Der Energiekonzern Eon hält einen vollständigen Investitionsstopp für neue Offshore-Windkraftanlagen in Deutschland für möglich, weil die Stromnetzanschlüsse nicht rechtzeitig fertig werden. Der Chef der Sparte Climate & Renewables, Mike Winkel, sagte im Interview der "Berliner Zeitung" (Dienstag-Ausgabe): "Die Situation ist katastrophal." Der erste große deutsche Offshore-Windpark von Eon, Amrumbank West, werde vom zuständigen Stromnetzbetreiber Tennet nach dem derzeitigen Stand erst mit rund 15 Monaten Verspätung angeschlossen - geplant sei der März 2015. Nach Abschluss der laufenden Projekte befürchte Eon, dass Offshore in Deutschland vollständig zum Erliegen kommt. "Für die Zeit nach 2015 bin ich pessimistisch, wenn sich nichts ändert", sagte Winkel. "Niemand wird weiter investieren, wenn der Netzanschluss so unsicher ist wie derzeit, weder Eon noch andere."
Nach Amrumbank haben Eon eigentlich zwei weitere Großprojekte in Planung, Delta Nordsee und Arkonabecken in der Ostsee, sagte Winkel. "Wir untersuchen gerade den Meeresboden, um dann zu entscheiden, was wir nach Amrumbank machen. Aber angesichts des unsicheren Netzanschlusses können wir derzeit keine Investitionsentscheidung treffen. Das Problem beim Anschluss von Offshore-Windkraft gefährdet also die Energiewende in Deutschland ganz akut." Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, zehn Gigawatt Offshore-Kapazität bis 2020 zu erreichen.
Es gebe mehrere Gründe für die Verzögerungen beim Anschluss, sagte der Eon-Manger. "Die Netzbetreiber haben sich selbst über- und die Probleme unterschätzt. Zweitens hätten sie nicht ausreichend finanzielle Anreize. Sie bekommen die Investitionen nicht besonders hoch vergütet von der Regulierungsbehörde." Drittens schafften die Lieferanten es nicht, die benötigten Kabel herzustellen. "Und zuletzt: Die Behörden verursachen ein großes Durcheinander an Zuständigkeiten und stimmen sich nicht ab", sagte der Manager der Zeitung./stk
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