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Fliegender Wechsel im Dow Jones Von Norbert Kuls, New York
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Der Dow Jones Industrial Average - über die Zusammensetzung entscheidet der Chefredakteur des Wall Street Journals 02. Juni 2009 Die Finanz- und Wirtschaftskrise sorgt für immer schnellere Wechsel im populären amerikanischen Aktienindex Dow Jones Industrial Average. In nur knapp anderthalb Jahren wird nun bereits zum dritten Mal die Zusammensetzung der 30 Aktien des Marktbarometers verändert. Die letzten Veränderungen davor fanden dagegen nur alle vier bis fünf Jahre statt.
Vom kommenden Montag an werden der Autohersteller General Motors (GM), der Insolvenz angemeldet hat, sowie das angeschlagene Kreditinstitut Citigroup nicht mehr im Dow Jones vertreten sein. Wie der zum Medienkonzern News Corp. gehörende Wirtschaftsverlag Dow Jones mitteilte, werden dafür der Versicherer Travelers und der Technologiekonzern Cisco Systems neu in den elitären Club aufgenommen. Erst vor neun Monaten war der Versicherer American International Group (AIG) gegen den Nahrungsmittelhersteller Kraft Foods ausgetauscht worden. AIG war im September nur durch milliardenschwere Staatshilfen vor der Insolvenz bewahrt worden. Im Februar 2008 waren die Bank of America und der Ölkonzern Chevron in den Dow gekommen. Entfernt wurden dafür der Tabakhersteller Altria sowie der Mischkonzern Honeywell International.
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Keine konkreten Vorgaben für Zusammenstellung
Beim Rauswurf des Traditionskonzerns GM, der seit 83 Jahren ununterbrochen im Index vertreten war, hatten die Hüter des Dow keine andere Wahl. „Ein Insolvenzantrag disqualifiziert eine Aktie sofort, unabhängig von der Geschichte des Unternehmens oder seiner Rolle als kultureller Ikone“, sagte der Chefredakteur des zu Dow Jones gehörenden „Wall Street Journal“, Robert Thomson. Er entscheidet zusammen mit dem Leiter der Indexsparte von Dow Jones über die Zusammensetzung des Aktienbarometers, das 1896 vom Journalisten und Verlagsmitbegründer Charles Dow erfunden wurde. Nach dem zwölf Jahre vorher geschaffenen Transport-Index, in dem damals hauptsächlich Eisenbahnaktien abgebildet waren, ist der Dow Jones Industrial Average das zweitälteste Aktienbarometer der Welt.
Obwohl der Dow Jones den Anspruch erhebt, mit nur 30 Aktien den Trend des gesamten amerikanischen Aktienmarktes und der Wirtschaft abzubilden, gibt es für einen Wechsel in der Zusammensetzung neben Insolvenz oder einer Fusion keine konkreten Vorgaben. Das steht im Gegensatz zu den meisten anderen Indizes wie etwa dem bei Profianlegern stark als Messlatte genutzten S&P 500. Das Indexkommittee des S&P 500, der, gemessen am Börsenwert, rund drei Viertel des amerikanischen Aktienmarktes abbildet, macht eine Aufnahme unter anderem von öffentlich publizierten Richtlinien beim Börsenwert oder der Gewinnentwicklung abhängig.
Auch Google und Apple im Gespräch
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Internationaler Finanzmarkt: Der Risikoappetit nimmt immer mehr zu Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Fresenius und Hannover Rück bald im Dax Investmentidee Indexumstellung Dagegen wurde der Rauswurf der Citigroup aus dem Dow nicht mit dem gefallenen Börsenwert begründet. Ausschlaggebend war vielmehr die hohe Beteiligung des amerikanischen Staates, der nach mehreren Kapitalspritzen rund ein Drittel der Anteile halten wird.
Die Debatte um mögliche Aufnahmekandidaten für den Dow Jones ist unter Börsianern ein beliebter Zeitvertreib. Als Alternativen zu Cisco wurden auch der Computerhersteller Apple und das Internetunternehmen Google gehandelt. Gemessen an deren Börsenwert, liegen die drei Unternehmen etwa gleichauf. Eine Aktie von Cisco kostet allerdings nur knapp 20 Dollar. Aktien von Apple notieren dagegen bei knapp 140 Dollar, Google-Titel bei mehr als 420 Dollar. Das hätte sowohl Apple als auch Google ein überaus hohes Gewicht im Dow verliehen. Denn der Einfluss eines Dow-Wertes auf den Index orientiert sich am absoluten Preis seiner Aktie und nicht am Börsenwert wie bei den meisten anderen Aktienindizes. Das höchste Gewicht im Dow hat daher der Technologiekonzern IBM mit knapp 110 Dollar.
Um auf den Indexwert zu kommen, hatte Charles Dow die Kurse der zunächst zwölf Dow-Titel zusammengezählt und durch 12 dividiert. Geändert haben sich seither nur die Zahl der Indexmitglieder und der Divisor, der Indexveränderungen, Aktiensplits und den Dividendenzahlungen Rechnung trägt. Dieser Divisor, der zuletzt bei 0,126 stand, wird nach dem Austausch von GM und Citigroup nun neu berechnet.
Text: F.A.Z. Bildmaterial: dpa
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