Ich war auf einem "Bergfest" eingeladen und der Gastgeber, der im Finanzwesen programmiert und sich mit unserem perversen Giralgeldsystem beschäftigt, hatte ein interessantes Spiel vorbereitet, das von seinem Freund - einem Psychologen - moderiert wurde.
"Gewinnt soviel ihr könnt"
Es wurden 4 Gruppen je 4 Personen gebildet. Die Spielregeln waren sehr simpel. Es gab für jede Gruppe eine rote und blaue Karte.
4x rot = - EUR 1,00 für alle 3x rot = + EUR 1,00 rot / - EUR 3,00 blau 2x rot = + EUR 2,00 rot / - EUR 2,00 blau 1x rot = + EUR 3,00 rot / - EUR 1,00 blau 4x blau = + EUR 1,00 für alle
In der ersten Runde sollten die Gruppen entscheiden, welche Karte man zeigt. Auf Kommando wurden alle Karten gleichzeitig gehoben und der erste Stand festgehalten.
In der zweiten Runde ging es darum, die anderen Grupen einzuschätzen. Es gab Gruppen mit Gewinn und Verlust nach der ersten Runde. Also versuchte man über die Regeln zu analysieren, was für jede Gruppe der sinnvollste nächste Schritt sein könnte.
Es wurden wieder alle Karten gehoben, was wieder das Ergebnis für die einen verbesserte und für die anderen verschlechterte.
In der dritten Runde mußte überraschenderweise jede Gruppe einen Sprecher wählen. Die Sprecher sollten sich nun abseits der Gruppeb beraten. Also analysierten wir den Stand und versuchten herauszufinden, was für alle nun das Beste wäre. Das Problem war aber, dass bei einer Gruppe der Verlust schon so hoch war, dass es zu keinem Ausgleich in der nächsten Runde kommen kann. Also entschieden wir uns für eine Taktik, wie wir alle nun auf Dauer Geld machen können, um weitere Verluste auszuschließen.
Als die Sprecher wieder zu ihren Gruppen zurückkehrten, erhielten wir eine überraschende Nachricht. Das Ergebnis der nächsten Runde wird mit 3 multipliziert. Wir haben nun nochmal 2 Minuten Zeit, uns zu beraten. Jetzt stand das Gespräch der Sprecher auf der Kippe. Es gab zwar eine Vereinbarung, aber nun sahen alle die Chance mehr Geld zu machen oder den Verlust auszugleichen. Immerhin hieß es "Gewinnt, soviel ihr könnt".
Die nächste Runde war ein Desaster. Eine Gruppe hielt sich an die Vereinbarung. Die anderen nicht. Chaos pur.
Als sich "der Markt beruhigt" hatte - bzw. die Gemüter - durften in der nächsten Runde die Sprecher wieder beraten. Die Stimmung war im Keller. Die Betrogenen sauer. Die Betrüger hatten ein schlechtes Gewissen. Wir waren uns nun einig: diesmal ziehen wir es durch.
In der nächsten Runde schlugen die Betrogenen zurück. Frust. Aber zu erwarten. In meiner Gruppe hatte noch einer gewarnt: "Nein, lass uns rot legen. Die halten sich bestimmt nicht daran."
In der weiteren Runde gab es wieder eine Änderung. Alles x5. Später x10.
Das Chaos war perfekt. Jeder versuchte nun das beste herauszuholen. In der letzten Beratungsrunde nahm eine Gruppe nicht mehr teil, weil es für sie sinnlos war.
Fazit: Es gab einen großen Gewinner, zwei kamen mit einem blauen Auge davon. Der Verlierer zahlte den Gewinn der Anderen.
Interessant ist, dass bei diesem Spiel die gleichen Mechanismen zu beobachten sind, wie an der Börse: "Gier frisst Hirn." Dabei wäre es so simpel gewesen. Wenn alle konsequent blau gezeigt hätten, wäre das für alle der optimale und gerecht verteilte Gewinn gewesen.
"Gewinnt, soviel ihr könnt" wurde natürlich als Aufruf zum Wettkampf verstanden, was die Ursache des Übels ist. Das Ziel jeder Gruppe war es, das Spiel zu gewinnen und nicht gemeinsam soviel wie es möglich ist zu gewinnen.
Natürlich ist die Börse komplexer, anonymer und Wettbewerb ist der Motor eines kapitalistischen Wirtschaftssystem. Aber so ein simples Spiel zeigt, wie wir ticken. |