiert wurden, um den Truppen unter die Arme zu greifen. Bereits im Juni hatte das Land 20.000 Schutzwesten bei dem deutschen Unternehmen Mehler vario system bestellt. Aber bis heute wartet die Firma auf die notwendige Exportgenehmigung. Die EU berät heute derweil erst einmal über weitere Sanktionen gegen Russland. "Eine militärische Lösung des Konflikts kann es nicht geben", erklärte Bundeskanzlerin Merkel im Hinblick auf mögliche Waffenlieferungen. Der Bundestagsabgeordnete Wellmann kontert dagegen: "Wenn es um Menschenleben geht, ist diese Behördenmentalität völlig unangebracht. Schutzwesten sind keine Waffen. Sie müssen jetzt schnell ausgeliefert werden." Währenddessen hat die Regierung Kanadas bereits damit begonnen, Hilfsgüter an die ukrainischen Truppen zu liefern. Darunter Helme, Westen und Zelte. Die USA erwägen eine zuvor abgelehnte Waffenlieferung an die Ukraine. Putin fordert indes Gespräche und verwies darauf, dass dies eine innerpolitische Krise sei und kein Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.
In Bezug auf die Waffenlieferung an die Kurden im Nordirak ist die Bundesregierung etwas entscheidungsfreudiger gewesen: Panzerabwehrsysteme und Maschinengewehre sollen den Kurden helfen einen Vormarsch der IS-Terrormilizen zu stoppen.
Dass langwierige Verhandlungen bei einem potenziellen Aggressor nur wenig Eindruck hinterlassen können, wird gerade am heutigen Tag besonders deutlich. Am 1. September 1939, vor genau 75 Jahren, initiierte die Wehrmacht auf Befehl Hitlers eine breit angelegte Blitzkrieg-Offensive gegen Polen, die den Zweiten Weltkrieg einleitete. Zuvor hierließ eine eher zurückhaltende Appeasement-Politik Frankreichs und Großbritanniens wenig Eindruck beim Diktator und bestärkte ihn geradezu, seine Pläne ungehindert in die Tat umzusetzen |