Teamviewer-Chef: "Wir haben die Pandemiewelle in unseren Büros hautnah erlebt" Teamviewer zählt zu den großen deutschen Tech-Hoffnungen – und ist ein Gewinner der Krise. Erstmals schildert der CEO Oliver Steil in einem Podcast, wie der Anbieter von Fernwartungssoftware den Ansturm in der Pandemie bewältigt hat
Es gab Sonderschichten, morgens, abends, Extrastunden an Wochenenden, Server wurden zusätzlich angemietet – alles, um die große Nachfrage zu bewältigen. "Wir haben die Pandemiewelle in unseren Büros hautnah erlebt", schildert Oliver Steil, CEO von Teamviewer, die letzten Monate im Podcast „Die Stunde Null“ (Capital, Stern, n-tv). Es habe im Unternehmen einen "unbändigen Einsatzwillen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" gegeben.
Teamviewer ist eine deutsche Erfolgsgeschichte, und zwar eine Tech-Erfolgsgeschichte. Der Anbieter von Software für Fernzugriff und Fernsupport wurde 2005 gegründet und 2014 an den Finanzinvestor Permira verkauft. 2019 ging Teamviewer an die Börse, wo es derzeit mit gut 9 Milliarden Euro bewertet wird. Permira hält immer noch 39 Prozent der Anteile. Die Software ist weltweit auf 2,25 Milliarden Geräten installiert. In der Krise, in der zahlreiche Unternehmen auf Homeoffice umstellten, wurde das Thema Remote-Zugriff noch wichtiger. Für Privatkunden ist die Nutzung der Teamviewer-Software kostenlos, Unternehmen müssen Lizenzen erwerben. Im Lockdown entschied sich Teamviewer allerdings, die Trennung aufzuheben. "Wir haben schnell gesagt, als die Krise in China begann, dass die Nutzung zunächst einmal kostenlos ist, auch für kommerzielle Zwecke", berichtet Steil, der seit Januar 2018 an der Spitze des Göppinger Unternehmens steht. Für Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten wurde zudem der Forderungsprozess ausgesetzt.
Steil erwartet, dass der Schub in der Digitalisierung anhält. Die Pandemie habe das Thema stärker ins Bewusstsein gerückt, Unternehmen würden mehr investieren. Bereits im ersten Quartal war die Nachfrage stark gestiegen, die Einnahmen aus Lizenzen stiegen um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf knapp 120 Millionen Euro. "Da ist eine nachhaltige Entwicklung im Gang", glaubt Steil. Allein in dem wichtigen US-Markt müsse man, weil das Land noch stark mit der Pandemie kämpfe, noch abwarten, welche Trends anhalten. In anderen Ländern habe sich "Digitalisierung-jetzt-aber-wirklich" in den Köpfen festgesetzt.
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