Ich kann zwar deine Argumentationskette irgendwie verstehen, aber sie ist halt inhaltlich so nicht richtig. Auch Solon ist/war international gut aufgestellt (Solon-Auslandsanteil in Q3 von 83%/Conergy 80%) und Solon hatte nie eine Zellproduktion. Damit sind deine "zwei wichtigen Dingen bis zum heutigen Stand zwischen Solon und Conergy nicht mehr vergleichbar gewesen" absolut falsch dargestellt von dir.
Es ist halt alles nicht so einfach. Zumal ich das Gequatsche mit der "bereits erfolgte und finanzintensive Umstellung auf reine Modulfertigung" nicht mehr hören bzw. lesen kann. In Deutschland gibt es doch nur noch Solarworld (500 MW), Bosch Solar (500 MW), Q-Cells (250 MW), Sovello (180 MW) und Sunways (80 MW), die eigene Zellen produzieren und alle anderen großen deutschen Solaris wie Schott Solar (800 MW), Solarwatt (400 MW), Aleo Solar (360 MW), Centrosolar (350 MW), Solar Fabrik (210 MW) oder Heckert (180 MW) sind reine Modulproduzenten und kaufen wie Solon ihre Zellen in China oder Taiwan dazu. So sieht es halt mal aus.
Jedoch hat Conergy mit der Zellproduktionschließung ganz sicher den richtigen Schritt gemacht, aber ob der reicht um Conergy wieder profitabel zu machen, das kann heute wirklich keiner sagen, denn ganz entscheidend dafür wird sein wo die Modulpreise hingehen werden und die werden weiter fallen. Die ganze Kostenstruktur der Conergy-Holding ist ganz einfach schlecht. Sieht man ja z.B. gut an der Rohertragsmarge. Conergy hatte zwar in Q3 eine gute Rohertragsmarge von 19% geschafft, aber selbst auf bereinigte Basis hätte trotz dieser 19% ein negatives Nettoergebinis raus geschaut (- 26,3 Mio. € !!!). Das ist nun mal so und da nützt es auch nichts die Augen davor zu verschließen.
Übrigens habe ich schon vor über einem Jahr geschrieben, dass Conergy die Zellprdouktion schließen muss, da sie zu klein ist, zu alt ist und die Zell-Entwicklung viel zu teuer ist für die klamme Conergy. Außerdem hätte Conergy in die neue Zellgeneration (Wirkungsgrade über 18%) eh richtig investieren müssen, aber wie wir wissen hätte das Conergy gar nicht tun können. Somit war die Zellproduktionsschließung nichts anderes als ein Muss, denn sonst hätte Conergy ihren Laden gleich dicht machen können.
Die Zellproduktionschließung hatte bei Conergy nur bilanzielle Auswirkungen, denn richtig Cash für Vertragsbeendigungen (Wafer, Antireflexgals oder Silberpaste - braucht man alles bei der reinen Moduprodukton nicht mehr) oder Abfindungen sind noch gar nicht geflossen. Das wird schon ein paar Mios kosten. Außerdem wird Conergy für die neuen Zellverträge ebenfalls Cash brauchen, denn ohne Vorabzahlungen wird Conergy von keinem namhaften Zelllieferant jemals Zellen bekommen. Auch muss in die Frankfurter Modulprdouktion richtig Geld rein gesteckt werden, denn die muss eh modernisiert werden und muss auch auf die neuen Zellen umgestellt werden. Das alles wird nicht gerade wenig Geld kosten und ob das Conergy wirklich aufbringen kann glaube ich nicht. Ohne Geld von Außen wird das nicht gehen. Bekommt Conergy aber dieses Geld nicht, dann wird es wohl so ausgehen wie bei Solon.
Sicher hat Solon rmittlerweile eine wesentlich höhere Verschuldung wie Conergy. Wenn man sich aber mal die Vermögenswerte von Solon ganz genau anschaut, dann wäre die eigentlich fast gleich hoch wie bei Conergy. Solon gehört z.B. noch sehr viele Grundstücke inkl. Fabriken selbst (deshalb war ja auch im Sommer noch ein Back to Lease-Geschäft mit der Deutschen Bank geplant) und die 125 Mio. € schwere Wandelanleihe hatte ja auch nur noch bei 25% notiert. Wenn man das alles berücksichtigen würde, dann hat Solon auch "nur" noch auf eine Nettoverschuldung in Höhe von Conergy. So sieht es nämlich aus. Bei Solon haben die Kreditgeber ganz einfach nicht mehr geglaubt, dass sie es operativ noch schaffen können. Die wollten ganz einfach Solon kein Geld mehr geben. Bei Conergy glauben doch die Großaktonäre auch nicht wirklich noch an eine Rettung, denn sonst wäre Athoss, die Commerzbank, Sothic Capital, die Barclay Bank und die Fortis Bank in den letzten Monaten nicht ausgstiegen.
Das Beispiel Solon zeigt wie Ruck Zuck es gehen kann wenn die Kreditgeber den Geldhahn zu drehen und bei Conergy sieht es nun wirklich nicht viel besser aus wie bei Solon.
Die Solon-Pleite kann man auch durchaus negativ für Conergy sehen. Denn jetzt hätten die Chinesen eine Chance recht billig an ein gutes Projektgeschäft, einen recht gut ausgebauten Vertrieb, Modulproduktionen in Deutschland, Italien und den USA (immerhin hat Solon eine Modulprdouktionskapazität von 430 MW) und an einen Gestellbau ran zu kommen. Solon und Conergy ähneln sich sehr in ihrem Geschäftsmodell und mit Solon steht jetzt ein verdammt billiges Unternehmen zum Kauf an. Für einen eventuellen Conergy-Investor, insofern es wirklich Interessten geben würde, gibt es jetzt mit Solon ein gute Alternative. Diese Tatsache sollte man schon auch nach der Solon-Insolvenz betrachten. |