... und der Dax blieb mal wieder oben. Nutzen Sie diese Chancevon Ronald Gehrt Guten Morgen, verehrte Leserinnen und Leser! Es war mal wieder ein typischer Tag im Dax. Die Nachrichten sind schlecht, die Wall Street fällt, der Dax jedoch klammert sich eisern an sein Kursniveau. Das hat Gründe. Aber die liegen nicht in darin begründet, dass die im Dax enthaltenen Aktien etwas ganz besonderes sind. Es geht um handfeste monetäre Interessen. Hier wird sehr viel Geld aufgewendet, um nicht noch mehr Geld einzubüßen. Sie sollten das ausnutzen. Denn ich vermute sehr, dass viele Investoren (so nicht eine glorreiche Wende zum Guten um die Ecke wartet) diesem Verharren auf aktuellem Niveau noch als Chance zum Ausstieg hinterher trauern werden. Die Lage: US-Produzentenpreise: NegativDie US-Produzentenpreise für Juli fielen unerfreulich aus. Doch eine erste, kurze Reaktion nach unten im Dax wurde sofort durch massive Käufe beantwortet, welche den Index kurz nach 14:30 Uhr auf Tageshoch hoben. Die Produzentenpreise waren in der Kernrate im Juli nur um +0,1% gestiegen. Wie schön. Es waren aber auch nur +0,1% bis +0,2% erwartet worden. Also nicht wirklich Grund, um die Aktienmärkte massiv nach oben zu treiben. Dafür waren aber die faktischen Produzentenpreise, also die Gesamtrate (ohne das beschönigende Herausrechnen der Energiekosten) um +0,6% gestiegen. Die Erwartung war +0,1%. Damit liegt die Jahresrate in der Kernrate zwar bei „nur“ +2,3%. In der Gesamtrate, also de facto, aber bei +4,0%. Das soll gut sein? Den Dax schien es nicht zu kümmern. Quartalsergebnisse bei WalMart, Home Depot und UBS: NegativGestern kamen noch ein paar Nachzügler mit ihren Quartalsbilanzen zum 2. Quartal. Die Schweizer Großbank UBS lieferte ordentliche Zahlen, gab aber einen verhaltenen Ausblick. Die Quittung: -3,8%. Die Baumarktkette Home Depot konnte zwar die Prognosen leicht übertreffen, erwog aber eine Reduzierung der geplanten Aktienrückkäufe und senkte den Gesamtjahresausblick – mit Querverweis auf den Immobilienmarkt. Die Quittung bis 19:00 Uhr: -2,5%. WalMart, der größte Einzelhändler der USA, verfehlte die Gewinnerwartungen und senkte ebenfalls den Ausblick für das Gesamtjahr. Wenngleich sofort einige auftauchten und erklärten, das sei ein spezifisches WalMart-Problem und der US-Konsum gesund ... ich bezweifle das sehr. Die Abwärtstendenz des Konsumwachstums ist eindeutig. Quittung für die Aktie bis 19.00 Uhr: -5,0%. Den Dax schien es nicht zu kümmern. Öl steigt, der Yen auch: NegativDer Ölpreis kommt wieder in die Gänge, während Euro/Yen immer schwächer wird. Die Rohölkurse steigen, nachdem nun der erste ernsthafte Tropensturm auf die für Ölförderung und –verarbeitung relevanten Zonen zusteuert. Und Euro/Yen hatte am späten Nachmittag die Auffangzone 160/161 bereits durchbrochen, um sich am frühen Abend noch hauchdünn darüber zu retten ... aber es sieht jetzt sehr, sehr brenzlig aus – Stichwort Carry-Trades, hierzu hatte ich ja gestern die Lage aufgezeigt. Den Dax schien es nicht zu kümmern. Die Wall Street: NegativSie sehen schon, aus terminlichen Gründen muss ich diesen Bericht ein paar Stunden früher schreiben. Daher sind alle Daten von 19 Uhr – ich weiß also nicht, wie die Show in den USA enden wird. Aber bis zu diesem Zeitpunkt reagierten die US-Börsen auf die vorstehenden Fakten negativ. Dow Jones ebenso wie der S&P 500 fielen an ihre bisherigen Verlaufstiefs und hielten dort zunächst, aber zumindest bis 19 Uhr sah das alles nicht nach einem dynamischen Wegfedern nach oben, sondern viel eher nach einem verzweifelten Halten über dem Klippenrand aus. 
Sollten Dow Jones unter 13.060 und der S&P 500 1.430 schließen, wäre neues Abwärtspotenzial freigesetzt, das durchaus kurzfristig um die vier Prozent betragen kann. Den Dax schien es nicht zu kümmern. Der Dax: Bombenstabil ...Trotz dieses Umfelds mit neuen negativen Impulsen notierte der Dax über dem nachbörslichen Niveau vom Montag zu Wall Street-Schluss und stieg sogar deutlich darüber. Wie das? Nun, ein Beispiel: So sackte z.B. der Dow Jones zwischen 16:00 Uhr und 17:10 Uhr 160 Punkte oder –1,2% durch. Der Dax fiel in der selben Zeit 63 Punkte oder –0,8%. Als sich der Dow Jones von seinem Tief entfernte, stieg er in den zehn Minuten bis 17:20 Uhr um 30 Punkte oder 0,23%. Der Dax zog in der selben Zeit um 35 Punkte oder +0,5% an. So einfach ist das. Da das schon seit Tagen so läuft, zeigt sich somit folgendes Bild: In dem Moment, als der Dow Jones mit 13.060 an den bisherigen, vor zwei Tagen schon einmal erreichten bisherigen Korrekturtiefs ankam, lag der Dax so 1,5% über seinen vergleichbaren Tiefs von knapp unter 7.300. Das fröhliche Futures-Spiel, das ich Ihnen am Montag erläutert hatte, war wieder aktiv. Und nachbörslich ging es genau so weiter. Kaufgesuche im Future, auf halbe Punkte übereinander gestapelt, in ausreichender Größenordnung, sodass die Kurse bei normalen nachbörslichen Umsätzen dort einfach nicht durchkommen – und fertig ist der bombenstabile Dax. 
Wieder mal im Kursbereich 7.470 lagen kurz nach 19:00 Uhr auf vier halbe Punkte hintereinander je über 100 Kontrakte im Kauf. Bei den normalen Umsätzen am Abend ist da eben nach unten nicht durchzukommen. Unfallbar, basta. ... denn Freitag ist VerfallterminNeben den üblichen Beweggründen kommt dabei nun der am Freitag anstehende Verfalltermin für Index- und Aktienoptionen mit August-Laufzeit hinzu. Wenngleich der Überhang an Puts bei den offenen Kontrakten bei den interessanten Basispreisen 7.400 und 7.350 mir nicht ungewöhnlich erscheint, sieht es doch sehr danach aus, als wäre mit Blick auf diesen Verfalltermin ein Dax unter 7.400 unerwünscht. Man hat langsam das Gefühl, während EuroStoxx, Paris und London sich nach der Wall Street orientieren, im einzigen nicht frei gehandelten Markt der Welt fest zu hängen. Aber es ist nun einmal erlaubt, zu kaufen, was, wieviel, wann und auf welchem Niveau wer auch immer will. Nur: Gibt es einen rationalen Grund, weshalb die Börsen London und Paris, New York und Tokio fallen und der Dax nicht? Geht uns das, was sich in den USA abspielt, etwa nichts an? Blödsinn. Natürlich geht uns das was an. Wir sind eine Exportnation. Und wenn der Motor Konsum in den USA Aussetzer hat, sind wir betroffen. Auch in zweiter Linie. Denn in Asien wird man weniger deutsche Maschinen kaufen, wenn das, was man damit herstellt, in den USA weniger gekauft wird. Es gibt auf dieser Welt keine Insel der Glücksseligen. Gerade im umsatzarmen nachbörslichen Handel mag man den Dax eine Zeitlang „oben“ halten können. Doch nicht auf Dauer! Das kann und wird nicht auf alle Zeit klappen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der Effekt am Freitag mit Ablauf der Indexoptionen am Mittag schon vorbei sein könnte (könnte!). Daher meine ich: Wenn eine Börse so offensichtlich und bar tragfähiger Gründe aus dem weltweiten Konzert ausschert, ist das für die, die nun noch auf vollen Depots sitzen, eine wunderbare Chance, ihre Positionen zu reduzieren. Irgendwann wird die Kurspflege enden ...Denn eines muss klar sein: Um den Dax gegen laufenden Verkaufsdruck oben zu halten, müssen irrsinnige Mengen an Aktien und Futures gekauft werden. Die muss man ja irgendwann mal loswerden. Was, wenn die Notwendigkeit der „Kurspflege“ wegfällt? Was macht man dann mit den Beständen? Wir kann man solche Mengen verkaufen, wenn nicht zufällig gerade eine Rallye das erleichtert? Diese Käufe alleine würden schon Druck auf die Kurse auslösen, der sich gewaschen hat. Aber was, wenn man aussteigen muss, während die Kurse ohnehin nach unten tendieren? Dann nämlich, verehrte Leser, würde der Dax seinen zeitweiligen Vorsprung mit einem Schlag wieder abgeben. Das ist keine sichere Vorgabe sondern einzig und alleine meine Meinung. Aber ich finde, man sollte diesen Gedanken durchaus berücksichtigen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag – bis morgen! Ronald Gehrt The Daily Observer |